Der erste kommerzielle Hörfunksender Dänemarks, Radio Mercur, der seine Sendungen vom 02. August 1958 an ausstrahlte, stellt am 31. Juli 1962 seinen Sendebetrieb ein.

Radio Mercur wurde zuerst vom Schiff „MS Cheeta Mercur“ aus internationalem Gewässer zwischen Dänemark und Schweden ausgestrahlt, das später von der größeren „Cheeta II“ ergänzt wurde, die im Storebaelt (Großer Belt) zwischen Sjælland (Seeland) und Fyn (Fünen) lag, um die größten Teile Dänemarks abdecken zu können. Der Sender wurde von Peer Jansen und Ib Fogh betrieben. Radio Mercur sendete auf Ultrakurzwelle Musik, Nachrichten, Hörspiele und Reklame.

Die schwedische „Piratenstation“, Skånes Radio Mercur, die 1961 in Radio Syd umbenannt wurde, begann am 14. Dezember 1958 vom dem Schiff „MS Cheeta“ aus zu senden. Die Sendung wurde zunächst in die südschwedische Provinz Skåne (Schonen) ausgestrahlt und später auf Dänemark ausgeweitet. Sie wurde von einem jungen Mann namens Nils-Eric Svensson geleitet, der in den USA Radio und Fernsehen studiert hatte und für kurze Zeit im schwedischen Radio gearbeitet hatte.

Radio Mercur war die erste kommerzielle Offshore-Radiostation der Welt und inspirierte in den 1960er Jahren eine ganze Reihe von Offshore-Radios oder Piratenradios in Schweden, den Niederlanden, Belgien und dem Vereinigten Königreich. Die dänische Presse begann bald den Ausdruck „Piratenradio“ auf Radio Mercur zu verwenden, und eine Reihe von Karikaturen in Zeitungen und Magazinen stellte die Radiostation mit Piratensymbolen dar.

Radio Mercur nutzte die Tatsache, dass die Funkübertragung im internationalen Wasser nur durch internationale Abkommen geregelt wurde; diese berücksichtigten nicht die Möglichkeit, regelmäßig von einem verankerten Schiff aus zu senden. Die Inspiration für die Radiostation kam von Radio Luxemburg und der amerikanischen Stimme Amerikas, die von einem Militärschiff, dem „USCGC Courier“, im Mittelmeer ausgestrahlt wurden.

Der Erfolg von Radio Mercur inspirierte andere Gruppen von Radio-Enthusiasten direkt zum Start ihrer eigenen Schiffsstationen. Dazu gehörten die niederländischen Sender Radio Veronica und das auf künstlicher Insel stationierte Radio Northsea sowie die schwedischen Sender Skånes Radio Mercur und Radio Nord in der Nähe von Stockholm.

Es wurde ein „Piratenradio“ genannt, weil es als gesetzloser Angriff auf das Monopol der Dänischen Rundfunkgesellschaft Danmarks Radio betrachtet wurde, obwohl die Behörden überhaupt keine Waffe hatten, um die „Radiopiraten“ zu stoppen.

Radio Mercur machte alle seine Aufnahmen in Studios in København, Dänemark und die Bänder wurden dann zu einem Übertragungsschiff im internationalen Wasser im Øresund zwischen Dänemark und Schweden gebracht. Die Übertragungen erfolgten auf dem FM-Band (UKW), zunächst auf 88,00 MHz, später auf verschiedenen Frequenzen, um den Beschwerden der dänischen Behörden zu entsprechen und gleichzeitig in Stereo mit Doppelübertragungen auf zwei Frequenzen zu senden.

Im September 1961 begann ein weiterer Piratensender unter dem Namen DCR / Danmarks Commercielle Radio (Dänisches Handelsradio) zu konkurrieren. Dieses wurde von einer Gruppe ehemaliger Mercur-Mitarbeiter gestartet. Die beiden Stationen fusionierten im Januar 1962 und firmierten unter dem Namen Radio Mercur, jedoch mit dem Jingle von DCR. DCR nutzte das Schiff „Lucky Star“ für seine Übertragungen.

Das dänische Parlament beschloss im Juni 1962 einen Gesetzentwurf, der nach dem 1. August 1962 jede Teilnahme an Aktivitäten zur Unterstützung von Übertragungen, Aufzeichnungen usw. untersagte. Gleichzeitig wurden ähnliche Gesetzesvorlagen in Schweden und den anderen nordischen Ländern durchgesetzt.

Die Übertragungen begannen einige Tage später wieder, aber die dänischen Behörden ergriffen sofort Maßnahmen und schickten die Polizei aus, um das Schiff zu beschlagnahmen und die Sendungen zu beenden. Der nun illegale Sendebetrieb wurde zwei Wochen später am 31. Juli 1962 eingestellt. In Schweden gelang es der Station Radio Syd, die zwei der früheren Mercur-Schiffe nacheinander benutzte, bis 1966 trotz Gesetzesverstößen Übertragungen.

Die dänische Rundfunkanstalt Danmarks Radio startete am 1. Januar 1963 ein neues Programm, das sogenannte Melody Radio, später bekannt als Programm 3. Das Programm war den Programmen von Radio Mercur im Stil nachempfunden und mit mehreren Schlüsselmitarbeitern des „Piratensenders“ besetzt, wodurch das Radioprogramm dem der Piraten sehr ähnlich wurde.

von

Günter Schwarz – 31.07.2018