Die seit Jahren geplanten Wiedervereinigungsveranstaltungen Dänemarks mit Sønderjylland, dem vormaligen preußischen „Nordschleswig“ von 1864 bis 1920, werden entweder auf den Herbst oder auf das nächste Jahr verschoben. Am Dienstag gab das Königshaus außerdem bekannt, dass der Besuch der königlichen Familie zu den Wiedervereinigungsfeierlichketen beginnend an der Kongeå (Königsau) erst im nächsten Jahr stattfinden wird.

Seit 2017 arbeitet das Sekretariatet for Genforeningen 2020 (Sekretariat der Wiedervereinigung 2020) daran, die mehr als 1.100 Veranstaltungen zur Feier der Wiedervereinigung im Jahr 1920 zu organisieren. Die Coronakrise hat wie ein Tsunami einen Großteil dieser Arbeit zunichte gemacht.

„Ich tue mir schwer damit. Natürlich haben wir jedes Verständnis für den Hintergrund der Absagen und Verschiebungen, aber es ist trotzdem traurig“, sagt Aabenraas Bürgermeister Thomas Andresen (Venstre / Rechtsliberale Partei).

Wer allerdings etwas Positives sehen möchte, mag sich daran erinnern, dass vor der Krise schon mehr als 300 Veranstaltungen stattfanden, bevor das Land Mitte März geschlossen wurde. Aber jetzt werden viele andere abgesagt und/oder entweder in den Herbst oder bis zum nächsten Jahr verschoben.

Dronning Margrethe II. und die königliche Familie hätten in den Tagen vom 9. bis 12. Juli an mehreren Veranstaltungen teilnehmen sollen, aber am Dienstag gab das Königshaus bekannt, dass der Besuch verschoben wird. Bei dem Besuch sollte unter anderem die königliche Familie die Region Sønderjylland auf demselben Weg besuchen, wie es Kong Christian X. vor 100 Jahre getan hat.

Der abgesagte Besuch wird stattdessen am Tag der Wiedervereinigung am 15. Juni 2021 nachgeholt.

Weitere abgesagte oder verschobene Veranstaltungen sind die Wiedervereinigungsfeier der DGI, die stattdessen im Frühjahr 2021 durch die sieben sønderjysk (südjütischen) Kommunen und das Radrennen in Grönland fahren werden. Der Royal Run-Lauf mit dem Kronprinzen Frederik und seiner Familie wird auf den 6. September dieses Jahres verschoben.

Thomas Andresen hofft, dass die Organisatoren und Teilnehmer der Feierlichkeiten die Begeisterung bis zum nächsten Jahr behalten können. „Ich denke, wir sollten 2020 als ein verlorenes Jahr betrachten. Dann feiern wir eben das 100-jährige als 101 minus ein verlorenes Jahr später, und das sind dann auch wieder genau 100 Jahre“, scherzt der Bürgermeister von Aabenraa und fügt hinzu: „Es mag einen Besuch der Königin geben, aber ich denke, dass einige der anderen Veranstaltungen etwas geringer ausfallen werden, wenn es 101 statt 100 ist.“

Damit es kein Reinfall wird, gibt es im Jahr 2021 noch ein weiteres Mega-Event, nämlich die Tour de France, die in Dänemark die ersten vier Etappen zurücklegen wird. „Dieses Jahr hätte in Rot und Weiß und nächstes Jahr in Gelb sein sollen, jetzt müssen wir beide Jahre samt Farben zusammenlegen“, sagt Thomas Andresen

Das Sekretariatet for Genforeningen 2020 hat zugestimmt, noch ein Jahr anzuhängen und weiter zu arbeiten, um die vielen verschobenen Aktivitäten zu koordinieren. „Wir freuen uns, dass das Sekretariat weiter bestehen bleibt, und sie bereit sind, die vielen parallelen Aktivitäten zu koordinieren, so dass keine 15 Coffeeshops am selben Ort betrieben werden“, sagt Bürgermeister Thomas Andresen.

15 Coffeeshops am selben Ort nebeneinander? Es klingt schwer zu organisieren, aber es ist nicht so schwer, als würde man zwei Jahre Arbeit wegen einer viralen Explosion ganz aufgeben. „Wir müssen uns durchbeißen und durchhalten“, sagt Projektmanager Simon Faber.

von

Günter Schwarz – 07.04.2020