(Skrydstrup) – Es ist schwer, sich im Garten mit dem Paar Søren Karst und Mette Lysbeck zu unterhalten. Ihre Immobilie im Lilholtvej liegt in der Nähe des Flugplatzes Skrydstrup, der nur 800 Meter entfernt ist und von dem aus täglich F-16-Kampfflugzeuge zu Übungsflügen aufsteigen.

„Wir sind sehr frustriert, dass wir wahrscheinlich keine Antwort darauf bekommen werden, ob wir hier bleiben können oder nicht. Schon jetzt haben wir sehr viel Lärm zu ertragen“, sagte Mette Lysbeck, in einer öffentlichen Sitzung am 6. Dezember 2017.

Die Anwohner der Airbase erwarten, mehr Aufklärung über Lärmmessungen und eine mögliche Entschädigung für die Skrydstruper Bürger zu erhalten, wenn sie durch noch mehr Lärm durch Kampfflugzeuge ausgesetzt sein werden und wenn erst die neuen und lauteren F-35 Kampfflugzeuge die F-16 Maschinen ersetzen.

„Wir hoffen auf einen fairen Deal. Wir denken, wir verdienen es, dass sie sich uns gegenüber fair verhalten“, sagt sie an das Verteidigungsministerium und an die Politiker gerichtet. Das Ehepaar sind nicht der einzigen Bürger in der Region, die Antworten darüber haben möchten, wie sich die Zukunft in der kleinen sønderjyske (südjütländischen) Stadt nach der Stationierung von 22 der 27 neuen Flugzeuge gestalten wird.

„Es ist immer stressig, sich in einer Situation zu befindn, in der die Zukunftsfragen nicht gelöst sind“, sagt Agnes Rosenlund. Sie ist Vizepräsidentin des Vereins „Flyvestation Skrydstrups Naboer“ (Airbase Skrydstrups Nachbarn), der mit Unterstützung der Mitglieder für annehmbare Lebensbedingungen für die Anwohner der Airbase Skrydstrups arbeitet und für Mitglieder, die durch Lärmprobleme oder andere Schäden im Zusammenhang mit der Stationierung der neuen Kampfflugzeuge leiden, Schadensersatz erstreiten will. „Wir leben hier tagtäglich, und wir wissen nicht, wie unser Alltag in ein paar Jahren aussieht – ob wir unseren Traum vom Leben begraben müssent und ob wir mit einem Lärmpegel leben müssen, in dem man wirklich nicht leben kann“, sagt sie.

Eigentlich hätten die älteren F-16 Kampfflugzeuge schon mitten in den 2000er Jhre ersetzt werden sollen, aber dann kam die Finanzkrise. Die nun ausgedienten F-16-Flugzeug werden nun 2024 auslaufen, wenn das Verteidigungsministerium über genügend Kampfflugzeuge des Typs F-35 verfügt. Dänemark hatte die Luftwaffe 1980 mit der F-16 als Ersatz für die zuvor verwendeten F-100 Maschinen, die seit 1959 in dänischen Diensten standen, ausgerüstet.

Hier ein Überblick über die Beschaffung der Kampfflugzeuge vom Typ F-35:

Timeline der F-35 Kampfflugzeug-Beschaffung

1997:
Dänemark beteiligt sich an der industriellen Zusammenarbeit über die Entwicklung der F-35 Kampfflugzeuge.

2005:
Das Beschaffungsamt des Verteidigungsministeriums bittet Flugzeughersteller um Angebote zu einer Ausschreibung, um für Dänemark ein neues Kampfflugzeug zu beschaffen.

2007:
Ein spezielles Projektbüro – Projekt Nytt Kampfly (Neues Kampfflugzeug) – wird eingerichtet. Es erstellt eine Analyse, die für Politiker die Grundlage für die Auswahl neuer Kampfflugzeuge bilden.

2008:
Die weltweite Finanzkrise blockiert weitere Planungen.

2009:
Der Verteidigungsminister Søren Gade (Venstre / Rechtsliberale Partei) verschiebt die Entscheidung über die Wahl des Flugzeugtyps auf Anfang 2010.

2010:
Die neue Verteidigungsministerin Gitte Lillelund Bech (Venstre) legt die Entscheidung auf Eis.

März 2013:
Der Ausschreibung eines neuen Kampfflugzeuges für Dänemark wird neu gestartet.

Juli 2014:
Es wird eine Frist für die Bewerbung um Dänemarks neues Kampfflugzeuges gesetzt. Diese drei Flugzeugnersteller sind im Spiel, um die F-16 zu ersetzen:
Eurofighter Typhhon (Deutschland)
F / A-18F Super Hornet (Boeing, USA)
F-35A Lightning (Lookheed Martin, USA)

Juli 2015:
Es wird beschlossen, das Kampfflugzeug F-35 vom Fludzeugbauer American Lookheed Martin zu erwerben.

2016:
Die Regierung bestätigt am 12. Mai abschließend, dass die F-35 das nächste Kampfflugzeug Dänemarks sein wird.

Juni 2016:
Die Regierung bestätigt am 5. Juni, dass fünf der 27 neuen F-35-Kampfflugzeuge dauerhaft als Trainingsflugzeuge in den Vereinigten Staaten stationiert bleiben sollen.

Juni 2016:
Eine Mehrheit des Parlament bestehend aus der Liberal Alliance, aus den Socialdemokraterne, die Dansk Folkeparti (Dänischen Volkspartei), und die Radikale Venstre stimmen am 9. Juni den Kauf von amerikanischem F-35-Kampfflugzeugen zu.

Dezember 2016:
Das Verteidigungsministerium hat bereits seit zwei Jahren einen Untersuchungsbericht über Kampfflugzeuglärm in Skrydstrup zurückgehalten.

Dezember 2017:
Eine Mehrheit im Folketing genehmigt dem Verteidigungsministerium, 27 Kampfflugzeuge des Typs F-35 zu kaufen. Am 18. Dezember 2017 gibt es dazu in Skrydstrup eine Bürgerversammlung im vollbesetzten Bürgerhaus.

März 2018:
Das Verteidigungsministerium hört auf die betroffenen Bürger, und kündigt in der öffentlichen Bürgerversammlung an, den F35-Komplex der Airbase aus der nordwestlichen Ecke in die südwestliche Ecke des Platzes zu verlegen. Es wird die Stationierung der Flugzeuge verzögern, so dass die ersten F-35 Maschinen erst im Jahr 2023 in Dänemark zu erwarten sind – 26 Jahre nach dem Planungsbeginn der Suche nach einem Ersatz für die F-16 Flugzeuge.

Mai 2018:
Skrydstrup ist als Trainingszentrum für nordeuropäische Kampfflugzeuge des Typs F-35 vorgesehen.

September 2018:
Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen (Venstre) wird beschuldigt, die Wahrheit über zu erwartenden Fluglärm in Skrydstrup zurückzuhalten.

Dezember 2018:
Das Verteidigungsministerium wird die endgültigen Lärmberechnungen auf einer Bürgerversammlung am 6. Dezember 2018 veröffentlichen und ein Modell für den finanziellen Ausgleich für durch den lärmintensiven Flugbetrieb gestörten Nachbarn des Flugplatzes vorlegen.

Ende 2019:
Eine öffentliche Anhörung über das geltende Baurecht soll durchgeführt werden.

2020:
Das Baurecht wird im Folketing geprüft.

2023:
Das erste Kampfflugzeug F-35 wird in Skrydstrup landen.

2024:
Die F-16 Kampfflugzeuge werden außer Dienst gestellt, sobald das Verteidigungsministerium über ausreichend Ersatzmaschinen über des neuen Kampfflugzeuges F-35 verfügt.

(Quellen: Ritzau, Jyllands-Posten, Politiken, Verteidigungsministerium)

von

Günter Schwarz – 03.10.2018