(Berlin) – Der zwischen den „christlichen“ Schwesterparteien CDU und CSU ausgetragene Zwist um die Asylfrage hat allen Koalitionsparteien in der Wählergunst geschadet. Nur die rechtspopulistische AfD, dem derzeitigen „Sammelbecken“ der Querulanten und Unzufriedenen, geht als Gewinnerin aus dem Zwist heraus, den unnötigerweise der sturköpfige, bayerische „Heimat-Horst“ vom Zaun gebrochen hat, da er glaubt, Politik im „Trumpschen Stil“ von „Bayern first“ machen zu müssen.

Und der sogenannte Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat, Horst Seehofer, hatte Erfolg, denn er konnte die ewig Gestrigen aus der AfD „hochschießen! Sie kommt jetzt erstmals auf 17 Prozent in der Wählergunst und liegt damit gleichauf mit der ehemaligen Arbeiterpartei und Partei der „kleinen Leute“, SPD, die sich seit Gerhard Schröder zur Bonzen- und Großkapitalspartei aufgeschwungen hat.

Zwar ist der Asyl-Streit offensichtlich zumindest in der Öffentlichkeit beigelegt, und dennoch hat er in breiten Massen des Volkes Spuren hinterlassen, deren politische Folgen jetzt sichtbar werden. Im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid wöchentlich für die „Bild am Sonntag“ erhebt, verliert die CDU/CSU zwei Punkte – nur noch 30 Prozent würden aktuell eine der Unionsparteien wählen. Das ist der schlechteste Wert für die „Christen“ in dieser Umfrage seit November.

Insgesamt kommt die große Koalition im Sonntagstrend nur noch auf 47 Prozent und hätte damit keine Mehrheit mehr im deutschen Bundestag. Doch auch die übrigen Oppositionsparteien, die auf dem Boden der Verfassung stehen, können davon nicht profitieren. Die Grünen erreichen wie in der Vorwoche 12 Prozent, Linke und FDP liegen erneut bei jeweils 9 Prozent.

Die große Gewinnerin des Hickhacks innerhalb der Unionsparteien ist die rechte Partei AfD. Sie steigt laut der Umfrage um drei Prozentpunkte auf den Rekordwert von 17 Prozent. Damit ist sie erstmals so stark wie die SPD, die zwei Prozentpunkte verlor.

Für den Sonntagstrend wurden zwischen dem 28. Juni und dem 4. Juli 1894 repräsentativ ausgewählte Personen befragt. Der Asylkompromiss zwischen CDU und CSU wurde in der Nacht zum 3. Juli erzielt, die Vereinbarung der Union mit der SPD am Abend des 5. Juli.

Nach dem Unionsstreit finden 71 Prozent der Deutschen, dass der Anstand in der Politik verloren gegangen ist. Nur 23 Prozent glauben das nicht, wie eine weitere repräsentative Emnid-Umfrage für die „Bild am Sonntag“ ergab. Den Umgang von CDU und CSU miteinander finden danach 67 Prozent der Befragten unanständig, nur 19 Prozent halten ihn für anständig.

69 Prozent sind der Ansicht, dass CSU-Chef Horst Seehofer dem Ansehen der Politik mehr geschadet als genützt hat. 19 Prozent sehen das nicht so. Dass Seehofer Innenminister bleiben sollte, meinen 41 Prozent, 48 Prozent der Befragten sind dagegen. 46 Prozent sehen auch im Verhalten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Schaden für das Ansehen der Politik, 49 Prozent allerdings nicht.

von

Günter Schwarz – 08.07.2018