(København) – Politiker halten es für skandalös, dass das Bildungsministerium Fehler bei den nationalen Tests erkannt hatte und verschwiegen hat, denen dänische Schüler nach dem Folkeskoleloven (Grundschulgesetz), Paragraph 1, zur individuellen Entwicklung und der Vorbereitung auf die Rolle eines Bürgers in einer demokratischen Gesellschaft unterzogen werden.

Das Bildungsministerium hat seit 2016 in mehr als der Hälfte der durchgeführten nationalen Tests unzureichende Ergebnisse erzielt. Das geht aus der Notiz „Studie zur Zuverlässigkeit der nationalen Tests“ hervor, die das Ministerium am 26. Februar 2016 in der jetzt noch gültigen Form eingeführt hat, schreibt die Tageszeitung „Politiken“.

In dem Zeitungsbeitrag wird berichtet, wie das Bildungsministerium bereits Tests von 36.600 Schüler analysiert hat. Die Schüler führten zweimal Tests auf demselben Niveau durch, um ihre Ergebnisse untereinander zu vergleichen.

Da die Fragen der Tests von Zeit zu Zeit variieren, sind es nicht immer dieselben Fragen, die gestellt werden. Die Ergebnisse sollten jedoch ziemlich ähnlich und damit vergleichbar sein. In 19 von 30 der untersuchten Teststandorte gab es zwischen den beiden Tests so große Diskrepanzen, dass die Beziehung zwischen den Testergebnissen als „fragwürdig“, „schlecht“ oder sogar „inakzeptabel“ bezeichnet werden mussten.

Das Bildungsministerium entschied sich jedoch dafür, die Zusammenfassung der Ergebisse wegzulassen. Anstatt die Diskrepanzen in den Testergebnissen zu erwähnen, heißt es, dass bei allen wiederholten Tests eine sogenannte „statistisch signifikante positive Beziehung“ vorlag. Dieses entspricht laut „Politiken“ der Tatsache, dass die Tests in sich stimmig sind.

Marianne Jelved, die bildungspolitische Sprecherin der Radikale Venstre (linksliberale Partei), glaubt, dass es ein „Skandal“ ist. „Als Politiker sind wir auf die Zusammenfassungen der Ministerien angewiesen. Es ist also geradezu eine Beichte des Ministeriums, wenn zwischen den Ergebnissen der Studie und der Zusammenfassung sich derartig große Lücken auftun“, sagt Marianne Jelved zu Politiken.

Der bildungspolitische Sprecher der Socialistisk Folkeparti, Jacob Mark, zeigt sich auch überrascht, dass das Ministerium wusste, wie ungenau die nationalen Tests sind. „Ich bin entsetzt, dass das Ministerium so wichtige Informationen über Tests zur professionellen Überprüfung unserer Kinder zurückgehalten hat“, sagt Jacob Mark.

Laut Jacob Mark hätte das Ministerium sofort reagieren müssen, als es die Informationen erhielt und sich derer Brisanz bewusst wurde. Er hat deshalb die Unterrichtsministerin Merete Riisager (Liberal Alliance) zur Aufklärung aufgefordert. „Unsere klare Empfehlung ist, die Tests auf Eis zu legen und im besten Fall vollständig einzustampfen“, meint Jakob Mark.

Die nationalen Tests wurden erstmals 2010 eingeführt und kosteten laut dem Bildungsministerium bisher rund 110 Millionen. Kronen (14,7 Mio. Euro). Derzeit sind jedes Jahr 14 Millionen Kronen (1,87 Mio. Euro) erforderlich, um diese Tests durchzuführen.

Die Schüler der Stoholm Skole kritisieren auch die nationalen Tests.

von

Günter Schwarz – 03.04.2019