Londons Ex-Bürgermeister auf satirischen Pfaden
Die konservative britische Wochenzeitschrift für Politik und Kultur „The Spectator“, die wie Londons abgewählter Bürgermeister Boris Johnson auf dem „Brexit-Kurs“, also für den britischen Austritt aus der EU ist, setzte aus Solidarität zu dem deutschen Satiriker Jan Böhmermann einen Preis in Höhe von umgerechnet rund 1.300,00 Euro für das beste Gedicht gegen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan aus, der den „Brexit-Champion“ Boris Johnson veranlasste, sich auf satirische Pfaden zu begeben und diesen Preis trotz tausender Einsendungen jetzt auch prompt zu gewinnen.
Dass der konservative Ex-Bürgermeister Londons keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die EU macht, ist kein Geheimnis, und sie bereitet auch seinem Premierminister und „Parteifreund“, David Cameron, so manche Kopfschmerzen. Auf seinem Feldzug gegen ein einiges Europa ist Johnson um keinen „lockeren Spruch“ verlegen, der einen Vergleich zu dem derzeitigen Wahlkampf des US-Republikaners Donald Trump keineswegs zu scheuen braucht – mag er noch so skurril sein, Hauptsache er erregt Aufmerksamkeit!. So verglich er erst kürzlich ungeniert die EU mit Nazi-Deutschland in Bezug auf Expansion und „Vorherrschaft“ in Europa, wobei dieser „Seitenhieb“ sicher gezielter gegen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als gegen die EU selbst gerichtet war.
In einem fünfzeiligen Limerick, der einen intellektuellen Briten standesgemäß als einen solchen auszeichnet, sprach Boris Johnson in seinem „Erdogan Gedicht“ über einen „jungen Typen aus Ankara“, der sich mit einer Ziege „die Hörner abstieß“, wobei der Bezug zu Jan Böhmermanns Satiresendung „Neo Magazin Royale“ unverkennbar und sicher auch beabsichtigt ist.
Der prominente konservative Boris Johnson bezeichnete in dem Schweizer Magazin „Weltwoche“ die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Jan Böhmermann ohnehin als „Skandal“, denn wenn jemand einen Witz über die Liebe zwischen dem türkischen Präsidenten und einer Ziege machen wolle, solle er dies in jedem europäischen Land einschließlich der Türkei tun dürfen.
Der Wortlaut seines Witzes über Recep Tayyip Erdogan ist wie folgt:
“There was a young fellow from Ankara
Who was a terrific wankerer
Till he sowed his wild oats
With the help of a goat
But he didn’t even stop to thankera.”
„Ich finde es großartig, dass ein britischer Politiker gezeigt hat, dass Großbritannien nicht vor irgendeinen Kalifen von Ankara buckelt. – Erdogan muss seine Gegner in der Türkei festnehmen. – Kanzlerin Merkel muss Erdogan-Kritiker im eigenen Land anklagen lassen. – Aber wir in Großbritannien leben und atmen frei“, heißt es im „The Spectator“ vom Jury Mitglied Douglas Murray, der Boris Johnson den Preis überreichte.
Das Preisgeld von den bereits erwähnten 1.300,00 Euro kommt laut Ex-Bürgermeister Johnson wohltätigen Zwecken zugute.
von
Günter Schwarz – 20.05.2016