Das dänische Containerschiff „Clara Maersk“ rettet am 02. Mai 1975 im Südchinesischen Meer 3.628 vietnamesische Bootsflüchtlinge vor dem Ertrinken aus Seenot, indem sie diese an Bord nimmt und sie in ihren Zielhafen Hongkong bringt.

Das dänische Containerschiff, die „Clara Maersk“ war im Mai 1975 auf dem Weg nach Hongkong, als sie plötzlich am Morgen des 02. Mai 1975 S.O.S Signale empfing. Zunächst war der Brückenbesatzung unklar, woher diese S.O.S-Signale kamen, bis man wusste, dass diese von dem südvietnamesischen Frachtschiff „Truong Xuan“ ausgesendet wurden, das mit fast 4.000 Menschen an Bord aus Vietnam geflüchtet war, um dem kommunistischen Regime zu entkommen, das sich seit dem 30. April 1975 über ganz Vietnam ausgebreitet hatte.

Die „Truong Xuan“ war in Seenot geraten, und Wasser drang ins Schiff ein, welches nicht gelenzt (abgepumpt) werden konnte, da die Schiffsmaschinen und Hilfsdiesel ausgefallen waren.

Der dänische Kapitän Anton M. Olsen des Containerschiffs „Clara Maersk“ nahm sofort Kontakt zum vietnamesischen Frachter auf und erreichte nach drei Stunden das havarierte Schiff auf der angegebenen Position der „Truong Xuan“.

Die erste Idee der vietnamesischen und dänischen Maschinisten, die Maschinen des vietnamesischen Schiffes soweit instand zu setzen, dass sie das eingeströmte Wasser wieder abpumpen und aus eigener Kraft dem großen Containerschiff folgen konnte, ließ sich nicht realisieren. Die Hauptmaschinen der „Truong Xuan“ konnte zwar zum Laufen gebracht werden, die Pumpen hatten aber zu wenig Leistung, sich des Wassers an Bord zu entledigen.

So entschied Kapitän Olsen alle 3.628 Vietnamesen an Bord zu nehmen, und sein Schiff ging längsseits zu dem vietnamesischen Schiff. Alle verfügbare Möglichkeiten zur Übernahme der Menschen von dem einen auf das andere Schiff wurden genutzt, und es wurden Netze gespannt, Treppen aufgestellt und Stege ausgebracht. Es dauerte dennoch etwa sechs Stunden, bis alle Vietnamesen auf die „Clara Maersk“ umgestiegen waren.

Nach der Rettungsaktion nahm das dänische Containerschiff wieder Kurs auf die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong. Während der Reise dorthin musste die „Clara Maersk“ am Sonntag, den 04. Mai 1975, Kontakt zur britischen Fregatte „HMS Chichester“ aufnehmen, die sich in dem Seegebiet aufhielt. Vier der Flüchtlinge, die schwer krank waren, wurden von der Marine per Bordhubschrauber vom Containerschiff zur „Chichester“ geflogen, die über Bordärzte verfügte.

Am Abend erreichte die „Clara Maersk“ den Hafen von Hongkong, und es dauerte bis 03:00 Uhr des nächsten Tages bis alle 3.624 noch an Bord verbliebene Flüchtlinge das Containerschiff verlassen hatten.

von

Günter Schwarz – 02.05.2018