Anders Christensen Arrebo, der als „ Vater des dänischen Kunstgedankens bezeichnet wird, erblickt am 02. Juni 1587 in Ærøskøbing auf der kleinen Insel Ærø das Licht der Welt. Arrebo entfernt aus der dänischen Poesie die Formalsprache und schafft eine echte poetische Ausdrucksweise in der Sprache.

Arrebo folgte den Fußstapfen seines Vaters und studierte Theologie an der Universität von København. Im Alter von 21 Jahren war er an der Schlosskirche, der Nicolaikirche in København beschäftigt. Seine poetischen Ambitionen wurden in gelegentlichen Gedichten dem König zu Gehör gebracht. So gewann er schnell die Gunst von Kong Christian IV. und wurde im sehr jungen Alter von nur 31 Jahren im Jahre 1618 zum Bischof von Trondheim ernannt.

Dieses Amt hatte er jedoch nicht lange inne, denn im Jahre 1622 verlor es wieder wegen seines anstößigen Lebenswandels. Im Sommer 1619 hatte er an einer mehrtägigen Hochzeit teilgenommen. Während der Feierlichkeiten hatte er am „Jäger-Tanz“ teilgenommen, bei die Paare sich trennen und sich im weiteren Verlauf des Tanzes wiedertreffen, umarmen und einander küssen. Und schlimmer noch, eines Morgens war er in einem gemeinsamen Schlafzimmer für Männer und Frauen nur halb bekleidet auf einem Bett in Gesellschaft von zwei Frauen gesehen worden. 1621 war er wieder auf einer Hochzeit gewesen und hatte getanzt und gesungen und sogar einen Toast zum Gedenken an den heiligen Benedikt ausgebracht, was für einen lutherischen Geistlichen ein absolutes Tabu war.

1622 reiste Kong Christian IV. nach Norwegen, um dem Gericht in Bergen beizuwohnen, vor dem Arrebo angeklagt wurde. Der Prozess fand unter Beteiligung von fünf Ratgebern Kong Christians und von norwegischen Bischöfen als Richter statt. Das Urteil wurde am 31. Juli 1622 gesprochen, und es besagte, dass Arrebo nicht gemäß der norwegischen Kirchenordnung von 1607 gelebt hatte. Er wurde verurteilt für das „leichtfertige Singen von Liedern“, „unordentliches Tanzen auf Tanzenveranstaltungen“, „am Abend im Wirtshaus einen Toast auf Sankt Benedikt ausgebracht zu haben“ und „mit Frauen spärlich bekleidet gemeinsam in einem Bett gelegen zu haben“. – Diese Fakten verstießen allesamt gegen die Würde eines Bischofs, und somit wurde er seines Amtes enthoben.

Nach seiner Amtsenthebung zog er nach Malmö und begann dort, Davids Psalmen aus dem Alten Testament zu übersetzen. Die Veröffentlichung der Psalmen war ein großer Erfolg, und er war sogar so groß, dass sein Ruf wiederhergestellt wurde. Christian IV. sandte ihm 1625 einen Brief, der ihm seine Vergehen vergab und es ihm erlaubte, erneut ein Amt als Priester zu bekleiden. Daraufhin wurde er Pfarrer in Vordingborg, und er behielt diese Stelle bis zu seinem Tod 1637.

Sein schriftstellerisches Schaffen kann in drei Teile unterteilt werden: Der Selbstgedanke, Davids Psalmen und Hexaëmeron, ein posthum veröffentlichtes Werk der Schöpfungsgeschichte mittels Versen und zuletzt eine Rezension des französischen Gedichtes „La Première Semaine“ (Die erste Woche). Diese Arbeit ist beeindruckend, weil sie gänzlich ohne zeitgenössische dänische Versmaße geschrieben ist. Sie ist auf Hexameter (Versmaß aus Daktylen und Spondeen) und Alexandriner (aus der französischen Literatur entwickeltes Versmaß ) geschrieben.

Arrebos Schriftstellerei leitete das Barock ein, eine Zeit, die in Thomas Kingos (1634 – 1707) Schriften gipfelte. Arrebos Predigten führten die Regeln für Verse auf Dänisch ein. In den öffentlichen Zeitungen und in anderen frühen Gedichten waren Versmaße nicht festgelegt, aber mit Arrebo, bekam Dänemark ein festes Versmaß.

Neben den beiden Hauptwerken schrieb er eine Fülle von Gelegenheitsgedichten für den Adel und den König, so wie es die Dichter seiner Zeit taten. Das Selbstwertgefühl ist sehr charakteristisch für den Barock.

Anders Christensen Arrebo verstarb 50-jährig am 12. März 1637 in der Kleinstadt Vordingborg im Süden von Sjælland (Seeland), dem Geburtsort der legendären dänischen Königin, Dronning Margrethe I. (1353).

von

Günter Schwarz – 02.06.2018