In einer Mitteilung verkündet der Social-Media-Riese Facebook, 583 Millionen Fakeaccounts entfernt und 2,5 Millionen Hasskommentare gelöscht zu haben. Auch einer „Wahleinmischung“ in Mexiko habe man vorgebeugt. Nicht alle bejubeln dieses Vorgehen.

Am Dienstag verkündete der Social-Media-Riese Facebook, das Unternehmen habe mehr als 10.000 „schlechte Akteure“ von seiner Plattform verbannt, um sicherzustellen, dass Facebook „für jeden ein sicherer Platz“ bleibe. Der Chefbeauftragte für das Cybersicherheitskonzept bei Facebook, Nathaniel Gleicher, erklärte dazu: „Als Teil unserer breiteren Bemühungen, Missbrauch zu verhindern und zu gewährleisten, dass Facebook für alle ein sicherer Ort bleibt, haben wir jüngst mehr als 10.000 Fake-Seiten oder -Gruppen sowie Konten in Mexiko und Lateinamerika entfernt, weil diese unsere Gemeinschaftsstandards verletzt hatten. […] Die Inhalte, die wir vorgefunden haben, verstießen gegen unsere Politik wider koordinierte Schädigungsabsichten und nicht authentisches Verhalten ebenso wie gegen jene zum Schutz vor Angriffen auf Grund von Rasse, Geschlecht oder sexueller Orientierung.“

Wahlen in Mexiko sollen Urheber von „Falschnachrichten“ angelockt haben

Für solcherart Inhalte sei kein Platz auf Facebook, und man investiere hohe Summen sowohl in Personal als auch in technische Ausstattung, um Inhalte dieser Art aus den eigenen Diensten zu verbannen. Gleicher weiter: „Im ersten Quartal des Jahres 2018 haben wir weltweit 837 Millionen Spamnachrichten entfernt, 2,5 Millionen Hasskommentare gelöscht und 583 Millionen Fake-Accounts unschädlich gemacht – die meisten davon, bevor sie überhaupt an Facebook gemeldet wurden.“

Um dieses zu gewährleisten, nutze Facebook maschinengestütztes Lernen, künstliche Intelligenz und Computererkennungsprogramme, um unerwünschte Akteure schneller identifizieren zu können. Insbesondere mit Blick auf die am 1. Juli bevorstehenden Wahlen in Mexiko sei ein besonders konzentriertes Vorgehen geboten gewesen, so Gleicher: „Deshalb haben wir so hart gearbeitet, um Wahleinmischungen zu verhindern, indem wir Fake-Accounts ins Visier genommen haben, die Desinformation verbreiteten; wir haben mit externen Faktencheckern zusammengearbeitet, um die Verbreitung von Falschnachrichten zu verhindern; und wir haben Werbung transparenter gemacht.“

Facebook, so heißt es in der Erklärung, habe „Millionen von Menschen in aller Welt eine Stimme gegeben – und es ist wichtig, dass die Konversationen, die auf unserer Plattform täglich stattfinden, authentisch sind“

Zuckerberg bleibt wortkarg auf Frage nach Definition von „Hassrede“

Die bekannte US-amerikanische Bloggerin Paula Bolyard vermögen diese Erfolgsmeldungen jedoch nur bedingt in Jubelstimmung zu versetzen. Auf „PJ Media“ macht sie erneut darauf aufmerksam, dass die Gemeinschaftsstandards so unpräzise gehalten seien, dass nicht transparent sei, wie Begriffe wie „Hassrede“ definiert und abgegrenzt würden. Je nach Überzeugung könne dieser nur objektiv problemlos erkennbare Formen der Herabwürdigung von Menschen aufgrund von Rasse, Geschlecht oder sexueller Orientierung umfassen – aber auch jede politische oder religiös begründete Meinungsäußerung, die einer bestimmten progressiven ideologischen Agenda zuwiderlaufen, wie etwa das Eintreten für das traditionelle Verständnis von Ehe.

Bolyard hatte Facebook-CEO Mark Zuckerberg persönlich angeschrieben und diesem die Frage gestellt, was er unter Begriffen wie „Hassrede“ oder „Angriffe auf der Basis von Rasse, Geschlecht oder sexueller Orientierung“ verstehe und wie weit das Verständnis davon in seiner Konsequenz reiche. Eine Antwort habe sie bis dato nicht erhalten.

Für die Bloggerin ein nicht nachvollziehbares Vorgehen vonseiten Facebooks: „Wie ich bereits wiederholt gesagt habe: Facebook ist ein privates Unternehmen, und als solchem steht es ihm frei, jeden aus jedem erdenklichen Grund und auch ohne Grund zu verbannen. Und uns steht es frei, zu gehen, wenn uns die Art und Weise nicht gefällt, wie Zuckerberg sein Unternehmen führt. Ich würde mir nur wünschen, dass Facebook Klartext darüber reden würde, was man für akzeptable Rede hält und was ,verboten´ ist, so dass wir selbst entscheiden können, ob wir auf der Plattform bleiben wollen oder nicht.“

von

Günter Schwarz – 29.06.2018