Neues Ungemach um die Rader Hochbrücke
Die 1972 in Dienst gestellte Rader Autobahnhochbrücke im Zuge der A7, die sowohl für die deutsche bzw. schleswig-holsteinische Wirtschaft als auch für dänische von einer erheblichen Bedeutung ist, entwickelt sich zunehmend zu einem Problem, welches nichts Gutes erwarten lässt.
Nachdem im Juli 2013 eher zufällig massive Schäden an den Pfeilerköpfen festgestellt und diese daraufhin saniert wurden, ergaben weitere Untersuchungen, die Brücke zeige dermaßen große Verschleißerscheinungen, dass sie baldmöglichst durch einen Neubau zu ersetzen sei. In der Folge wurden bis heute für den ca. 1,5 km langen Autobahnabschnitt über den Brückenbau einige Verkehrsbeschränkungen angeordnet. So dürfen PKW’s das Bauwerk nur mit einem Tempo von nicht mehr als 100 km/h queren, und LKW’s dürfen Tempo 60 km/h nicht überschreiten und müssen untereinander einen Mindestabstand von 25 m einhalten. Diese Beschränkungen sollen sicherstellen, dass die ursprünglich auf mindestens 90 Jahre geplante Brücke seinerzeit noch 12 Jahre und damit bis 2026 dem Verkehrsfluss wenn auch eingeschränkt gewachsen sein wird.
Zwei Jahre sind seither vergangen, doch passiert ist nicht viel. Zunächst kam es in der Politik zu einem „Hickhack“, ob man die Brücke durch einen Brückenneubau oder einen Tunnel ersetzen sollte, wobei einige Politiker dann beiden Varianten neben der Autobahn zusätzlich eine zweigleisige Eisenbahnquerung beifügen wollten. Durchsetzen sollte sich dann die „billigste Lösung“ und d. h., es wird eine vierspurige Autobahn mit zwei Standspuren gebaut, und die Planungen dafür wurden der staatseigenen Projektmanagementgesellschaft Deges übertragen.
Die Finanzierung des Brückenneubaus seitens des Bundesverkehrsministeriums ist auch noch keineswrgs abgesichert, so dass sich der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Meyer ständig genötigt sieht, beim Bundesverkehrsminister Dobrindt vorstellig zu werden, um an die Dringlichkeit dieses Vorhabens im Sinne einer funktionierenden Wirtschaft in Norddeurschland sowie in Schleswig-Holstein und in großes Teilen Dänemarks zu erinnern.
Doch jetzt zieht weiteres Ungemach gegen den Brückenneubau in den Personen der Familie Schreiber auf, denen die Grundstücke unterhalb der Brücke und des geplanten Brückenneubaus auf der Rader Insel gehören, wovon Flächen für die Baustelle benötigt werden. Zwischen den Schreibers und der Bauaufsicht des Kreises Rendsburg/Eckernförde herrscht seit Jahren ein unerbittlicher Streit über in den 1950er-Jahren illegal auf der Insel errichtete Ferienhäuser, wobei es allerdings wohl besonders um das Ferienhaus der Familie Schreiber selbst geht. Die Verwaltung hat den Abriss aller Häuser verfügt und sich diesen gar per Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Schleswig absichern lassen. Frau Schreiber argumentiert jetzt: „Der Kreis muss das Urteil nicht durchsetzen, er hat durchaus Ermessensspielraum“. Aus diesem Grund habe sie gegenüber Landrat Rolf-Oliver Schwemer auch deutlich gemacht, dass der Kreis eine Lösung finden müsse.
Das sture Verhalten der Grundeigentümer Schreiber führt inzwischen in der Kreisverwaltung zu einer gewissen Frustration, da sie juristisch gesehen kaum einen Spielraum hat, wie der Landrat bestätigt. Dennoch ist Landrat Schwemer bereit, jedem Ausweg zuzustimmen, den das Land als opportun und rechtmäßig erachtet, das „problem Schreiber“ zu lösen. Das Ziel kann es nur sein, den Zeitplan für den Bau der Rader Hochbrücke nicht durch eventuelle langwierige Gerichtsverfahren zu gefährden, die den Bau über Jahre verzögern könnten.
„Ich stehe voll dahinter, dass der Bau möglichst schnell über die Bühne geht. Aber das Leben ist ein Geben und Nehmen“, meint Frau Schreiber dagegen.
von
Günter Schwarz – 07.05.2016