(Klampenborg) – Ameer Mahdi ist Flüchtling und ein Arzt. An den Abenden arbeitet er zukünftig freiwillig im Bellevue-Theater, um auf das Publikum Acht zu geben.

Ameer Mahdi ist 29 Jahre alt und Arzt, der zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter vor einem Jahr nach Dänemark kam. Derzeit sitzt er freiwillig als Arzt bei den Vorstellungen des Bellevue-Theater in Klampenborg, einem nördlich gelegenen Vorort von København – zur großen Freude sowohl von sich selbst als auch vom Theater. „Ich denke, es ist eine Win-Win-Situation“, sagt Pia Jette Hansen, Direktorin des Bellevue Theaters.

Bei einer Aufführung von „Den Evige Ild“ (Das ewige Feuer) am vergangenen Samstag war plötzlich eine Frau im Publikum, die plötzlich und völlig überraschend für jedermann umfiel. Daraufhin musste die Vorstellung erst einmal unterbrochen werden. „Dennoch ist wirklich alles gut gelaufen. Was zu tun war, wurde getan. Aber ich denke, wir könnten noch mehr vom Theater aus machen“, meint Pia Jette Hansen.

Wenn ein Theater für so viele Menschen spielt, ist normalerweise immer eine Krankenschwester oder ein Arzt im Publikum anwesend. Doch am Samstag war es eine Ausnahme, dass zufällig niemand mit medizinischen Kenntnissen anwesend war. „Also rief ich das Freiwilligenzentrum an und fragte, ob sie Kontakt mit freiwilligen Ärzten, Sänitätern oder Krankenschwestern hätten, die uns in dieser Situation helfen könnten, denn irgendwie musste ich ja helfen“, sagt die Theaterdirektorin.

Und hier kam Ameer Mahdi als freiwilliger Arzt für das Theater ins Spiel. Jetzt will er Abend für Abend bei den Vorstellungen dabei sein und dadurch auch seine dänischen Sprachkenntnisse erweitern – und er gibt der dänischen Gesellschaft gerne etwas zurück. „Sie haben so viel für uns getan. Also muss ich natürlich helfen, wenn ich kann“, sagt er.


Ameer ist bereit zu helfen, wenn jemand während der Vorstellung einen Herzstillstand oder etwas anderes haben sollte.

Laut Ameer Mahdi arbeiten die freiwilligen Helfer im Theater sowohl aus dem künstlerischen Interesse heraus oder auch aus anderen Gründen als Ehrenamtliche. „Ich fühle mich jetzt als Teil der Gesellschaft. Ich kann freiwillig helfen und ein wenig von dem zurückgeben, was die Gesellschaft für mich getan hat“, sagt er.

Ameer Mahdi im Kreis weiterer Theaterhelfer während einer Aufführung

Gleichzeitig erinnert das Stück „Den Evige Ild“, ein historisches Drama der Machtkämpfe im England des 16. Jahrhunderts, an das, was einst vor Jahrhunderten geschah. „Es ist großartig zu erleben, dass junge Leute interessiert daran sind und verstehen, was in früheren Zeiten passiert ist und was Krieg verursacht. Das habe ich in meinem Heimatland erlebt, sagt der Syrer.

Das Publikum begrüßt die Entscheidung von Ameer Mahdi und empfängt ihn mit offenen Armen. „Er zeigt damit einen ungewöhnlichen Sozialgeist. Stellen Sie sich vor, sie verbringen ihre Abende hier im Theater anstatt mit ihrer Familie zusammen zu sein. Es ist sehr bewundernswert“, sagt Tommy Falk Petersen. „Es vermittelt etwas mehr Sicherheit, denn eine Situation wie zuvor, kann es jederzeit geben“, gibt Birgitte Søgaard Knudsen zu bedenken.

Die Initiative im Bellevue Theater, Ameer Mahdi als freiwiligen Theaterarzt zu beschäftigen, begeistert auch die Schauspieler. „Wir können jetzt voll spielen und müssen uns nicht länger zurückhalten, und wir hoffen nicht, dass das Herz eines jeden bei unseren Aufführungen zum Stillstand kommt – weil es wie in ,Den Evige Ild‘ eine gewalttätige Aufführung ist“, sagt Schauspielerin Camille-Cathrine Rommedahl. „Sie können jetzt auch eine lange Theateraufführung besuchen und wissen, dass sie in guten Händen sind“, meint Schauspieler Karsten Jansfort abschließend.

von

Günter Schwarz – 23.03.2019