(Kiel / Leipzig / Fehmarn) – Mit Schlamm und Dreck beschmierte junge Leute demonstrierten am Freitag in Leipzig, Kiel und auf Fehmarn gegen die Fehmarn-Verbindung. Aber die Demonstranten waren teilweise bezahlte Schauspieler, berichten deutsche Presseorgane.

Mit Schlamm beschmierte „Demonstranten“ kämpften am Freitag gegen die Fehmarn-Verbindung. In Wirklichkeit handelte es sich überhaupt nicht um politische Aktivisten, sondern zum Teil um bezahlte Schauspieler.

Einige Einheimische haben am Freitag die Augen verdreht, als junge Menschen in Kiel und vor dem Verwaltungsgericht in Leipzig in Badeanzügen mit Matsch beschmiert wurden, Yoga praktizierten, sich in Liegestühlen ausruhten und sonnten, Karten spielten und Fußball spielten.

Die jungen Leute waren mit Schlamm eingeschmiert, weil man nach Angaben des Verbandes Beltretter nach einem Bad in der Ostsee in Zukunft so aussehen wird, während der 18 Kilometer lange Tunnel zwischen Fehmarn und Lolland gebaut wird. Mit dieser Aktion sprachen sich die Jugendlichen gegen die Pläne für die Fehmarn-Verbindung aus.

Die Demonstranten, 30 davon junge Schauspieler, posieren auf dem Kieler Asnus-Bremer-Platz.

Dreißig der „Demonstranten“ seien jedoch überhaupt keine Aktivisten gewesen, sondern von der Agentur „Starboxx“ angeheuerte Schauspieler. Für die Teilnahme erhielten die Schauspieler ein Honorar von 60 Euro und die Fahrkosten bezahlt, heißt es in Zeitungen.

„Es gibt viele, die sich tatsächlich gegen die Tunnelpläne aussprechen, aber man muss verstehen, dass viele damit beschäftigt waren, ihrer Arbeit nachzugehen und deshalb keine Zeit zu demonstrieren hatten“, erklärt ein Beltretter-Sprecher.

Die Aktion wurde von mehreren Parteien in Deutschland kritisiert. Der Redakteur der „Lübecker Nachrichten“ beschreibt die Kampagne in einem Kommentar als selbstzerstörerisch, aber auch die deutsche Polizei ist verstimmt. Sie wirft Beltretter vor, das Demonstrationsrecht missbraucht zu haben.

„Demonstranten zu kaufen ist skandalös, frivol und undemokratisch“, sagt Hans-Jörn Arp von der CDU zu den „Lübecker Nachrichten“, während sein sozialdemokratischer Kollege Martin Habersaat der Ansicht ist, dass die Kampagne einen schlechten Nachgeschmack hinterlässt. Nur die Grünen, so die Zeitung, finden die Demonstration problemlos.

Die Demonstranten stellen Strandaktivitäten nach, während sie mit Schlamm und Dreck verschmiert sind. Beltretter geht davon aus, dass sie nach einem Bad so aussehen werden, während die Verbindung gebaut wird.

Auf der dänischen Seite ist man wie der Sozialdemokrat Lennart Damsbo-Andersen von Beltretters Vorgehen gegen die Fehmarnbelt-Querung nicht überrascht. Er lebt privat auf Lolland und ist einer der Politiker, die sich sehr für die feste Verbindung engagiert haben.

„Ich habe das Gefühl, dass es in Deutschland eine Opposition gibt, die ein bisschen überdreht ist und in Bezug auf den Tunnel geradezu panisch reagiert, der jetzt endlich Realität zu werden scheint. Sie haben es schwer, damit umzugehen“, sagt Lennart Damsbo-Andersen.

Bei Stig Rømer Winther löst es auch nur Kopfschütteln aus. Er ist Verwaltungsdirektor der „Femern Belt Development“, der sich dafür einsetzt, dass die Bürger und Unternehmen der Region Sjælland (Seeland) den bestmöglichen Nutzen aus der festen Verbindung ziehen. Er ist verärgert darüber, dass Beltretter Schauspieler bezahlt hat, um als Demonstranten aufzutreten.

„Es ist entschieden geschmacklos. Es zeigt nur, wie weit sie gehen, um eine Stimmung in ihrem Sinne zu beeinflussen“, sagt Stig Winther Rømer.

Gleichzeitig wundert er sich über die Wirtschaftskraft, die den Beltrettern zur Verfügung steht. Neben den zu bezahlenden Akteuren hat der Verein schon mehrere umfangreiche kostspielige Kampagnen und Aktionen durchgeführt.

„Ich bin überrascht, dass so ein kleiner Verein wie Beltretter, der von Mitgliedsbeiträgen leben sollte, es sich leisten kann, große, teure Kampagnen durchzuführen und Schauspieler einzustellen, um ihren Protest auf die Staße zu tragen. Wer bezahlt das?“ fragt Stig Winther Rømer.

In einem schriftlichen Kommentar erklärt Beltretter, dass die Aktivistenjugend nicht als Demonstranten zu verstehen ist und dass die Aktion überhaupt nicht als Demonstration zu verstehen ist. „Die Aktionen wurden als künstlerische Darbietung angekündigt“, schreibt Beltretter und fügt anbei: „Damit eine solche Aktion gut wird, müssen Schauspieler engagiert werden, um gute Szenen darzustellen.“

Beltretter lehnt ab, dass die Kampagne als etwas Problematisches angesehen werden sollte, und weist darauf hin, dass auch die Tunnelanhänger auf verschiedene Arten für die Querung des Belts werben.

von

Günter Schwarz – 30.07.2019