(Langeland) – „Es ist obszön, dass Kinder in einer relativ reichen Gesellschaft in Armut aufwachsen zu müssen“, sagt der Bürgermeister von Langeland, Tonni Hansen (Socialistisk Folkeparti). Jedes zehnte Kind azf der süddänischen Insel Langeland lebt unterhalb der Armutsgrenze.

„Das ist vollständig unanständig, dass ein Kind in einer solch relativen reichen Gesellschaft in Armut lebt und aufwachsen muss. Das ist nicht in Ordnung! Wir können das nicht gut heißen“, sagt der Bürgermeisters der Kommune Langeland, Tonni Hansen. Nach Angaben des Arbejderbevægelsens Erhvervsråd (Wirtschaftsrates Arbeiterbewegung) lebt mehr als jedes zehnte Kind auf Langeland in einem Leben unterhalb der Armutsgrenze.

Langeland hat die zweifelhafte Ehre, die Kommune mit den meisten Kindern in Dänemark zu sein, die unterhalb der definierten Armutsgrenze leben. Laut dem Arbejderbevægelsens Erhvervsråd gibt es nach der nationalen Erhebung 64.500 Kinder in Dänemark, die unter der Armutsgrenze aufwachsen – ein Anstieg um 21.000 Kinder seit 2015.

„Die Folge daraus kann sein, dass weniger Menschen eine Ausbildung erhalten und demzufolge weniger für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Darauf weisen unterschiedliche Forschungen für die von Armut betroffenen Kinder hin“, sagt Lars Andersen, Direktor des Arbejderbevægelsens Erhvervsråd.

Tonni Hansen zufolge beruht der Anstieg armer Kinder auf die Begrenzung finanzieller Beihilfen für diese durch die konservative Minderheitsregierung bestehend aus Venstre (Rechtsliberale Partei), Liberal Allince und Det Konservative Folkeparti. „Sie haben einfach die Zuwendungen für diejenigen, die zum Lebensunterhalt Beihilfen benötigen, verschlechtert. Sie machen einen Schnitt und verlangen von ihnen einige Stunden mehr zu arbeiten. In Gebieten, in denen es gute und reichlich Arbeitsplätze gibt, ist es ja schön, aber für Familien, die in Regionen mit wenig Arbeitsplätzen leben, kann es verdammt schwierig sein. Das betrifft das ganze Land, aber es ist besonders schwierig für uns, weil wir relativ viele Familien mit Transfereinkommen haben“, sagt Tonni Hansen,

Der Generalsekretär der „Red Barnets“ (Rote Kinder), Jonas Keiding Lindholm, sagt, er sei über die Zahlen schockiert. Aber sie überraschen ihn nicht: „Es gibt genug Zahlen, die leider die Erfahrungen und Realität vieler Kinder und Eltern untermauern“, sagt er. Es gibt viele Kinder, die von Schultagen berichten, an denen sie kein Essen in der Brotdose haben, wenn sie zur Schule gehen. Auch gibt es Kinder, die sagen, dass sie gebrauchte Kleidung tragen, und weil sie sich keine Sportkleidung leisten können, hätten sie keine Möglichkeit, Sport zu treiben. Sie sind durch das Aufwachsen in Armut sozial isoliert“, sagt Jonas Keiding Lindholm.

Fakten

Die dänische Regierung hat die Armutsgrenze 2015 abgeschafft, aber Statistics Denmark hat einen Indikator für relative Armut entwickelt, der als nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDD) bezeichnet wird und der sich eng an die alten Messmethoden anlehnt.

Den sdg-Zielen zufolge ist man arm, wenn das Haushaltseinkommen weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens beträgt – das ist das mittlere Einkommen in Dänemark – d. h. genau 50 Prozent der Bevölkerung haben ein Einkommen über dem Durchschnittseinkommen und 50 Prozent haben ein niedrigeres Einkommen.

Quelle: Nachrichtenagentur Ritzau

von

Günter Schwarz – 17.12.2018