Ostern, das in der lateinischen Sprache „Pascha” heißt und das wiederum aus dem Hebräischen “Pésach” abgeleitet wurde, feiern die Christen aller Konfessionen als das Fest der Auferstehung Jesu Christi.

Doch wie es eigentlich zu Ostern gekommen ist, welche Bedeutung das Osterfest für die Christen in aller Welt hat und wie Ostern entstanden ist, liegt trotz aller Ostereier, Osterhasen und die Freude an einem besonders langen Wochenende nur wenig im Bewusstsein der meisten Gläubigen, die sich zwar selbst als Christen bezeichnen und wovon die wenigsten nur so viel wissen, dass die Selbstbezeichnung als Christ schon als Hohn bezeichnet werden muss.

Ostern rührt historisch von der Tatsache her, dass im Judentum mit Pésach die Erlösung und der Auszug aus Ägypten (Exodus) gefeiert wurde, wo die Israeliten seit Generationen versklavt waren. Es war also die Befreiung der Isrealiten aus der Sklaverei, von der das 2. Buch Mose im Tanach erzählt. – Als Tanach bezeichnet das Judentum die Bibeltexte, die auch für die eigene Religion gelten. Der Tanach besteht aus den drei Teilen Tora ‚Weisung‘, Nevi’im ‚Propheten‘ und Ketuvim ‚Schriften‘.

Die Nacherzählung (Haggada) dieses Geschehens der Befreiung aus der Sklaverei verbindet die heutige Generation der Juden mit ihrer zentralen Befreiungserfahrung. Von den Juden wird das Pésach in der Woche vom 15. bis 22., in Israel bis zum 21.Nisan (siebenter Monat nach dem „bürgerlichen“ jüdischen Kalender) gefeiert. Es ist ein Familienfest mit verschiedenen Riten, das mit dem Sederabend (Auftakt zum Pésach) am 14. Nisan und dem einwöchigen Verzehr von Matzen (ungesäuertes Brot) eingeleitet wird . Deshalb heißt es auch „Fest der ungesäuerten Brote“.

In der Zeit des zweiten Jerusalemer Tempels, also zwischen etwa 530 vor und 70 nach Chr., gehörte Pésach neben Schawuot (dem Wochenfest) und Sukkott (dem Laubhüttenfest) zu den drei israelitischen Wallfahrtsfesten, an denen die Gläubigen zum Tempelberg pilgerten, um stets darin zu erinnern, dass man in der Zukunft immer die Erlösung feiern sollte, wie einst Moses gesagt hatte, und woraus der jüdische Glauben entstand.

Damit wird im 2.Jahrhundert n. Chr. auch die Hoffnung auf die messianische Zeit in die Festgedanken der Christen vom Pésach aufgenommen und in Verbindung mit der Kreuzigung am Karfreitag und der Aufererstehung am Ostersonntag von Jesu Christi gebracht.

Doch daraus allein lässt sich die Entwicklung des schon im Neuen Testament grundgelegten christlichen Verständnisses des Todes Jesu nicht erklären. Vielmehr gilt es zusätzliches, im jüdisch-religiösen Denken vorgegebenes Material der nachbiblischen, sogenannten zwischentestamentlichen Zeit zu beachten, dessen Wirkungsgeschichte im Christentum nachhaltiger als im rabbinischen Judentum war. Es geht dabei weniger um einzelne Elemente des Rituals als um gedankliche Inhalte des Festes, die es erlaubten, den menschlichen Tod Jesu in theologische Beziehung zum Pésachfest zu bringen. Konkret handelt es sich dabei um etwa folgende Themen: Das Osterlamm als Sühneopfer, die Symbolik der Opferung Isaaks, der Ort des Pésachmahles, der Gedächtnischarakter der Pésachfeier sowie der Charakter des Mazzotfestes.

Daraus ergibt sich, dass Jesus starb, als die Osterlämmer am Tempel geschlachtet wurden. Es ist offenkundig, dass durch diese unhistorische Darstellung der Tod Jesu bereits ganz bewusst mit der Theologie des jüdischen Pésachopfers verbunden wurde. Die jüdischen Wurzeln des Osterfestes sind einerseits formal-ritueller Natur und liegen anderseits aber dort, wo der Tod Jesu vom Typos des Pésachlammes her schon im Neuen Testament seine theologische Deutung erfuhr. Zunächst feierte die Gemeinde von Jerusalem das Pésach weiterhin zum selben Termin wie die Juden und beteiligte sich auch noch an der Schlachtung der Pésachlämmer.

Folglich lassen sich zwischen der Botschaft des jüdischen Pésach und des christlichen Ostern Parallelen finden. So wie Gott seinem Volk Israel die Freiheit wieder schenkte, als er es aus dem „ägyptischen Sklavenhaus“ führte, befreite Jesus durch seine Auferstehung die Menschen von Tod und Sünde. Pésach wird im christlichen Glauben mit Ostern gleichgesetzt und noch heute erinnern die Christen im Gottesdienst der Osternacht auch an den Auszug der Israeliten aus Ägypten.

Ostern ist ein beweglicher Feiertag, der jedes Jahr auf ein anderes Datum fällt. Auf dem Konzil von Nicaea, 325 nach Christus, wurde das Osterfest vermutlich von Erzbischof Athanasius auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Insofern bewegt sich das Osterdatum zwischen dem 22. März und dem 25. April. Die Berechnung des Ostertermins folgt somit dem Mond- und nicht dem Sonnenkalender und steht damit in der semitischen Tradition des jüdischen Pésachfestes. Das ägyptische Festjahr dagegen orientierte sich am Sonnenkalender. Maximal kann der Termin um 34 Tage pendeln, denn ein Mondumlauf beträgt 28 Tage zuzüglich sechs Werktage. Am Termin für Ostern orientieren sich auch alle anderen beweglichen christlichen Feiertage wie Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam.

von

Günter Schwarz – 19.04.2019