Bei einem überfüllten öffentlichen Treffen in Åbenrå fordert H.P. Hansen am 17. November 1918 das Selbstbestimmungsrecht von Sønderjylland/Nordschleswig – und damit die Wiedervereinigung mit Dänemark.

Der am 21, Februar 1862 auf Nørremølle bei Satrup im Sundewitt geborene Hans Peter Hanssen war ein patriotischer dänischer Politiker und Journalist. Er war die treibende Kraft bei der Lösung von Sønderjylland/Nordschleswig vom Deutschen Reich und dessen Wiedereingliederung nach Dänemark nach dem Ersten Weltkrieg.

Mit dem für Deutschland verlustreichen Ende des Ersten Weltkriegs am 11.11. 1918 sah Hanssen die Stunde gekommen, die Frage der staatlichen Zugehörigkeit Schleswigs wieder auf die politische Tagesordnung zu setzen. Gemäß der Doktrin von US-Präsident Woodrow Wilson, wonach Staatsgrenzen nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker gezogen werden sollten, forderte er unter anderem auf der Reichstagssitzung vom 22. Oktober 1918 eine Volksabstimmung im Lande. Dem stimmte nach der Revolution die neue deutsche Regierung in einem Schreiben des Staatssekretärs Solf im Außenministerium zu. Die dänische Regierung unter Carl Theodor Zahle brachte die Forderung nach einer Abstimmung mit Erfolg bei der alliierten Waffenstillstandskommission ein.

Hanssen wurde im Juni 1919 als Minister für nordschleswigsche Angelegenheiten in die dänische Regierung aufgenommen und führte seither die dänischen Verhandlungen bezüglich des Modus der Volksabstimmung, die in den Versailler Vertrag eingehen sollte.

Zum Missfallen der dänischen Opposition, die eine Grenze entlang der historischen Südgrenze des Herzogtums Schleswig an der Eider, zumindest aber unter Einbeziehung der Stadt Flensburg forderte, beharrte Hanssen auf dem Prinzip, dass nur die mehrheitlich dänischen Landesteile auch Teil des dänischen Staates werden sollten.

Es gelang ihm, für die nördliche 1. Zone eine En-bloc-Abstimmung durchzusetzen. Zu dieser kamen auch deutsch dominierte Gemeinden wie Hoyer und Tondern, deren deutsche Mehrheit in der absoluten Bevölkerungszahl jedoch für Dänemark zu verkraften wäre. Bei der wesentlich größeren Stadt Flensburg hatten Hanssen und sein Kreis jedoch größere Bedenken.

Nachdem es gelungen war, die 1. Zone mit 75 % der dänischen Stimmen nach Dänemark zu holen, während die 2. Zone einschließlich Flensburgs bei Deutschland verblieb, hatte Hanssen sein großes Ziel erreicht. Als Minister für die schleswigschen Landesteile blieb er eine der wichtigsten Personen bei der praktischen Eingliederung des Landesteils in den dänischen Staat und die dänische Gesellschaft.

Hanssen schloss sich der rechtsliberalen Partei Venstre an. 1926 schied er aus dem Folketing aus und zog sich allmählich aus der Politik zurück. Doch blieb er im Hintergrund ein einflussreicher Ratgeber. Zu seiner Politik gehörte es, dass die nördlich der neuen Grenze verbliebene deutsche Volksgruppe sämtliche Minderheitenrechte genießen sollte, damit sie sich mit dem dänischen Staat identifizieren und sich schließlich freiwillig assimilieren sollte.

Hans Peter Hanssen verstarb am 27. Mai 1936 in Aabenraa. Ihm zu Ehren wurden im Landesteil Sønderjylland zahlreiche kleinere Denkmäler errichtet.

von

Günter Schwarz – 17.11.2018