(New York) – Die Klimaaktivistin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump – unterschiedlicher könnten Positionen zum Umweltschutz wohl kaum sein. Deutlich wurde das einmal mehr gestern beim UNO-Klimagipfel in New York. Mit grimmiger Miene blickte die junge Aktivistin dem Präsidenten hinterher, nachdem sie ihre flammende Rede für den Klimaschutz gehalten und den Regierenden ordentlich die Leviten gelesen hatte. Heute, am Dienstag, dann schoss Trump via Twitter zurück.

Wirklich aufeinander getroffen sind Trump und Thunberg allerdings nicht. Das auf mehreren TV-Sendern ausgestrahlte Video lässt sogar vermuten, dass der US-Präsident die 16-jährige Klimaaktivistin gar nicht wahrgenommen hatte – umgekehrt allerdings sehr wohl. Das Video zeigt Trump mit seiner Delegation hinter den Kulissen des Klimagipfels durch einen Gang des Hauptquartiers der Vereinten Nationen in New York gehen. Thunberg stand wenige Meter entfernt im selben Gang. Der kurze ungeplante Moment wurde im Internet massenhaft verbreitet und kommentiert.

Es waren nur ein paar Sekunden, die jedoch später wohl auch Trump via Social Media mitbekommen haben dürfte. Prompt reagierte er am frühen Dienstagmorgen. „Sie sieht wie ein sehr glückliches junges Mädchen aus, das sich auf eine strahlende und wundervolle Zukunft freuen darf. So nett zu sehen!“, schrieb der US-Präsident in einem Tweet. Dazu verlinkte er einen Videoausschnitt der Rede Thunbergs. Doch dürfte er das kaum ernst gemeint haben, vielmehr ist die Reaktion als polemische Kritik auf Thunbergs auf Fakten basierende und emotionale Rede zu werten – und möglicherweise auch auf Thunbergs grimmigen Blick.

Der Kommentator Michael Knowles von Donald Trumps „Haus-Nachrichtensender“, dem er als einziges Pressemedium neben seinen eigenen „alternativen Wahrheiten“ traut, „Fox-News“ beschimpfte Thunberg live auf Sendung. Knowles nannte die 16-Jährige ein „psychisch krankes schwedisches Kind“. Knowles und ein weiterer Kommentator namens Christopher Hahn hätten eigentlich über die Effekte der Klimakrise diskutieren sollen – redeten dann aber hauptsächlich über Thunberg. „In der Klima-Hysterie-Bewegung geht es nicht um Wissenschaft“, behauptete Knowles. Der Sender „Fox News“ musste sich dann für seine Ausfälle gegenüber Greta Thunberg entschuldigen.

Michael Knowles (links)

Dass Trump überhaupt zum Klimagipfel kam, wenn auch nur für einige Minuten, war überraschend. Er setzte sich kurz ins Plenum, obwohl er ursprünglich nicht an dem Treffen hatte teilnehmen wollen. Trump zweifelt den menschengemachten Klimawandel immer wieder an und hat den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen vom 12. Dezember 2015 angekündigt, dem seinerzeit 197 beigetreten sind.

Offiziell wurden die USA bei dem Gipfeltreffen nur durch eine Büroleiterin des Außenministeriums vertreten, wodurch die Trump-Regierung offen demonstrierte, was sie von dem Klimatreffen hielt: „NIX!“

Doch eines ist schon heute sicher, der Satz Greta Thunbergs „How dare you?!“ (Wie könnt Ihr es wagen?!) wird Geschichte schreiben und noch zitiert werden, wenn eines Tages niemand mehr weiß, wer Donald Trump überhaupt war.

Greta Thunberg vor dem Plenum des UN-Klimagipfels in New York am 23.09.2019

von

Günter Schwarz – 24.09.2019