Aarhus Bürgermeister stand wie die Bürger der Stadt einem Bau einer großen Moschee in seiner Stadt sehr kritisch gegenüber. Entgegen der Stadtbevölkerung ist er es möglicherweise jetzt nicht mehr. Einer Umfrage der. Forschungsgesellschaft Wilkes im Auftrag von Jyllands Posten nach befürworteten nur 33,5 % der Bürger eine große Moschee, während sich eine Mehrheit von 50,6 % dagegen ausspricht. 15,9 % der Befragten enthalten sich ihrer Meinung.

Der Dokumentarfilm von TV2 unter dem Titel „Moscheen hinter dem Schleier“ berichtete über gravierende Diskrepanzen einiger muslimischer Gemeinden, die in der Öffentlichkeit anders auftreten von dem was sie hinter verschlossenen Türen wirklich vertreten. Dieses trug dann nochmals dazu bei, die Anzahl der Nichtbefürworter zum Bau der Moschee weiter erheblich zu steigern. Vor dem Bau einer Moschee hatten bereits seit Jahren einige Kommentatoren und Kritiker, darunter die Zeitung „Den Korte Avis“ gewarnt. Der Film hinterließ bei vielen den Eindruck, es sei viel, viel schlimmer, als man bisher vermutet hatte.

Auf dem Reißbrett ist diese große Moschee bereits seit vielen Jahren das wichtigste Projekt des Moscheevereins, zu dem sich 12 muslimische Verbände zusammengeschlossen haben, die sich dafür auf ein Grundstück im Bautavej zwischen Gellerup und Bispehaven geeinigt haben.

Das war für die bürgerlichen Parteien Grund genug, ihre Unterstützung für das Projekt Gellerup zu entziehen, da sie davon ausgehen, dass eine große Moschee im Raum Gellerup die Entwicklung einer Parallelgesellschaft nur noch verstärkt. Die Bürgerlichen plädieren für einen anderen Standort, wenn die Moschee schon sein muss. Aber sie konnten sich winden und wenden, wie sie wollten, der regierende sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt sprach sich ebenfalls für eine große Moschee in Aarhus West aus.

Doch dann wurde der Dokumentarfilm ausgestrahlt, und der Bürgermeister zog sich von dem Verkaufsangebot von dem in kommunalem Eigentum befindlichen Grundstück im Bautavej zurück. In Aarhus hat man nur einen Bürgermeister und eine Anzahl von Ratsherren. Die Befugnisse des Bürgermeisters sind vergleichbar mit dem des Bürgermeisters von Kopenhagen.
Nun scheint es aber doch, dass der Bürgermeister wieder weich geworden ist.

„Sie verstehen gut, nicht zuletzt im Lichte der Enthüllungen und die vielen Diskussionen, die stattgefunden haben und an denen die Aarhuser Bürger regen Anteil nahmen, ist eine gewisse Skepsis in Bezug auf das Projekt erwachsen. Aber es ändert nichts daran, dass religiöse Minderheiten ein verfassungsmäßiges Recht haben, dass sie Einrichtungen erstellen können, an denen man seine Religion ausüben kann „, sagt Jacob Bundsgaard (S) der Jyllands Posten.

Der Bürgermeister bestätigt, es ist absolut richtig, dass religiöse Minderheiten ein verfassungsmäßiges Recht haben, ihrer Religion dort zu dienen, wo sie glauben, sie ausüben zu können.
Daher gibt es auch mehrere Moscheen und muslimische Kulturzentren in Aarhus. Einige sind klein und andere sind groß, wie die Aisha Moschee in Grimhøjmoskeen und die Friedens Moschee in Gellerup.

Diese größeren oder kleineren Moscheen scheinen in Bezug auf die spezifischen ethnischen Gruppen gut zu funktionieren, da sie in erster Linie diesen dienen. aber es ist offensichtlich, dass sie keinen Platz mehr bieten, denn nicht alle Moscheen in Aarhus können alle ihre gläubigen Muslime das Freitagsgebet zur gleichen Zeit anbieten.

Eine große Moschee aber, mit Platz für mehrere tausend Menschen auf einmal, wird natürlich in der Lage sein, den Großteil der in die Moschee gehenden Muslime zugleich zum Gebet zu versammeln. Eine große Moschee ist allerdings keine unbedingte Bedingung, seinen muslimischen Glauben ausüben können, wenngleich sie für die Muslime auch einiges erleichtert.

Ein Hauptgrund, der für eine große Moschee spricht, ist zunächst der Wunsch nach einem Haus, in dem alle verschiedenen muslimischen Verbände sich unter einem Dach zusammenfinden. Theoretisch hört sich das gut an, aber in der Praxis ist es wahrscheinlich eine Unmöglichkeit. Wer wird die Tagesabläufe in der großen Moschee bestimmen, die vor allem durch Spenden aus dem Ausland finanziert werden wird. Die meisten Leute werden vermutlich davon ausgehen, dass es diejenige religiöse Gemeinschaft sein muss, welche den größten finanziellen Anteil für das Projekt zur Verfügung stellt.

Die Muslime haben mit ihren derzeit bestehenden Moscheen und Kulturzentren in Aarhus ausgezeichnete Bedingungen, ihren Glauben zu praktizieren. Deshalb ist es Unsinn, wenn der Bürgermeister jetzt beginnt, verfassungsmäßige Rechte zur Argumentation  beizufügen.
Aber vielleicht mag der Bürgermeister ja daran denken, dass im nächsten Jahr Kommunalwahlen anstehen, und so wäre es schön, wenn die muslimischen Stimmen an seine Partei gingen.

von

Günter Schwarz – 11.05.2016