(Ulfborg) – Drei der mindestens acht jungen Wölfe, die im vergangenen Jahr in Vestjylland (Westjütland) geboren wurden, haben sich auf den Weg nach Schleswig-Holstein gemacht. Für einen von ihnen endete das Abenteuer tödlich. Ob der geplante Wildschweinzaun ein Hindernis für Wölfe wird, ist derweil ungewiss, meint ein Experte.

Drei Wolfsjunge aus Vestjylland sind 230 bis 300 Kilometer weit von ihrem Geburtsort bei Ulfborg in Jütland nach Schleswig-Holstein gewandert, wo sie in letzter Zeit spuren hinterlassen haben. Das teilt das Naturhistorische Museum Aarhus am Freitag mit. Über die mitteleuropäische Wolfs-Kooperation „CEwolf“ konnten die Wissenschaftler des Museums und der Uni Aarhus die Fährte der „dänischen“ Wölfe verfolgen. Ihre DNA-Profile wurden mit denen von Spuren in Deutschland verglichen.

Eine Jungwölfin, die laut Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf am 12. Mai auf der A23 bei Tornesch in der Nähe von Hamburg totgefahren wurde, stammt demnach aus dem dänischen Wurf. Das habe eine Untersuchung aus Gewebeproben ergeben. Der männliche Jungwolf konnte nach zwei Zwischenfällen am 6. und 11. Mai nördlich des Nord-Ostsee-Kanals nachgewiesen werden – und am 13. Mai erneut ganz in der Nähe der Stelle, an der eine seiner Schwestern tags zuvor getötet wurde. Eine weitere Jungwölfin aus dem Wurf wurde durch eine Probe vom 13. Mai in Dithmarschen nachgewiesen. Auch wenn keine neueren Funde vorliegen, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass beide Wölfe noch am Leben sind.

Wölfe verlassen ihr Geburtsgebiet im Normalfall im Alter von zehn bis 22 Monaten. Wenig überraschend wurden deshalb bereits im Februar Jungwölfe im Mindestabstand von 35 Kilometern von Ulfborg nachgewiesen. Dass die drei Jungwölfe in Schleswig-Holstein so nahe beieinander nachgewiesen wurden, könne darauf hinweisen, dass sie gemeinsam ausgewandert sind, meinen die dänischen Forscher – sicher sei dieses aber nicht.

Nachgewiesen werden konnte aber erstmals, dass Wölfe nicht nur aus Deutschland nach Dänemark einwandern, sondern dass die Bewegung auch in die andere Richtung geht. Dieses bestätige die Annahme, dass die Wölfe in Dänemark ein integraler Bestandteil des zentraleuropäischen Wolfsbestandes sind, der um die 136 Wolfsrudel und -paare zählt.

Dass die Jungwölfe durch Sønderjylland (Nordschleswig) und das nördliche Schleswig-Holstein durchgewandert sind, überrascht Kent Olsen, Forschungsleiter am Naturhistorischen Museum Aarhus, nicht. „Nordschleswig ist kein geeigneter Lebensraum für Wölfe. Hier gibt es zu wenig dichte Natur. Es ist eher ein Transitgebiet zwischen Nord und Süd“, sagt er. Dass die Jungwölfe nach Schleswig-Holstein zurückgewandert sind, sei derweil eher ein Zufall auf der Suche nach geeigneten Lebensräumen.

„Die Wölfe brauchen einen hohen Naturgehalt, also zum Beispiel Wald, Heidelandschaft und viel Hirschwild und Wildschweine“, sagt Olsen. Die in Dänemark so gefürchteten Wildschweine gehörten nämlich zu den bevorzugten Beutetieren der Wölfe.

Auf die Frage, welche Auswirkungen der von der dänischen Regierung geplante Wildschweinzaun entlang der dänisch-deutschen Grenze haben werde, sagt Peter Sunde, Seniorforscher an der Uni Aarhus, dem Nordschleswiger: „Die kurze Antwort ist: Wir wissen es nicht. Im Prinzip ist ein Zaun immer eine Barriere. Aber die Wölfe werden vermutlich da durchkommen, wo auch der gewöhnliche Verkehr durchkommt. Es kann durchaus sein, dass sie umdrehen, wenn sie auf den Zaun stoßen. Es kann aber auch sein, dass sie dem Zaun folgen, bis sie einen Durchgang finden“, so Sunde.

von

Günter Schwarz – 02.06.2018