Die Bürger der „Speedway-Stadt“ sind entsetzt über die Abrisspläne für das Hotel Pauli und rufen zum Protest auf.

Das älteste Gebäude der „hyggeligen“ (gemütlichen) Kleinstadt Vojens mit rund 7.600 Einwohnern ca. 14 km westlich von Haderslev, das Hotel Pauli, soll abgerissen werden und einem Supermarktneubau Platz machen – Als gäben es in der Kleinstadt nicht bereits genug leer stehende Supermarktgebäude, wovon derzeitig nur eines vorübergehend von Aldi genutzt wird? Ein entsprechender Antrag des Eigentümers auf Abriss des Gebäudes aus der Zeit der Stadtgründung liegt der Kommune vor.

In den sozialen Medien und unter den Einwohnern der Stadt ist inzwischen eine heftige Diskussion über die Abrisspläne entbrannt, denn im Stadtgebiet stehen bereits fünf Supermarktgebäude leer.

Lokalhistorisch interessierte Bürger sind entsetzt angesichts der Pläne, die sich zurzeit in der Anhörung sbefinden und gegen die man noch bis zum 9. Juni Einspruch erheben kann.

Genau dieses sollten die Bürger aber auch tun – Einspruch erheben! So ist es möglich unter http://www.vojensbilleder.dk/ und auf der gleichnamigen Facebookseite, denn mit dem als erhaltenswert eingestuften Gebäude würde Vojens eines seiner ältesten von den wenig verbliebenen historischen Häuser verlieren.

In seiner Bemerkung zur Anhörung macht Jakob Kramer Hero, Administrator der Internetseite vojensbilleder.dk, darauf aufmerksam, dass sich die Vojenser nach der Kommunalreform von der Großkommune Haderslev äußerst stiefmütterlich behandelt fühlen: So seien im Vorjahr mit der Østergade 46 (Povlsbjerggård / Bergbauernhof) und dem P. N. Lagonis Vej 1 (das Kommunalbüro) schon zwei markante Häuser der Stadtgeschichte der Abrissbirne zum Opfer gefallen, ohne dass dies aus infrastrukturellen Gründen notwendig gewesen wäre.

Der Abriss des Pauli Hotels würde den Eindruck zementieren, so Hero, dass man es in Haderslev nicht vermöge nachzuvollziehen, welche Bedeutung Gebäude für die Identität und die Geschichte einer Stadt oder eines Ortes haben: „Wenn die Kommune P. N. Lagonis Vej 1 abreißt und wie geschehen hinterher feststellt, dies sei ein Fehler gewesen und ein halbes Jahr später den Abriss eines historisch noch bedeutsameren Hauses wegen eines Supermarktes genehmigt, dann ist das nicht nur ignorant, sondern schlicht arrogant und dumm.“

Nichts spricht gegen eine wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, indem nicht versucht wird, neue Unternehmen anzusiedeln, aber es muss maßvoll und überlegt geschehen, so dass sowohl die Interessen der Wirtschaft als auch die historischen Befindlichkeiten gleichberechtigt berücksichtigt werden.

Ein Miteinander von Wirtschaft und Geschichte ist stets besser als ein Gegeneinander! Schließlich profitieren beide voneinander, und wer kann der Wirtschaft bessere Rahmenbedingungen vorort schaffen, als es eine intakte Geschichte eines Ortes kann, in dem es sich nur zu arbeiten sondern auch zu leben lohnt?

von

Günter Schwarz – 19.05.2016