Der dänische Architekt, klassische und christliche Archäologe und Architekturhistoriker, Ejnar Aksel Petersen Dyggve, wird am 17. Oktober 1887 in Libau, Russland, heute Lettland, geboren.

Ejnar Dyggve, geboren als Ejnar Aksel Petersen, der 1906 seinen Nachnamen in Dyggve änderte, war der Sohn von Julius August Peter Petersen und dessen Frau Anna Lovisa Josephina, geborene Holmberg. Er besuchte 1904–1905 die Kunstschule Ateneum in Helsinki, 1906 die „Nya svenska läroverket“, ein finnlandschwedisches Gymnasium in Helsinki. Nach dem „Examen philosophicum“, einem seinerzeit verbindlichen Propädeutikum dänischer und norwegischer Hochschulen, an der Universität København machte er eine Maurerlehre und legte 1909 sein Examen an der Technischen Schule in København ab. Von 1909 bis 1920 studierte er Architektur an der Königlich Dänischen Kunstakademie als Schüler von Martin Nyrop (1849–1921).

In den 1910er Jahren war er Mitglied der studentischen Architektengruppe „Kanonarkitekterne“, die sich intensiv um architekturtheoretische Fragestellungen kümmerte. Ergebnis seiner eigenen Arbeiten waren zahlreiche umgesetzte Pläne für Landhäuser, die sich unaufdringlich in die Landschaft im Weichbild Helsinkis einfügen. Mit diesen Bauten war er seinerzeit ein wichtiger Impulsgeber für naturverträgliches Bauen.

Auf der Internationalen Architekturausstellung 1921 in Gent gewann er mit seinen Entwürfen die Goldmedaille. Zusammen mit seiner Frau Ingrid Møller Dyggve, geborene Møller (1890–1969), entwarf er auch Möbel. Ejnar Dyggve, der von 1924 bis 1928 Mitglied des staatlichen dänischen „Naturfredningsrådet“ (Naturschutzrat) war, entwickelte 1925 für die Stadt Gent einen Naturschutzplan.

In den Jahren 1922/23 war er Teilnehmer einer archäologischen und vom staatlichen „Rask-Ørsted Fondet“ finanzierten Expedition des Dänischen Nationalmuseums im dalmatinischen Salona. Hier kam er, obwohl er seit 1908 regelmäßig durch Europa reiste, unter der Expeditionsleitung von Johannes Brøndsted erstmals mit Archäologie und archäologischer Bauforschung in Kontakt.

Im Jahr 1929 kehrte er nach Dalmatien zurück, leitete bis 1932 zahlreiche Ausgrabungen und war der verantwortliche Architekt für die Altertümer Dalmatiens. 1932 nahm er an den Ausgrabungen im makedonischen Stobi teil, 1932 und 1935 an den dänischen Ausgrabungen im ätolischen Kalydon. Als Ergebnis publizierte er das Heroon von Kalydon. 1939 und 1953 leitete er die dänischen Ausgrabungen in Thessaloniki im Bereich des Galerius-Palasts, während des Zweiten Weltkriegs zusammen mit Johannes Brøndsted die Ausgrabungen der berühmten Grabhügel von Jellinge in Dänemark.

Nach dem Krieg setzte er seine Forschungen in Italien fort, 1947/48 untersuchte er zusammen mit dem Norweger Hans Peter L’Orange die langobardische Kirche „Santa Maria in Valle“, den sogenannten „Tempietto longobardo“, in Cividale del Friuli. Forschungsschwerpunkt beider war die spätantike und frühchristliche Kunst, L’Orange von der Skulptur und Mosaik kommend, Dyggve von der Bauforschung. Untersuchungen zur „Basilica urbana“ führten ihn 1949 erneut nach Salona, 1952 nahm er an der Ausgrabung der dänischen Carlsberg-Stiftung in Lindos auf Rhodos teil, wo er die Architektur des Athenaheiligtums untersuchte und eine Kultkontinuität bis in spätantik-christliche Zeit zu erweisen versuchte.

Eine letzte Ausgrabung unternahm er 1954 auf der „Odysseus-Insel“ Mljet in der Adria. Mit seinen Untersuchungen insbesondere zur Architektur des Balkans und der spätantiken Architektur hat er der Bauforschung ein wichtiges Gebiet erschlossen.

Ejnar Dyggve war ab 1936 Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften und lehrte als Dozent an der Ny Carlsberg Glyptotek. Von 1946 bis 1957 war er Direktoriumsmitglied des „Ny Carlsbergfondet“, einer Abteilung der Carlsberg-Stiftung.

Ejnar Aksel Petersen Dyggve starb am 6. August 1961 in København

von

Günter Schwarz – 17.10.2018