(London) – 2018 könnte das schleswig-holsteinische Wimbledon-Jahr werden. Nur noch jeweils ein Sieg trennt Angelique Kerber und Julia Görges vom Finale des Rasentennisklassikers der Wimbledon Championships, des ältesten und prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt.

Während die Kielerin Kerber nach 2012 und 2016 bereits zum dritten Mal in der Vorschlussrunde vor den Toren Londons steht, ist es für ihre Fed-Cup-Kollegin aus Bad Oldesloe das erste Mal. Görges erreichte sogar vor diesen Tagen noch nie ein Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier.

Die 30-jährige Kerber behielt im Breakfestival die Nerven und setzte sich am Dienstag gegen die Russin Daria Kasatkina in zwei Sätzen mit 6:3, 7:5 durch. Schnell führte die Kielerin mit 4:1 und vergab sogar zwei Breakbälle zum möglichen 5:1. Als Kasatkina im siebten Spiel ein Break gelang, schien das Match zu kippen, doch die Russin machte sich ihr Spiel durch zahlreiche Fehler kaputt. Nach 32 Minuten hatte Kerber den ersten Satz mit 6:3 für sich entschieden.

Auch im zweiten Durchgang nahm die 30-Jährige ihrer Gegnerin früh den Aufschlag ab. Wieder gab es einen Durchhänger, Kasatkina konnte zum 3:3 ausgleichen. Im anschließenden Break-Festival (fünf in Folge) und in einem fast zehnminütigen letzten Spiel behielt Kerber die Nerven und verwandelte nach gut eineinhalb Stunden ihren siebten Matchball. „Wir haben auf einem hohen Level gespielt. Es ist großartig, im Halbfinale zu stehen. Ich habe mich immer wieder gepusht, bis zum Ende“, sagte die Kielerin nach ihrem Erfolg.

Wenig später zog dann Görges nicht weniger nervenstark nach. Die 29-Jährige gewann ihr erstes Viertelfinale bei einem der vier Majors am Dienstagnachmittag gegen die Niederländerin Kiki Bertens 3:6, 7:5, 6:1. „Ich habe nach dem ersten Satz versucht, ruhig zu bleiben“, sagte die sichtlich bewegte Schleswig-Holsteinerin, die mit Bertens gut befreundet ist und häufig mit ihr im Doppel spielt. „Ich bin froh, dass es geklappt hat.“ Ein Break zum 5:3 für die Niederländerin entschied den ersten Satz. Im zweiten Durchgang führte Görges bereits mit 4:1, machte es dann aber noch mal spannend. Als sie im dritten Spielabschnitt Bertens erneut den Aufschlag abnahm, war sie nicht mehr aufzuhalten. „Es ist einfach großartig!“

2011 und 2012 war die Bad Olesloerin in Wimbledon jeweils in Runde drei gescheitert und hatte in den folgenden Jahren fünf Auftaktniederlagen in Serie kassiert. Jetzt lockt das Finale – und ein schleswig-holsteinisches Duell? Für Wimbledon wäre das ein Novum in der 134 -jährigen Geschichte des Turniers. Nur im Jahr 1931 trafen mit der Kölnerin Cilly Aussem und Hilde Krahwinkel aus Essen zwei deutsche Spielerinnen im Finale aufeinander, das Cilly Aussem für sich entscheiden konnte.

Im Halbfinale am Donnerstag kann die zweimalige Grand-Slam-Siegerin Kerber gegen die letztjährige French-Open-Gewinnerin, Jelena Ostapenko aus Lettland, wie vor zwei Jahren das Endspiel am Samstag  erreichen. Gegen die 21-Jährige aus Riga hat Kerber noch nie gespielt. „Ich muss mein bestes Tennis spielen und ich will es auch zu genießen“, sagte Kerber.

Die Weltranglisten-13. Görges fordert die US-Amerikanerin Serena Williams heraus, die nach ihrer Babypause ihr zweites Grand-Slam-Turnier bestreitet. In allen drei Vergleichen hat die Norddeutsche bislang das Nachsehen gehabt. Zuletzt unterlag sie der langjährigen Nummer eins bei den French Open in Paris.

von

Günter Schwarz – 11.07.2018