Dänemark ist einer der weltweit größten Importeure und Exporteure von Fisch und Fischprodukten. Die dänische Regierung sollte den Weg für die Beendigung der Überfischung in der EU einschlagen, schreibt Lasse Gustavsson, Vorstangsmitglied in der Umweltschutzorganisation „Oceana in Europe“.

Jedes Jahr veröffentlicht die Europäische Kommission ihren jährlichen Vorschlag für Fangbeschränkungen. Der Vorschlag der Kommission sollte auf wissenschaftlichen Gutachten beruhen, doch ist es nicht immer der Fall, und infolgedessen wurden die Gewässer der EU jahrzehntelang überfischt.

Das gefährdet die Zukunft der Fischerei und die Ressource Fisch und ist daher von großer Bedeutung besonders für Dänemark, einen der weltweit größten Importeure und Exporteure von Fisch und Fischerzeugnissen.

Wenn die dänische Fischerei in den nächsten zehn Jahren gesund und gut bewirtschaftet würde, könnten sich die Gesamteinnahmen im Fischereisektor um mindestens 1,8 Milliarden Kronen (248 Millionen Euro) erhöhen, und in der direkten Fischwirtschaft würden allein 900 neue Arbeitsplätze entstehen.

Wenn man jedoch den Vorschlag der EU-Kommission für die Fangmöglichkeiten für die Fischbestände der Ostsee für das Jahr 2019 liest, wird deutlich, dass die EU ihre Verantwortung erneut aufgibt. So übertrifft die Quote für den sehr empfindlichen Kabeljaubestand im Ostseeraum die wissenschaftliche Empfehlung deutlich, und für Kabeljau im westlichen Ostseeraum schlägt die Kommission sogar vor, die derzeitige Sperrfrist ganz zu streichen.

Angesichts der Tatsache, dass der Bestand von Kabeljau vor zwei Jahren noch in einem sehr schlechten Zustand war, ist dieser Schritt der Kommission weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Die Kommission sei daran erinnert, dass Überfischung nicht nur schlecht für die Umwelt ist, sondern auch für die Wirtschaft. Missmanagement zerstört unsere natürlichen, erneuerbaren Ressourcen aus dem Meer, und es kostet Arbeitsplätze, Nahrung und Geld.

Das kurzfristige Denken ist aber symptomatisch für Politiker, deren einziger Zeitrahmen die nächsten Wahlen sind, und das erweist sich als schädlich für eine nachhaltige Ressource wie Fisch. In nur zehn Jahren sind die kommerziellen Fänge des Kabeljaubestands in der westlichen Ostsee vor allem aufgrund von Überfischung um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Die gesetzliche Schonfrist, um die Nachhaltigkeit wieder herzustellen, liegt nur zwei Jahre zurück und die Europa-Politiker entschuldigen sich immer noch für diese unerhörte Verschwendung.

Wie mehrere Oceana-Studien ergeben haben, verliert die Fischerei die Chance auf bessere Fänge in der Zukunft, auf Arbeitsplätze und auf viel Geld. Gesunde und gut gemanagte EU-Fischbestände haben tatsächlich das Potenzial, jährlich fast 60 Prozent – das entspricht zwei Millionen Tonnen – nachhaltigen Fisch zu produzieren und gleichzeitig 92.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Zukunft der europäischen Fischerei ist also gut, wenn die EU den Scutz der Fischbestände voll ausschöpft und zu nachhaltiger Fischerei anregt.

Es gilt lediglich ein einfaches Rezept zu befolgen: Fangbeschränkungen gemäß wissenschaftlichen Empfehlungen festlegen, die Orte schützen, an denen Fische laichen und aufwachsen, und zerstörerische Fischereipraktiken wie Grundschleppnetzfischerei beenden.

Man kann es sich einfach nicht leisten, die Ostsee weiterhin zu vernachlässigen, sowohl im Interesse der Umwelt als auch des Wohlergehens der Menschen, die auf ein gesundes und profitables Meer angewiesen sind. Den Fischereiministern aller EU-Staaten, die Ficherei betreiben, kann man nur raten: Die Zukunft der Fischerei in der Ostsee liegt in ihren Händen. Es ist höchste Zeit, sich über den Zustand der Ostsee zu informieren und aufzuhören, so zu tun, als verstünde man das geringste von Fischerei.

von

Günter Schwarz – 12.09.2018