(Mandø) – Familienmitglieder der Überlebenden der Flugbesatzung eines kanadischen Bombers trafen sich heute auf der kleinen Wattenmeerinsel Mandø zwischen Rømø und Fanø. Sie zeigten sich zutiefst dankbar für die Hilfe der Insulaner zu jener Zeit, in der deutsche Großmannssucht so viel Leid über Europa und weite Teile der Welt gebracht hat.

Regen, Hagel und Wind empfinng heute die kanadischen Gäste, die nach Mando gekommen waren, um die sieben Besatzungsmitglieder eines Handley Page Halifax Bombers zu ehren, der vor 75 Jahren von einem deutschen Jagdflugzeug nahe der Insel über dem Wattenmeer abgeschossen wurde.


Foto: Handley Page Halifax Bomber
Für die drei toten Besatzungsmitglieder, die bei dem Abschuss ums Leben kamen, wurde jeweils eine Rose einzeln ins Wasser geworfen. Als sie in den Wellen verschwanden, standen bei mehreren kanadischen Familienmitgliedern Tränen in den Augen. Unter anderem bei Diana Ridley, Tochter des Piloten Roy McLernon.

„Ich bin glücklich, Teil dieser wundervollen und emotionalen Wiederbegegnung mit meinem Vater zu sein“, sagte sie, bevor sie einen Kloß in ihrer Kehle bekam und sich abwenden musste.

In der Nacht vom 23. zum 24. August 1943 wurde der Bomber Halifax V DK261 auf seinem Heimweg von einem Bombenangriff auf Berlin nordwestlich von Mandø von einem deutschen Jagdflieger angegriffen und getroffen. Sechs der sieben Besatzungsmitglieder sprangen mit dem Fallschirm ab. Der siebte war wahrscheinlich schon beim Angriff des Kampfflugzeug auf die Halifax ums Lebern gekommen. Von vier Überlebenden des Absprungs wurden zwei sofort von deutschen Soldaten gefangen genommen.

Die beiden anderen wurden von Bewohnern der Insel Mandø gerettet, obwohl ihnen bewusst war, dass deutsche Soldaten auch nach ihnen suchten. Einem Besatzungsmitglied wurde mit Anweisungen geholfen, wohin er gehen sollte. Er wurde jedoch von den Deutschen entdeckt und kam in die Gefangenschaft.

Es gelang den Inselbewohnern nur, den Piloten McLernon nach Esbjerg zu segeln, wo ihn die Widerstandsbewegung aufnahm und später nach Schweden brachte.

Wir sind so stolz, dass wir ihnen zumindest ein wenig haben helfen können. Weil einige von den Fliegern gefangen genommen wurden, ist natürlich der Gedanke da, was wir hätten besser machen können. Aber trotzdem sind wir sind stolz auf die Leistung unserer Eltern, und das ist etwas, das über die Generationen hinweg hier noch erzählt wird“, sagte Lisbeth Bunde vom Mandø Museum.

„Stolz? Nun, das können sie sein. Dazu haben sie allen Grund. Wir sind ihnen zutiefst dankbar und das werden wir ihnen nie vergessen. Sie haben ihr eigenes Leben riskiert“, antwortete Diana Ridley.

Im Mandø Museum gibt es einen kleinen Raum, in dem noch von der Geschichte erzählt wird: Mit Wrackteilen, einem Modell eines Halifax-Bombers, Fotos und weiteren Flugzeugen aus der Zeit. Aber auch der Fallschirm von Jim Plenderleith ist noch da, aus dem teilweise später ein Taufkleid genäht wurde.

„Das Kleid hat meine Tochter bekommen, als ihr Kind getauft wurde“, gestand Lissi Holm Bundesen, deren verstorbener Mann geholfen hatte, zwiscben den Besatzungsmitgliedern und Insulanern Englisch und Dänische zu übersetzen. Man kann auch die Uniform des Piloten McLernon sehen – mit dem Loch in der Hose. „Er hat sich die Hose wahrscheinlich zerrissen, als er mit seinem Fallschirm absprang“, mutmaßte Lisbeth Bunde.

von

Günter Schwarz – 24.08.2018