(Stockholm) – Wie die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“ berichtet, sind in Schweden in den letzten vier Jahren 4.492 Kinder spurlos verschwunden, nachdem sie einen negativen Asylbescheid erhalten hatten. Dabei handelt es sich um Kinder, die teils alleine aber teilweise auch mit ihren Eltern in das Land eingereist sind. Laut der Schwedischen Migrationsagentur seien alleine im Jahr 2018 mindestens 223 Kinder verschwunden.

Derzeit gibt es keine festgelegten Vorgaben dahingehend, wie man mit Kindern, die während eines Asylverfahrens untergetaucht sind, verfahren sollte. Ende 2017 hat der schwedische Ombudsmann für Kinder einen Bericht zu diesem Thema verfasst und erarbeitete für die schwedische Regierung eine Reihe von Vorschlägen.

So schlug er vor, nach Lösungen zu suchen, wie im Rahmen des Asylverfahrens vermisste Kinder gesucht werden können. Wie die stellvertretende Ombudsfrau Anna Karin Hilingson Boqvist gegenüber der Zeitung erklärt, habe die Regierung bis jetzt keinen der Vorschläge umgesetzt.

Besonders besorgt sind die Schwedische Behörden über eine „beunruhigende“ Anzahl von Selbstmorden unter Kindern und Minderjährigen, die ohne Begleitung von Erwachsenen ins Land kamen, um Asyl zu beantragen. Mehr als ein Dutzend junger minderjähriger Flüchtlinge nahmen sich im Jahr 2017 ihr Leben, wie eine Umfrage des örtlichen Karolinska-Instituts ergab.

Diese Zahlen zeigten einen leichten Anstieg gegenüber dem Jahr 2016, als die Zahl der Selbstmorde unter jungen Flüchtlingen unter zehn lag. Im Jahr 2015 gab es in Schweden noch überhaupt keine derartigen Fälle, berichteten lokale Medien. Das Karolinska-Institut berichtete auch, dass die Zahl der Selbstverletzungs- und Suizidversuche bei unbegleiteten Asylbewerbern ebenfalls deutlich höher sei als bei denjenigen, die mit einem Verwandten oder einem Vormund nach Schweden kamen.

Schwedische Behörden mutmaßen, dass die Fälle von Selbstmord unter den jungen Flüchtlingen mit den Schwierigkeiten verbunden sein könnten, die sie durchgemacht hatten, bevor sie Schweden erreichten. Die lokalen NGOs machen die schwedische Migrationsbehörde jedoch teilweise für diese Situation verantwortlich. Es sei „stressig“, dass die unbegleiteten Minderjährigen lange auf die Entscheidung der Behörden in ihren Fällen warten müssen.

von

Günter Schwarz – 20.03.2018