(København) – Die dänische Hauptstadt beherbergt das „Det Kongelige Teater“ (Das Königliche Theater) in ihren Mauern, und es dient ihr u. a. als touristisches Zugpferd. Zwei Drittel der Gelder, die Dänemark für die Subvention seiner Bühnen ausgibt, fließen den Theatern Københavns zu, obwohl dort inklusive dem Einzugsgebiet der Metropole nur etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt. Das mag so manchem Dänen in der Provinz vorkommen, als wäre „etwas faul im Staate Dänemark“.

In der Provinz stellen sich die Bürger die Frage: „Was soll dieses Theater?“ Was Bühnenkunst angeht, so findet diese in der dänischen Provinz kaum statt und gefördert wird sie so gut wie gar nicht. Die Organisation „Danmark på Vippen“ (Dänemark auf der Kippe) möchte die kulturelle Schieflage zwischen der Hauptstadt und der Provinz geraderücken und hat deshalb eine Studie erstellen lassen. Demnach erhält das „Det Kongelige Teater“ in København allein 42 Prozent der 1,2 Milliarden Kronen (161 Millionen Euro), die jährlich verteilt werden. Darüber hinaus fallen weitere 27 Prozent der finanziellen Mittel den anderen Theatern in der Hauptstadt zu, und somit bleiben für die Provinz bescheidene und geradezu magere 31 Prozent.

Laut Peter Westphal vom „Egnsteater Randers“ ist die Verteilung der Gelder ein Symptom dessen, dass in den Köpfen der Geldverteiler aus dem Kulturministerium außerhalb Københavns nichts gedeihen kann.

Westphal moniert auch, dass das „Det Kongelige Teater“ von 300 Vorführungen im Jahr nur 50 auf den Provinzbühnen aufführt und somit seiner Aufgabe als Theater der Nation alles andere als gerecht wird.

Es ist nicht der erste Kulturvergleich von „Danmark på Vippen“. Auch im Bereich der Museen und der Bildung zeigten sich ähnlich große Unterschiede zwischen der Hauptstadt und der Provinz.

Ohne Frage muss København als Hauptstadt attraktiv sein, aber die Politik muss sich auch mit der Provinz auseinandersetzen, um die Schieflage zu beheben. Dass die dänische Metropole im Kulturbereich mehr als doppelt so viele Gelder bekommt als die Provinz ist vor allem historisch bedingt und weil man an jahrelangen Gewohnheiten festhält.

Den Geldgebern fehlt leider das Gespür dafür, dass auch außerhalb Københavns kultureller Bedarf ist und dass sich auch dort eine kreative Bühnenwelt befindet – die sich allerdings oft vergeblich um Gelder bemüht. Wer dieses Gespür nicht von allein hat, muss es auferlegt bekommen. Dafür sind Kulturpolitiker da und dafür hat Dänemark den Kulturmininster Bertel Haarder (Venstre / Rechtsliberale Partei), die für eine gewisse Balance bei den Subventionen im Kulturbereich zu sorgen haben.

von

Günter Schwarz – 07.06.2018