»Unser Körper ist unsere Waffe!« wurde zum Schlachtruf der Ukrainerin Inna Shevchenko, die seit 2009 mit der feministischen Protestgruppe FEMEN für Gleichberechtigung kämpft. In die Schlagzeilen westlicher Medien geriet FEMEN 2011/12, als die Gruppe massive und berechtigte Kritik an dem »Sextourismus« anläßlich der UEFA Euro 2012 in der Ukraine äußerte.

Die ukrainischen Behörden ermittelten nach einer Protestaktion gegen die russisch-orthodoxe Kirche gegen Shevchenko sowie andere an der Aktion beteiligten Aktivistinnen. Im Rahmen einer Solidaritätsaktion mit der russischen Band Pussy Riot sägten die Frauen mit einer Motorsäge ein großes Holzkreuz im Zentrum von Kiew um. Im September 2012 gab man auf der FEMEN-Webseite bekannt, dass Shevchenko die Ukraine verlassen habe, da sie einer andauernden Überwachung durch den ukrainischen Geheimdienst (SBU) ausgesetzt gewesen sei und man eine Verhaftung befürchte. Bereits 2011 wurde sie nach einer Protestaktion in Minsk von Angehörigen des weißrussischen Geheimdienstes verhaftet, misshandelt und mit dem Tode bedroht. Seit April 2013 haben französische Behörden Inna Shevchenko politisches Asyl gewährt, da sie in ihrem Heimatland wegen politischer Aktivitäten strafrechtlich verfolgt werden könnte.

Vor wenigen Tagen präsentierte sie in Venedig das Buch »FEMEN – Inna e le streghe senza Dio« von Massimo Ceresa. Das Buch beleuchtet das Phänomen FEMEN und gibt den Protagonisten eine Stimme. FEMEN hat inzwischen Ableger in der Ukraine, Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweden, Holland, Belgien, Italien, Israel, Kanada, Mexiko, der Türkei und den USA. Shevchenko gilt dabei als Galionsfigur der Organisation.

Wie gewohnt, stößt die Veröffentlichung des Buches bei konservativen Medien auf wenig Gegenliebe:

Eine italienische Tageszeitung kommentiert den Release mit: »Shevchenko – die Hexe gegen Gott«. Inna selbst gibt sich auf ihrem Twitter-Account gewohnt kämpferisch: »Ich liebe es!«

Seitdem Inna Shevchenko in ihrem »Exil« lebt, ist sie kaum noch an einschlägigen FEMEN-Protestaktionen beteiligt. Statt dessen macht sie sich einen Namen als spitzzüngige Publizistin und Rednerin. Shevchenko war unter anderem auf der Veranstaltung »Meinungsfreiheit und Islamismus« als Rednerin geladen, bei der es im Februar 2015 in Kopenhagen zu einem islamistischen Anschlag mit Schusswaffen gekommen ist.

Man mag von den FEMEN-Protestaktionen halten, was man will. Inna Shevchenko vertritt mit ihren Ansichten ein modernes Frauenbild, welches sich erheblich von dem oft »theoretischen Feminismus« abhebt. Shevchenko widmet sich wichtigen Themen – dies sehr kämpferisch und ganz ohne Zweifel mit viel Idealismus und Herzblut.

Das Buch »FEMEN – Inna e le streghe senza Dio« ist bisher nur in italischer Sprache bei dem Verlag »Tra le righe libri« (ISBN 9788899141370) für € 12,75 erhältlich.

von
Michael Schwarz – 15.05.2016
Foto: Buchcover © Bénédicte VAN DER MAAR