(Kiel) – Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ bereicherte das kulturelle Kieler Vorweihnachtsprogramm am Sonntag, den 23. Dezember im Kieler Schloss. Das Frühwerk des jungen Komponisten strotzt vor Melodienreichtum und bewegenden Gesangspartien, von der „Festspieloper Prag“ liebevoll in Szene gesetzt (Regie: Oldrich Kríz). Eine bunte Wanderoper mit ausgezeichneten Musikern und Solisten, das Orchester unter Martin Doubravský bietet Hörgenuss von Anfang an.

Schon die ersten Takte der Posaunen in gedämpftem Unisono lassen die Ouvertüre erstrahlen. Tragische, leidenschaftliche und freudvolle Motive werden subtil entwickelt und stehen für Macht, Verirrung und Befreiung. Die von den Babyloniern unter Nebukadnezar unterworfenen Hebräer vertrauen dem Gott Abrahams, der Hohepriester des Baal (Oldrich Krí?) und seine Götterschar umsorgen Nabucco und seine uneheliche Tochter Abigaille. Seine erste Tochter Fenena fühlt sich bei den Hebräern geborgen, liebt Ismaele, den Neffen des Königs von Jerusalem und schafft damit Konfliktpotenzial.

Der brave Zaccaria tröstet die Hebräer mit beschwörendem Bassgesang und weist auf Fenena, sie könnte als Geisel ihren Vater Nabucco von der Plünderung des Tempels abhalten. Starke Frauenstimmen besetzen die Frauenrollen, Dana, liebevoll und gefestigt im Glauben, Liana Sass, machtbesessen und diabolisch als Abigaille, sie findet ein Schriftstück mit dem Hinweis auf ihre Geburt als einfache Sklavin.

Damit von der Thronfolge ausgeschlossen, mit unerfüllter Liebe zu Ismaele im Herzen gerät sie in Raserei, reißt die Krone Babylons an sich, dunkle heftige Soprankaskaden kontrastieren zum Gesang der Chöre. Diese nehmen in der gesamten Oper eine besondere Stellung ein: die Solostimmen leiten zum Chorgesang und umgekehrt, eng verwoben ist das Gesangsgefüge, die Sänger der „Festspieloper Prag“ agieren in schnellem Rollenwechsel als Chor der Leviten, der Babylonier, der Soldaten, der Frauen um Fenena.

So gewinnt diese Aufführung Originalität und Bezug zum Zeitgeschehen, schon dereinst in Italien zur Premiere im Jahr 1842 in der Mailänder Scala als „Freiheitsoper“ gegenüber dem Habsburgerreich begriffen, ist der heute besonders berührend vorgetragene Gesang der Hebräer „Va, pensiero, sull? ali dorate..“ Mahnung und melodischer Höhepunkt.

Doch das Todesurteil ist unterschrieben, Abigaille triumphiert, aber Nabuccos Läuterungsgesang und seine Hinwendung zum rechten Gott geben den Hebräern und den Liebenden die ersehnte Freiheit, die Sklavin endet in Verdammnis.

„Viva Nabucco“, „Immenso Jehova“, in grandioser Schlussszene preisen die Menschen ihren Gott und gütigen König, viel Applaus und Standing Ovations für eine gelungene Inszenierung kommt von den Kieler Besuchern in dem etwa 2/3 besetzten Saal des Kieler Schlosses.