Kong Christian IV. lädt am 24. November 1622 wohlhabende jüdische Händler aus Portugal und den Regionen von Amsterdam und Hamburg nach København ein, um sich in Dänemark niederzulassen.

Die ersten Juden kamen im frühen 17. Jahrhundert ins protestantische Dänemark. Juden mit spanisch-portugiesische Wurzeln, die Ladino sprachen, eine Sprache, die heute fast ausgestorben ist, und niederländische sowie deutsche Juden aus den Regionen Amsterdam und Hamburg folgten dem Ruf des dänischen-norwegischen Königs, der ihnen Religionsfreiheit im Land zusicherte.

Kong Christian IV., der den Thron 1588 schon im Alter von 11 Jahren bestieg, hatte sein Königreich hoch verschuldet und sah sich außerstande, seine Gläubiger zu bezahlen. In seiner Regierungszeit hatte er zahlreiche Städte wie Kristiansand, Kristianstad, Kristianopel, Christianshavn sowie Glückstadt gegründet und prächtige Gebäude wie die Schlösser von Frederiksborg, Rosenborg, Halmstad und Glückstadt errichtet, Zudem hatte er Dänemark in einige Kriege geführt, die verloren wurden, und die seine Schatzkammer geleert hatten.

Er brauchte also Menschen, die in der Lage waren, die Wirtschaft Dänemarks wieder in Gang zu bringen und Wohlstand schaffen und ihm Geld leihen konnten. So kam es, dass es unter denen von ihm eingeadenen Juden einige gab, die sich niederlassen und in das Land investieren wollten. Der Großteil von ihnen stammte aus Norddeutschland, insbesondere aus den Städten Glückstadt und Altona, die damals zum Herzogtum Holsten (Holstein) gehörten, das Dänemark angegliedert war.

Nicht zuletzt waren die Juden daran interessiert, nach Dänemark zu kommen, da sie häufigen Übergriffen von Einwohnern ihrer Herkunftsstädte ausgesetzt waren. Zu der Zeit lebten in Dänemark nur protestantische Christen, und ein gewöhnlicher Däne kannte Juden nur durch die Predikten in der Kirche, bei denen sie als eine Art Halbdämon dargestellt und für alles Böse in der Welt schuldig gemacht wurden.

Christian IV. musste jedoch etwas unternehmen, um seine wirtschaftliche Situation zu verbessern, und deshalb wählte er wenige jüdische Familien aus – diejenigen, die gute Einkommen hatten – und erlaubte ihnen, in Dänemark zu leben, weil sie Steuern auf ihr Vermögen und ihr Einkommen an ihn persönlich zahlten. Sie liehen ihm auch große Summen für die leere Schatzkammer. Auf der anderen Seite durften sie ihrer Religion nachgehen, jedoch nur in Privathäusern und bei geschlossenen Türen und Fenstern, damit sie die christlichen Dänen nicht „provozierten“.

Sie waren die ersten dänischen Juden, und man weiß, dass viele von ihnen in der Umgangssprache Ladino benutzten – besonders die mit spanisch-portugiesische Wurzeln – weil zahlreiche ihrer hinterlassenen religiösen Schriften in diesem Dialekt geschrieben wurden. Einige dieser Schriften können heute in der Sammlung des Dänischen Jüdischen Museums in København besichtigt werden.

Die neu hinzugezogenen Familien wurden nicht an einen Ort gezwungen, wo sie wohnen würden. Sie durften sich mit einem sogenannten Mietbrief an dem Ort ihrer Wahl in einer bestimmten Stadt niederlassen und mussten lediglich um die Erlaubnis des Königs für einen späteren Umzug einholen.

Im Laufe der Jahre danach zogen viele weitere jüdische Familien ins Land. Sie lernten Dänisch, einige von ihnen konvertierten zum Christentum und andere wiederum hielten an ihrer Religion fest. Die meisten von ihnen lebten in Jylland (Jütland) in Fredericia, Ribe, Randers, Aalborg und Horsens. Erst später im 19. Jahrhundert wurde København zum Zentrum des jüdischen Lebens in Dänemark. In vielen Provinzstädten Dänemarks gibt es noch heute jüdische Friedhöfe und Grabstätten.

von

Günter Schwarz – 24.11.2018