In Københavns Hotel Phoenix findet am 05. Oktober 1871 die Gründungsversammlung der Den Danske Landmandsbank (Dänischen Bauernbank) statt, die heute als größte dänische Bank den Namen Danske Bank A/S trägt und derzeit wegen Geldwäschegeschäfte über ihre estnische Filiale mit Geldern aus Russland und anderer ehemaliger Sowjet-Republiken im Fokus der dänischen Staatsanwaltschaft steht.

Die Danske Bank A/S ist die größte dänische Bank mit Hauptsitz in København am Holmens Kanal. Die Bank ist im Aktienindex OMX Copenhagen 20 an Københavns Börse gelistet. Der Konzern besteht aus der Danske Bank, Realkredit Danmark und Danica Pension und bietet unter dem Namen Fokus Bank Bankdienste in weiteren skandinavischen Staaten an. Weitere Tochterunternehmen sind die nordirische Northern Bank und die irische National Irish Bank sowie innerhalb Dänemarks Tochterunternehmen für Immobilien-, Kapital- und Leasinggeschäfte.

Am 5. Oktober 1871 wurde die Danske Bank unter dem Namen Den Danske Landmandsbank mit einem Grundkapital von 2,4 Millionen Rigtaler (Reichstalern), was 4,8 Millionen dänischen Kronen entspricht, gegründet. Der Gründungsdirektor war Isak Glückstadt, der bis 1921 zusammen mit seinem Sohn Emil Glückstadt die größte Bank Skandinaviens aufbaute. Im Jahr 1919 geriet die Bank in Liquiditätsprobleme, so dass der Staat von 1923 bis 1928 für die Bank garantieren musste.

1976 wurde der Name der Bank in Den Danske Bank geändert. Zu einer Fusion mit der Handelsbanken und der Provinsbanken kam es im Jahr 1990. Im darauffolgenden Jahr gründete die Bank eine eigene Lebensversicherungstochter. Die endgültige Übernahme der Mehrheit am Versicherungskonzern Baltica erfolgte 1993, nachdem sie bereits im Jahr zuvor 32 % der Aktien des seinerzeit in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Versicherers erworben hatte. 1995 wurde das Sachversicherungsgeschäfts von Baltica an den Versicherer Tryg verkauft, das Versicherungsgeschäft des Bankkonzerns wurde von da an unter dem Namen Danica betrieben.

Es folgte 1997 die Übernahme der schwedischen Östgöta Enskilda Bank. Die Den Danske Bank verkaufte 1999 das Sachversicherungsgeschäft der Danica, unter dem Namen Danica Pension wurden fortan ausschließlich Lebens-, Kranken- und Pensionsversicherungsverträge verkauft.

2000 wurde der Name der Bank in Danske Bank geändert. Im Jahr darauf fusionierte die Bank mit RealDanmark, die aus der BG Bank und Realkredit Danmark gebildet wurde. 2005 wurde die nordirische Northern Bank und die irische National Irish Bank und 2006 die finnische Sampo Pankki gekauft.

Die Bank ist Sponsor und Namensgeber des Vilnius Marathons.

Laut Enthüllungen der dänischen Tageszeitung „Berlingske“ soll in der Danske Bank zwischen 2007 und 2015 über ihre Filiale in Estland Gelder aus Russland und ehemaligen Sowjetrepubliken in Milliardenhöhe gewaschen worden sein. Ein Whistleblower soll die Konzernführung schon 2013 über die Geldwäsche informiert haben, diese unternahm jedoch nichts. Aber Warnungen kamen auch von Regulierungsbehörden und Regierungsbeamten. Eine der denkwürdigesten Warnungen über die Geldwäscheaktivitäten der estnischen Filiale kam nicht von westlichen Partnern, sondern von der Russischen Zentralbank. Diese warnte bereits im Jahr 2007 die Danske Bank vor möglichen „kriminellen Aktivitäten in ihrer reinen Form, einschließlich Geldwäsche“. Die russische Zentralbank schätzte, dass der estnische Zweig „Milliarden Rubel monatlich“ gewaschen haben könnte.

Allein im Jahr 2013 sollen über deren Tochter in Estland umgerechnet 30 Milliarden Dollar (25,8 Milliarden Euro) aus dubiosen russischen Quellen transferiert worden sein. Zwischen 2007 und 2015 soll die Bank 150 Milliarden Dollar (128 Milliarden Euro) aus Russland gewaschen haben. Unter den auffälligen Kunden sollen sich Familienangehörige des russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie Mitglieder des Nachrichtendienstes FSB befunden haben. Gemäß den Enthüllungen von „Berlingske“ sollen russische Beamte und Kriminelle die DB-Filiale auch benutzt haben, um gestohlene Steuereinnahmen aus dem Land zu schleusen.

Außerdem soll eine neuseeländische Firma Gelder aus einem illegalen Waffengeschäft zwischen Nordkorea und Iran gewaschen haben. Das Estland-Geschäft der Danske Bank trug überproportionale Gewinne ein. Die Rendite der Bank für das Gebietsfremden-Portfolio in Estland erreichte laut Aufsichtsbehörde allein im Jahr 2013 402 Prozent. Dem steht eine Rendite von 6,9 Prozent für die gesamte Bank gegenüber.

Die Danske Bank musste ein Strafgeld zahlen und wurde im Mai 2018 von der dänischen Aufsichtsbehörde dafür kritisiert, zu spät und unzureichend auf den Geldwäscheverdacht reagiert zu haben. Dänemarks Wirtschaftsminister Rasmus Jarlov (Det Konservative Folkeparti) sprach von einem „Schandfleck für den dänischen Bankensektor“ und kündigte an, dass die Finanzaufsichtsbehörde den neuesten Enthüllungen vom Juni 2018 nachgehen werde. Gegen die Bank wurden auch in Estland Ermittlungen eingeleitet.

Im Juli 2017 reichte Bill Browder, Mitbegründer und CEO der Fondsgesellschaft Hermitage Capital Management, bei den dänischen Behörden eine Strafanzeige ein und forderte sie auf, bei Danske Bank A/S eine Untersuchung wegen ihrer mutmaßlichen Rolle in einem großen Geldwäscheskandal einzuleiten. Browder zeigte sowohl die 26 estnischen Ex-Danske-Bank-Angestellten wie die Bank selbst an, weil er sich als Geschädigter sieht. Mittlerweile ermittelt die dänische Sonderstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in dem Fall.

Am 19. September 2018 trat der Vorstandschef der Danske Bank, Thomas Borgen, im Zuge des Geldwäscheskandals zurück. Die Bank sei ihrer Verantwortung in dem Fall nicht nachgekommen, teilte er mit.

Die US-Investmentgesellschaft BlackRock, der größte unabhängigen Vermögensverwalter weltweit, hält 5,10 Prozent der Anteile an der Danske Bank, 20 Prozent hält die A.P. Moller Holding Group (die größte Containerschiffsreederei der Welt), deren Vorsitzender seit September 2016 Robert Maersk Uggla ist. Alle anderen Anteilseigner liegen unter fünf Prozent. 44 Prozent der Anteilseigner kommen aus Dänemark, 20 Prozent aus den USA, 16 Prozent aus der EU, 15 Prozent aus Großbritannien und fünf Prozent aus anderen Regionen der Welt.

von

Günter Schwarz – 05.10.2018