Der Architekt Jørn Utzon erhält in Anerkennung für den Bau der Oper am 14. Juli 1998 die Schlüssel der Stadt und wird damit zum Ehrenbürger Sydneys ernannt.

Der am 09. April 1918 in København geborene Jørn Oberg Utzon war ein dänischer Architekt, der durch den Bau des Opernhauses in Sydney, der „Muschel“, weltberühmt wurde. Neben der Ehrenbürgerschaft der Stadt Sydney, die er am 14. Juli 1998 erhielt, wurde Utzon 2003 mit dem Pritzker-Preis, einer weltweit renommierte Auszeichnung für Architektur, für sein Lebenswerk ausgezeichnet.


Foto: Opernhaus Sydney
Jørn Utzon war der Sohn von Aage Utzon, einem Yachtkonstrukteur, und Estrid Utzon. Er hatte einen älteren Bruder namens Leif. Jørn besuchte in einer Privatschule den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig. Er war ein mittelmäßiger Schüler, in Mathematik waren seine Leistungen sogar ausgesprochen schlecht.

1930 besuchte die Familie Utzon in Stockholm die Architektur- und Designmesse Stockholmsutställingen. Dort wurden leichte, helle Möbel und das Konzept von Luft und Licht vorgestellt. Die Familie stellte daraufhin ihre gesamte Lebensweise um, entfernte zugunsten leichter, praktischer Einrichtungsgegenstände die düsteren viktorianischen Möbel aus dem Haus und stellte die Ernährung auf leichte, gesunde Kost um. Die Kinder bekamen Fahrräder geschenkt, damit sie sich an der frischen Luft bewegen konnten.

Jørn half seinem Vater beim Anfertigen von Konstruktionszeichnungen und Modellen. In den 1930er-Jahren lernte er den Künstler Poul Schrøder kennen, der ihn das Zeichnen mit Kohlestiften lehrte.

Nach der Schule wollte Jørn Utzon eigentlich die Offizierslaufbahn bei der Marine einschlagen, wurde jedoch wegen zu schlechter Noten nicht an der Offiziersschule angenommen. 1937 begann er ein Studium der Architektur in København. 1942 wurde er Mitarbeiter von Paul Hedqvist in Stockholm. 1946 arbeitete er für ein halbes Jahr bei Alvar Aalto. Danach lebte er eine kurze Zeit bei Frank Lloyd Wright in Taliesin und bereiste Mexiko und Europa.

1950 gründete Jørn Utzon sein eigenes Architekturbüro in København. Er machte sich dort mit Wohnhäusern einen Namen, unter anderem seinem eigenen, 1952 errichteten Haus, ferner mit der 1958–1960 errichteten Gartenhofhaus-Wohnanlage „Kingo“ in Helsingør und der 1962–1963 erbauten Reihen- und Gartenhofhaus-Siedlung in Fredensborg. Auch der 1950 in Svaneke auf Bornholm errichtete Wasserturm stammt von ihm.

1957 wurde er mit einem Schlag berühmt, als er den Wettbewerb zur Gestaltung des Opernhauses in Sydney gewann und den Zuschlag für den Bau des Gebäudes erhielt.

Dieser Erfolg brachte Utzon weltweites Ansehen und Aufträge ein. So wurde er beispielsweise 1963 mit dem Bau der Melli-Bank in Teheran betraut. Es folgten 1967 ein Stadion in Saudi-Arabien, 1976 die Bagsværd-Kirche in København und 1972–1987 das Parlamentsgebäude in Kuwait, das er gemeinsam mit seinem Sohn Jan anging.


Foto: Bagsværd-Kirche in København
Sein berühmtestes Bauwerk hingegen, die Oper in Sydney, schien zunächst in einem persönlichen Misserfolg zu enden. Das zunächst veranschlagte Budget von 3,5 Millionen US-Dollar reichte bei weitem nicht aus, um die statisch anspruchsvolle Dachkonstruktion und die ausgeklügelte Inneneinrichtung zu finanzieren. Als die Kosten 57 Millionen Dollar erreichten, forderte Robert Askin, der Premierminister des Bundesstaats New South Wales, ein Ende der unabsehbaren Kostensteigerungen. Als Jørn Utzon sich weigerte, einer billigeren Kompromisslösung für die Innenausstattung zuzustimmen, wurde er 1966 aus dem Projekt ausgeschlossen.

Eine Gruppe junger australischer Architekten sowie ein Team aus Ingenieuren um Ove Arup brachten das Werk zu Ende. Utzon war überzeugt, dass die getroffenen Kompromisse das Werk ruinieren würden und bei der Eröffnung gaben ihm Kritiker und Künstler teilweise Recht. Man klagte über allgemeine Enge, zu kleine Säle, zu steile Treppen, und vor allem über erbärmliche Akustik. Die Funktionalität der Innenräume werde dem großartigen Äußeren in mancher Hinsicht nicht gerecht, so die Kritiker.

Jørn Utzon hat nach seiner Entlassung aus dem Opernhausprojekt nie wieder australischen Boden betreten, was ursprünglich an der von ihm empfundenen Schmach lag. Seit den 1990er-Jahren nahm er allerdings eine versöhnlichere Haltung ein, doch nun waren es Alter und Gesundheit, die verhinderten, dass der Architekt sein Meisterwerk erstmals vollendet in Augenschein nehmen konnte.

Doch seinen Intensionen und dem Baugeschäft ist er treu geblieben. 1963 erhielt er den Auftrag zum Bau der Melli-Bank in Teheran. Ende der 1960er-Jahre führte er den Bau eines Stadions in Saudi-Arabien aus. Gemeinsam mit seinem Sohn Jan, der nach seinem Studium ins Geschäft eingestiegen war, errichtete er bis 1987 das Parlamentsgebäude in Kuwait. Und in Dänemark selbst führte er 1976 den Bau der Bagsvaert Kirche in København und die Errichtung des Möbelhauses Paustian aus.


Foto: Das Parlament von Kuwait
Jørn Utzon lebte zuletzt zurückgezogen in einem der zwei außergewöhnlichen, von ihm selbst konstruierten Häuser auf Mallorca. Sein Privatleben schirmte er konsequent von der Öffentlichkeit ab. Lediglich 1998, zu seinem 80. Geburtstag, machte er eine Ausnahme und gab dem australischen Fernsehen ein Exklusivinterview.

Im Jahre 2003 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität von Sydney. Da er aber auf Grund seines Gesundheitszustandes nicht reisen konnte nahm sein Sohn Jan diese Auszeichnung für ihn entgegen.

Utzon starb im November 2008 im Alter von 90 Jahren in einem Pflegeheim nördlich von København, nachdem er sich von einer Operation wenige Monate zuvor nicht mehr erholt hatte.

von

Günter Schwarz – 14.07.2018