(København) – Am sechsten Prozesstag vor Københavns Byrettet (Stadtgericht Kopenhagen) sagten am Dienstag, den 27.03.2018, weitere Zeugen gegen den U-Boot-Bauer Peter Madsen aus. Angeblich soll dieser sich dafür interessiert haben, wie man Leichen loswerden kann, meinten frühere Mitarbeiter Madsens. „Peter Madsen träumte von einem perfekten Verbrechen. Was für eines, weiß ich nicht. Deshalb habe ich die absurden Gedanken von ihm auch wieder verdrängt“, erklärte der frühere Steuermann des U-Bootes „UC3 Nautilus“ am Dienstag vor Gericht. Er habe jedoch eher an einem Raubüberfall oder dergleichen und nicht an einen Mord gedacht.

Wie die dänische Nachrichtenagentur Ritzau berichtet, hatten der U-Boot-Bauer und sein Steuermann persönlich angeblich ein enges Verhältnis. „Madsen hat mal davon gesprochen, dass wir beide mal zusammen auf dem U-Boot bestattet werden sollen. Das war ein schöner Gedanke – doch er ist viel jünger als ich es bin“, so der Steuermann.

Auch zwei Mitarbeiter in Madsens Werkstatt sagten am Dienstag vor Gericht aus. Sie erzählten, wie der des Mordes an der schwedischen Journalistin Kim Wall angeklagte Madsen über das Loswerden von Leichen gesprochen habe. „Er war ein Befürworter einer Verkehrsaufteilung in der Bucht von Køge. Darin sollen Schiffe einer festgelegten Route folgen. Dieses war laut Madsen ein gutes Gebiet, um etwas zu verstecken“, erklärte einer der Mitarbeiter. Ausgerechnet auch dort ließ Madsen Kim Walls Leichnam am 11. August 2017 über Bord gehen.

Ein 50 Zentimeter langer Schraubenzieher ist ein fester Bestandteil der Gerichtsverhandlung gegen Madsen in København geworden. Immer wieder zeigte Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen den Zeugen das ungewöhnliche Werkzeug und fragte diese, ob der Schraubenzieher im U-Boot benutzt wurde. Die Zeugen waren entsetzt, weil sie wussten, warum der Staatsanwalt danach fragte. Laut Staatsanwaltschaft soll Madsen solch einen Schraubenzieher benutzt haben, um Kim Wall im U-Boot zu misshandeln. „Meine Güte, das ist ein langer Schraubenzieher. Ich erinnere mich nicht daran, dass ich so einen schon mal gesehen habe“, sagte ein früherer Mitarbeiter in Madsens Werkstatt. Auch eine freiwillige Hilfskraft Madsens soll diesen Schraubenzieher im U-Boot noch nie gesehen haben.

Neben den Zeugenaussagen wurden am sechsten Prozesstag auch der Browserverlauf und Videos, darunter von Enthauptungen, von Madsens Privatcomputer der Versammlung präsentiert. Diese entsetzlichen Enthauptungsvideos wurden dabei lediglich den Mitgliedern des Gerichts gezeigt.
Derhttp://sh-ugeavisen.dk/wp-admin/plugins.php Sonderstaatsanwalt Jakob Buch-Jepsen las im Gerichtssaal auch eine SMS Peter Madsens vor, die dieser am Donnerstag, den 10. August um 23.25 Uhr – am selben Tag, an dem er in seinem U-Boot mit der schwedischen Journalisten Kim Wall hinausfuhr – an seine damalige Frau gesandt hatte.Darin heißt es: „Ich bin ein bisschen auf Abenteuer mit Nautilus. Mir geht es gut. Fahren auf See im Mondlicht. Tauche nicht. Umarme und vermisse dich.“ Die SMS-war, als die Nachricht gesendet wurde.

Zwölf Verhandlungstage sind zur Aufklärung des Mordes an der schwedischen Journalistin Kim Wall insgesamt angesetzt. Begonnen hatte der Prozess am 8. März in Københavns Byrettet. An den ersten beiden Tagen legte die Staatsanwaltschaft den Fall dar. Danach beantwortete der Angeklagte über mehrere Stunden Fragen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung.

Die vergangenen drei Verhandlungstage gab es Zeugenaussagen. Darunter ein Rechtsmediziner und mehrere Bekannte des Angeklagten, worunter sich auch mehrere Frauen waren, zu denen Peter Madsen ein sexuelles Verhältnis hatte. Auch die kommenden drei Verhandlungstage Dienstag, Mittwoch und der 3. April werden dazu genutzt.

Danach wird die Staatsanwaltschaft schriftliche Materialien vorlegen, die dokumentiert werden müssen. Besonders die rechtspsychiatrische Untersuchung wird von Interesse sein. Nach der Beweisvorlage erklären sich zunächst die Staatsanwaltschaft und dann die Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft hat bereits vorab durchblicken lassen, dass sie für lebenslange Haft plädieren wird.

Bevor das Gericht sich zur Urteilsfindung zurückzieht, bekommt der Angeklagte das Wort. – Die Urteilsverkündung wird für den 25. April 2018 erwartet.

von

Günter Schwarz – 28.03.2018