Der dänische König Valdemar IV. schlägt am 27. Juli 1361 auf Gotland ein Bauernheer in Sichtweite von Visby (Schlacht von Visby), dessen Stadttore geschlossen bleiben.

Der dänische König Waldemar Atterdag (1340–1375) hatte die Dänen geeint und es gelang ihm, dem untätigen schwedischen König die Provinz Skåne (Schonen) zu entreißen. Danach richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die wohlhabende Insel Gotland.

Am 22. Juli 1361 landete der etwa 40-jährige Dänenkönig Waldemar Atterdag auf der Insel Gotland. Höchstwahrscheinlich betrat er die Insel bei Västergarn an der Westküste. Er führte eine Streitmacht von ca. 2.500 gut ausgerüsteten, meist deutschen, Söldnern mit sich. In zwei Schlachten wurde das eilig aufgestellte gotländische Bauernheer geschlagen. Am 27. Juli 1361 sammelten sich die letzten Kämpfer vor den Toren der Stadt Visby. Bis heute ist unklar, warum die letzten Reste des Bauernheeres dorthin zogen. Vielleicht erhofften sie sich trotz Differenzen in der Vergangenheit militärischen Beistand oder Schutz innerhalb der stark befestigten Stadt. Falls dies so gewesen sein sollte, dann erfüllten sich die Hoffnungen des Bauernheeres nicht, denn die Stadt Visby gewährte keinen Einlass. Somit musste sich das letzte Aufgebot des Bauernheeres dem Feind stellen und wurde vernichtend geschlagen. Nach der Niederlage kapitulierte auch die befestigte Stadt Visby und Valdemar Atterdag konnte einziehen.

Die Stadt Visby musste zwar Tributzahlungen an den dänischen König leisten, durfte aber ihre Handelsprivilegien behalten. Das Land mit seinen Bauern musste für seinen Widerstand teuer bezahlen: Männer wurden erschlagen, Häuser geplündert und niedergebrannt.

Die wendischen Städte empfanden die Eroberung als Bedrohung ihrer Handelsverbindungen, und so war die Schlacht ein Auslöser für den Ersten Valdemarkrieg der Hanse gegen Dänemark.

Die historischen Berichte über die großen Verluste des Bauernheeres galten lange als stark übertrieben, bis im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts 5 Massengräber entdeckt wurden. Sie enthielten die Gebeine von ca. 1.200 Gefallenen. Die meisten Verwundungen waren auf den Einsatz von Äxten, Armbrüsten, Pfeilen, Schwertern, Keulen, Speeren und Lanzen zurückzuführen. Wie im Mittelalter üblich, wurden den Toten die Waffen, Helme und Schilde abgenommen. Ein Teil der Gefallenen wurde jedoch in ihren Leibrüstungen – meist Kettenhemden – bestattet. Eine Erklärung für diese ungewöhnliche Vorgehensweise könnte die große Sommerhitze mit rasch einhergehender Verwesung sein.

Für die Archäologie stellt die Schlacht von Visby einen Sonderfall dar, da nur selten Gräber mittelalterlicher Schlachten gefunden wurden, in denen sich Kämpfer mit ihren Rüstungen befanden. Neben den 200 Kettenpanzern fand man 25 Rüstungen vom Typ Plattenrock. Sie stellen einen Übergangstyp von der Kettenrüstung zum Plattenpanzer dar. Die Vielfalt der gefundenen Plattenröcke ist beachtlich: Die einfachsten bestanden aus senkrechten Metallplatten, die auf ein Lederkoller genietet wurden. Um den Torso befanden sich 15 Platten, im oberen Brustbereich drei. Neben dem guten Schutz gegen Pfeile war eine derartige Rüstung in wenigen Tagen herzustellen, während ein Kettenpanzer drei Wochen in Anspruch nahm und entsprechend teurer war. Der aufwändigste Plattenrock bestand aus 550 kleinen Platten, die auf die Innenseite eines Lederkollers genäht wurden.

von

Günter Schwarz – 27.07.2018