(Flensburg) – Ein Feldversuch in Flensburg sorgt für Diskussion: große bunte Punkte auf dem Boden in den Innenstadt. An der Kreuzung zur Fußgängerzone Große Straße/Holm mit der Rathausstraße werden ab dem ersten Juli die Ampeln abgeschaltet, die bisher den Verkehr geregelt haben. Den gleichgeschlechtlichen Ampelpärchen wird für drei Monate das Licht ausgeknipst. Statt roter und grüner Lichtzeichen gilt jetzt gegenseitige Rücksichtnahme. Für Autos bedeutet das Tempo 20, für Fußgänger heißt es Augen auf.

Die Maßnahme ist Teil des Masterplans Mobilität der Stadt Flensburg und soll deren Klimaschutzziele mit der Erhöhung der Lebensqualität verbinden. Begegnungszonen („shared spaces“) gebe es laut der Stadt international auch in Großstädten wie New York und anderen. „Shared Space“, was frei übersetzt sowas wie „geteilter Raum“ heißt, bedeutet: Autos, Busse, Fußgänger, Radfahrer teilen sich den öffentlichen Raum und die Verkehrswege.

Regeln gibt es keine, gegenseitige Rücksichtnahme ist hier ein zwingendes Muss. Wie das mit der Verkehrssicherheit an einer vielbefahrenen Straße wie der Rathausstraße zusammenpasst, wird sich zeigen müssen. Bislang wird von einer Testphase bis zum 30. September ausgegangen, wie der Pressesprecher der Stadt Flensburg, Clemens Teschendorf, mitteilte. Nach drei Monaten sollen die Erfahrungen in Flensburg überprüft werden. Wenn alles gut geht, wird die Begegnungszone verlängert. Kurz bevor es am 1. Juli mit dem Begegnen auf der Straße losgehen soll, will die Stadt noch einmal genau über die Situation informieren.

Bei Facebook scheiden sich bereits die Geister. Von einer Einladung zum überdimensionalen Twister-Spiel, über die Besorgnis um Kinder und nichtsahnende Urlauber, der Freude über die Verschönerung der Straße bis hin zu „Ich habe in der Fahrschule nichts von komischen Punkten auf dem Boden gelernt – zu meiner Zeit gab es Zebrastreifen“, die Meinungen über die innovative Straßenquerung sind geteilt und werden durchaus kontrovers diskutiert.

In der Norderstraße hat das Stadtteilforum „Forum Hafenquartier“ gemeinsam mit der Stadt einen weiteren Leuchtturm des Masterplans Mobilität in die Tat umgesetzt. Ein sogenanntes „Parklet“ ist jetzt auf einem Parkplatz in der vorderen Norderstraße bepflanzt, eingeweiht und eingesessen. Es soll erlebbar machen, wieviel Platz von parkenden Autos besetzt wird und wieviele Menschen im Vergleich auf dieser Fläche verweilen können. Von Juli bis September soll die Sitzlandschaft in der Norderstraße zum Verweilen einladen und die Lebensqualität erhöhen.

von

Günter Schwarz – 28.06.2018