Der Theologe und Bischof von Sjælland (Seeland), Hans Lassen Martensen, erblickt am 09. August 1808 in Flensborg das Licht der Welt.

Martensens Vater, der Seemann und spätere Schriftsteller Hans Andersen Martensen (1782–1822), zog 1817 mit seiner Familie nach København, wo Hans Lassen Martensen das Gymnasium in Nørrebro besuchte und ab 1827 Evangelische Theologie an der Universität København studierte. Ein besonders einflussreicher Lehrer auf ihn war der Theologe und Politiker Henrik Nicolai Clausen, der Professor für neutestamentliche Exegese und Dogmatik an der theologischen Fakultät der Universität København war.

Seine Auslandsreise von 1834 bis 1836 führte ihn nach Berlin, wo er bei Philipp Konrad Marheineke und Heinrich Steffens hörte. Weiter reiste Martensen nach Heidelberg, wo er sich mit der Lehre des Philologen, Philosophen und Theologen Karl Daub auseinandersetzte, der als Professor an der Universität Heidelberg lehrte. Karl Daub vertiefte Martensens Wissen über den Theologen „Meister Eckart“, mit bürgerlichem Namen Eckhart von Hochheim (1260 – 1328), und Dante, dem Dichter und Philosophen Dante Alighieri (1265 – 1321).

In Wien schloss Martensen Freundschaft mit dem Dichter Nikolaus Lenau, woraus die Abhandlung über Lenaus „Faust“ (1836), Martensens erste veröffentlichte Schrift, erwuchs. In Paris traf der den dänischen Schriftsteller Jahan Ludvig Heiberg und dessen Frau, die Schauspielerin Johanne Luise Heiberg. Auf einer späteren Reise nach Kiel (1839) lernte Martensen Isaak August Dorner kennen, mit dem er von da an in regem Briefkontakt stehen sollte.

Zurückgekehrt nach København promovierte er 1837 zum Lizenziaten (akademischer Grad: „Licentia docendi” = Erlaubnis zu lehren) der Theologie, wurde 1838 Lektor und 1840 Außerordentlicher Professor. Hier entstanden seine einflussreichen Lehrbücher über Moralphilosophie und Dogmatik, mit denen er zu einem Hauptvertreter der Vermittlungstheologie wurde.

1845 wurde er (nebenamtlich) von Kong Christian VIII. zum Hofprdiger ernannt und rückte 1850 zum Ordentlichen Professor an Københavns Universität auf. Seit 1854 bis zu seinem Tod wirkte er als Bischof von Sjælland und damit wurde Hans Lassen Martensen Primas der lutherischen Dänischen Volkskirche.

Martensens Leichenpredigt für seinen Vorgänger im Bischofsamt, Jacob Peter Mynster, in der er diesen als „unersetzlichen“ Bischof und „wirklichen Wahrheitszeugen“ bezeichnete, veranlasste den Philosophen, Essayaisten und theologischen Schriftsteller Søren Kierkegaard zu seinem letzten scharfen Angriff auf die dänische Staatskirche. Ein erbitterter Gegner von Martensen war zudem der in København lebende isländische Theologe Magnús Eiríksson (1806 – 1881).

Hans Lassen Martensen verstarb am 04. Februar 1884 in København und wurde auf dem Assistens Kirkegård in Nørrebro beigesetzt.

von

Günter Schwarz – 09.08.2019