Ungefähr jeder dritte Fahrer wird weiterhin die Fähre nehmen, wenn nach der Tunnelfertigstellung die Wahl zwischen dem Fehmarnbelt-Tunnel oder der Fährverbindung zwischen Dänemark und Deutschland möglich ist.

Es werden weiterhin Fähren zwischen Dänemark und Deutschland benötigt, wenn der Fehmarnbelt-Tunnel voraussichtlich 2028 für Pkw, Lkw und Züge eröffnet wird. Das zeigt ein neuer Bericht, den die deutschen Behörden in Schleswig-Holstein vom Beratungsunternehmen PwC erstellt lassen haben.

Der Bericht, der die Geschäftsbasis für Scandlines nach der Eröffnung des Fehmarn-Tunneln analysiert, schätzt, dass die Fährreederei im Jahr 2030 rund 40 Prozent der gesamten Frachteinheiten und 30 Prozent aller Autos, die den Fehmarnbelt überqueren wollen, übersetzen wird.

Bei Personenkraftwagen wird Scandlines vor allem den grenzüberschreitenden Verkehr aufrechterhalten. „Wir freuen uns, dass die deutschen Genehmigungsbehörden nicht nur die von Dänemark bestellten Gutachten für den Warenverkehr untersuchen, sondern sich dafür entschieden haben, ein unparteiisches Gutachten zu erstellen. Wir haben seit zehn Jahren darauf hingewiesen, dass wir unsere Fahrten fortsetzen und erwarten, dass wir uns mit der Fokussierung auf das preisempfindliche Frachtgeschäft und den grenzüberschreitenden Handel sehr vernünftig verhalten. Dieser Bericht bestätigt uns nur in unserer Überzeugung“, sagt Scandlines-Geschäftsführer Søren Poulsgaard Jensen in einer Pressemitteilung.

„Hoffentlich führt der unabhängige Bericht dazu, dass von dänischer Seite besser erkannt wird, dass wir fahren, um einen fairen Wettbewerb sicherzustellen. Es ist dabei allerdings wichtig, dass unsere Kunden einen geeigneten Straßenzugang zum Hafen von Puttgarden bekommen“, fügt er hinzu.

Der Bericht kommt auch zu dem Schluss, dass Scandlines eine starke Anpassungsfähigkeit im Wettbewerb mit einem Tunnel aufweist und dass Scandlines bei einer Reduzierung des Betriebs Kosten sparen und somit rentabel bleiben kann.

Der Wettbewerb kann den Kunden auf der Strecke zugute kommen und durchaus zu Tickets zum halben heutigen Preis führen.

Mehrere Verkehrsexperten sagen voraus, dass Scandlines die Fährverbindung Rodby – Puttgarden einstellen wird. Im vergangenen Jahr beförderte die Reederei rund sechs Millionen Passagiere, so Knud Erik Andersen, der als ehemaliger Straßen- und Verkehrsmanager in der dänischen Straßendirektion tätig war und den Betrieb der Fährgesellschaft im Niedrigpreisniveau skeptisch sieht.

„Die Tarife, die derzeit auf Rødby-Puttgarden erhoben werden, haben nichts mit den Kosten für den Betrieb der Fähren zu tun, einschließlich des Gewinns. Das ist eine reine Monopolsituation, die ausgenutzt wird.“
„Eine Reederei kann die Strecke zu Preisen leicht bedienen, wenn sie deutlich günstiger als zum jetzigen Zeitpunkt der Großen-Belt-Fähren sind, solange die DSB die Autofähren im Betrieb kofinanziert. Doch wenn dieses Monopol gebrochen ist, ist das Unternehmen für einen Kapitalfonds uninteressant. Aber auch ein neuer Besitzer kann viel weniger Geld verdienen, was daher höchstwahrscheinlich zum Ende des derzeitigen Betreibers führen wird. Das Unternehmen wird relativ billig verkauft und eventuell als Low-Cost-Strecke weitergeführt, wenn der Tunnel eröffnet wird“, pronostiziert Knud Erik Andersen.

Die billigste einfache Fahrkarte für einen Pkw ist jetzt 239 Kronen (32 Euro), während das Einwegflexticket für Personenwagen 799 Kronen (107 Euro) kostet. Es ist noch nicht bekannt, wie sich der Preis für ein Fährticket entwickelt, sobald der Tunnel öffnet, aber Knud Erik Andersen schätzt, dass der Preis halbiert wird oder gar bis auf ein Drittel sinken kann.

von

Günter Schwarz – 13.05.2019