Die dänische Kolonie Dansk Vestindien (Dänisch-Westindien) geht für 25 Millionen Dollar in den Besitz der USA über und heißt seitdem Amerikanische Jungferninseln.

Dansk Vestindien war eine dänische Kolonie in der Karibik (Kleine Antillen, Jungferninseln). Sie umfasste im Laufe der Zeit die Inseln Saint Thomas, Saint John und Saint Croix (heute Amerikanische Jungferninseln), außerdem von 1682 bis 1689 auch die Krabbeninsel (heute zu Puerto Rico gehörend). Die erste feste dänische Siedlung entstand 1666, 1754 ging die Kolonie von der dänischen Handelskompanie an die dänische Krone über, 1917 erfolgte der Verkauf der Inseln an die USA.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die westindische Zuckerproduktion häufiger von Unwettern und Trockenheit heimgesucht. Ende der 1890er Jahre zeigte das Deutsche Reich Interesse an den dänischen Antilleninseln. Dem standen die US-amerikanischen Interessen entgegen, die nach möglichst viel Kontrolle über die eigene Hemisphäre strebten.

1902 gab es eine vorläufige Abmachung zwischen den USA und Dänemark über den Verkauf der Inseln für fünf Millionen Dollar. Im Folketing fand der Plan eine große Mehrheit, aber im Oberhaus, dem Landsting, scheiterte er an einer Pattsituation: Die konservativen Kräfte waren der Meinung, dass Dänemark bereits klein genug sei.

Im Ersten Weltkrieg war es für das neutrale Dänemark schwer, die Verbindung mit der karibischen Kolonie aufrechtzuerhalten. 1915 herrschten allgemeine soziale Unruhen unter der schwarzen Bevölkerung, so dass Dänemark im Dezember widerwillig den Kreuzer Valkyrien nach Westindien entsandte, um Ruhe und Ordnung herzustellen. Im Januar 1916 brach dennoch ein Generalstreik aus. Im gleichen Monat einigten sich die USA und Dänemark erneut auf einen Verkauf von Dänisch-Westindien. Als die geheimgehaltenen Verhandlungen im Sommer 1916 in Dänemark bekannt wurden, kam es zu einem Proteststurm der Nationalisten.

Am 30. September 1916 einigte man sich darauf, die Sache dem dänischen Volk zur Abstimmung vorzulegen. Es war die erste Volksabstimmung in Dänemark. Eine Mehrheit stimmte am 14. Dezember 1916 für den Verkauf Dänisch-Westindiens an die USA.

Am 1. April 1917 wechselten die Inseln für 25 Millionen Dollar den Besitzer. Im Gegenzug konnte Dänemark seine Hoheit über ganz Grønland ausweiten. Ungeachtet des Verkaufs der Kolonie an die USA blieb die dänische Währung in Franc/Daler bzw. Bit/Cent einzig gültiges Zahlungsmittel bis zum 1. Juli 1934, als sie vom US-Dollar abgelöst wurde. Geblieben ist auch bis heute der Linksverkehr, gefahren wird jedoch ausschließlich mit linksgesteuerten Kraftfahrzeugen. Die Inseln sind das einzige Gebiet der USA mit Linksverkehr.

Noch heute zeigen sich dänische Einflüsse auf den Inseln. Am sichtbarsten ist der Danebrog im Siegel der Amerikanischen Jungferninseln und an vielen Gebäuden. Einige dänische Wörter finden sich im lokalen englischen Dialekt, zum Beispiel Velkommen (dt. Willkommen). Die Straßenschilder sind oft zweisprachig, und seit Ende des 20. Jahrhunderts gibt es ein wachsendes Interesse an den Inseln als Reiseziel geschichtsinteressierter Dänen und Norweger. Einflüsse Dänemarks sieht man außerdem in der Kolonialarchitektur und im Möbeldesign.

von

Günter Schwarz – 01.04.2018