(Aarhus) – „Es ist äußerst selten, dass ein Schiff von den dänischen Behörden festgehalten wird“, sagt Aarhus‘ Hafendirektor Jakob Flyvbjerg Christensen.

Als im Dezember vergangenen Jahres ein 12.700 Tonnen schweres Schiff in die Aarhus-Bucht einlief, hieß es noch „HHL Amur“. Jetzt heißt das Schiff „Heerengracht“ und liegt im Hafen von Aarhus.

Die Crew der „HHL Amur“, die jetzt ihren Namen geändert hat, musste drei Wochen im Gefängnis in der Aarhus Bay verbringen.

Das Schiff, ein sogenannter Schwergutfrachter, lag drei Wochen lang in der Bucht von Aarhus vor Anker, während die 15 Besatzungsmitglieder auf ihr weiteres Schicksal warteten. Das Schiff wurde von der deutschen Reederei „Hansa Heavy Lift“ aus Hamburg bereedert, die dem US-amerikanischen Finanzinvestor Oaktree Capital Management gehört und am 11. Dezember in Konkurs ging. Die Hafenbehörde hielt das Schiff deshalb in der Bucht von Aarhus fest, weil keine Liegegebühren zahlen konnte.

Jakob Flyvbjerg Christensen, Direktor des Hafens von Aarhus, zufolge ist es äußerst selten, dass ein Schiff von den dänischen Behörden festgehalten wird. „Ich bin seit fünf Jahren hier im Hafen beschäftigt und in der Zeit, in der ich hier war, gab es noch keine derartigen Fälle“, sagt Jakob Flyvbjerg Christensen.

Das Schiff musste lange warten, aber jetzt durfte die „Heerengracht“ am Kai im Hafen von Aarhus festmachen.

Laut Martin John von der dänischen Søfartsstyrelsen (Seefahrtsbehörde) litt die Besatzung an Bord des Schiffes nicht, während das Schiff festgehalten wurde. Er erfuhr es bei einer Kontrolle des Schiffes durch die Behörde im Januar. „Die Besatzung war sehr zuversichtlich, da es zahlreiche Vorräte an Bord gab und sie von der Reederei ordnungsgemäß behandelt wurden. Sie hatten auch ihre Heuer erhalten, obwohl das Unternehmen in Konkurs gegangen sei“, sagt Martin John. Das Schiff lag „an der Kette“, wie es heißt, was laut Martin John einer Beschlagnahmung entspricht, weil der Eigner seine Rechnungen nicht bezahlt.

Martin John war kürzlich in einem anderen Fall eines festgehaltenen Schiffes tätig, bei dem die Besatzung seit vier Monaten nicht bezahlt worden war und sich keine Essensvorräte mehr auf dem Schiff befanden.

An dem Schiff steht noch „Hansa Heavy Lift“, aber es hat inzwischen einen neuen Eigner und heißt jetzt offiziell „Heerengracht“

So Schlimm war es für die Crew der „HHL Amur“ also nicht, die jetzt von einem neuen Eigner übernommen wurde und jetzt „Heerengracht“ heißt. Das Schiff wurde verkauft und konnte am Mittwoch im Hafen von Aarhus festmachen.

„Wir erwarten, dass das Schiff am 27. Januar von hier auslaufen und auf Reise gehen wird “, sagt der der Hafendirektor Jakob Flyvbjerg Christensen. Die Besatzung des Schiffes setzt sich aus Offizieren aus Russland und der Ukraine zusammen, während die Matrosen von den Philippinen und aus Polen stammen, sagt die Seefahrtsbehörde. „Viele von ihnen sind es gewohnt, eine lange Zeit auf See zu verbringen. Dieses war jedoch eine besondere Situation, in der sie sich befanden“, sagt Jakob Flyvbjerg Christensen.

Die „HHL Amur“ bzw. jetzt die „Heerengracht“ wurde 2009 gebaut und fährt unter der Flagge von Liberia. Das Schiff kam am 19. Dezember aus Westafrika nach Aarhus zum Löschen der Ladung, als es vom Konkurs ihrer deutschen Reederei „Hansa Heavy Lift“ überrascht wurde.

von

Günter Schwarz 18.01.2019