Es wurde im heutigen Norden von Schleswig-Holstein mit harten Bandagen um die Zugehörigkeit der Region zum Deutschen Reich oder zum Königreich Dänemark gekämpft. Nachdem die erste Abstimmungszone nördlich der Linie zwischen Sylt und Flensburg an Dänemark gefallen war, fürchteten nun viele deutschgesonnene Menschen im Gebiet südlich der heutigen Grenze, dass sich die Dänen auch in der zweiten Zone durchsetzen könnten.

Vor 100 Jahren stimmte das Volk aufgrund einer Vereinbarung aus dem Versailler Vertag über die bis heute bestehende und seit dem denkwürdigen Wahltag in der südlichen Zone 2, dem 14. März, geschlossene Grenze ab. Bei einer ersten Wahl in der Wahlzone 1, nördlich einer Linie zwischen Sylt und Flensburg, wurde in einem Block gewählt. In Nordschlswig, dem heutigen Sønderjylland, gab es ein Wahlergebnis für den Anschluss an Dänemark.

In zwei Zonen wurde über den Verlauf der deutsch-dänischen Grenze abgestimmt.

Am 14. März 1920 sollten die Bewohner südlich dieser Linie, in Nordfriesland, Angeln und Flensburg, abstimmen, ob sie zu Deutschland oder Dänemark gehören wollten. In Zone 2 wurde jedoch nicht wie in Zone 1 en bloc abgestimmt, sondern jede Gemeinde entschied einzeln für sich.

Das Zünglein an der Waage bei dieser Wahl waren die Friesen. Einer von ihnen, Cornelius Petersen, ein friesischer Bauer, der seinen Hof seit 1904 in Vester Anflod bei Møgeltønder nahe Tønder gekauft hatte, kämpfte für den Anschluss Frieslands an Dänemark. Petersen selbst stammte von der Halbinsel Ejdersted (Eiderstedt), wo er am 6.9.1882 auf einem Haubarg in Tating geboren wurde,

In dem kleineren Land erhoffte er sich mehr Rechte für die Friesen. Er wollte vor allem die Anerkennung der Friesen als eigenes Volk und träumte von einer friesischen Selbstverwaltung.

Cornelius Petersen hoffte auf mehr Rechte für die friesische Bevölkerung durch Dänemark.

Das größte Hindernis dafür war in seinen Augen die „Verdeutschung“ der Friesen. Er meinte, die Bauern würden mit ihren Kindern Deutsch, mit ihren Hunden Niederdeutsch und mit ihren Knechten Friesisch reden. Das müsse aufhören, denn die Friesen sollten zu ihren Wurzeln stehen. Vor allem forderte er ein neues, friesisches Selbstbewusstsein, für das die Friesen u. a. eine Schriftsprache und ein Geschichtsbewusstsein brauchten.

Doch bei der Abstimmung wurde Cornelius Petersen bitter enttäuscht, denn 80 Prozent der Friesen wählten deutsch. In Klanxbüll stimmte man sogar zu einhundert Prozent für Deutschland. Nur auf Föhr gab es drei Gemeinden (Goting, Utersum und Hedehusum), die sich knapp für Dänemark entschieden – dann aber doch bei Deutschland blieben, weil man die drei Dörfer aus praktischen Gründen nicht an Dänemark abgeben konnte. Die gesamte zweite Abstimmungszone blieb schließlich bei der damals noch preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

Doch die Abstimmung und Cornelius Petersens Kampf um die Eigenständigkeit der Friesen war eine Initialzündung für ein neues Selbstwertgefühl des Volkes, auch wenn die Anerkennung als eigenständige Minderheit erst 1990 erfolgen sollte – als in der neuen schleswig-holsteinischen Landesverfassung der friesischen Volksgruppe „Schutz und Förderung“ zugesichert wurde.

von

Günter Schwarz – 15.03.2020