Ein junges Paar von 22 und 21 Jahren aus Gentofte bei København im Norden Sjællands (Seeland) schwärmt für das amerikanische Gangsterduo  Bonnie und Clyde, dass während der Weltwirtschaftskrise in den USA bandenmäßig Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen und kleinere Banken auf dem Land überfiel und dabei 14 Morde hauptsächlich an Polizisten verübte.

So ließ sich das Pärchen von seinen Idolen inspirieren, gestern am Donnerstag einen bewaffneten Raubüberfall auf den Supermarkt Super Brugsen in der Vangede Bygade von Gentofte zu verüben, um ihr Taschengeld für eine bereits gebuchte Reise nach Ecuador aufzubessern.

Doch leider musste das Flugzeug am heutigen Freitagnachmittag ohne sie nach Ecuador abheben, da beide durch das Amtsgericht in Lyngby an den Reiseantritt gehindert wurden und sie jetzt eine einjährige Haftstrafe antreten werden.

Der Staatsanwalt Andreas Juul Bär zeigte sich sehr erfreut über das schnelle Urteil an dem jungen bislang nicht vorbestraften Paar, und er begründete es damit, dass das Paar äußerst rücksichtslos durch die Wahl der Waffen bei der Tat vorgegangen war. Im Interesse der Gesellschaft und der Gerechtigkeit ist das Strafmaß angemessen.

Am Donnerstagnachmittag stürmten die Beiden unter Vollmasken den mit Kunden gefüllten Supermarkt, wobei die Frau mit einem Brotmesser bewaffnet war und der junge Mann ein Brecheisen bei sich trug, mit denen sie das Personal bedrohten. Sie forderten den Geschäftsführer nachdrücklich auf, eine Geldkassette mit ca. 11.000 DKr. Inhalt zu öffnen, was dieser vorgab, nicht zu können, da er keinen Schlüssel zu der Kassette hätte. Daraufhin versuchte der männliche Täter erfolglos, die Kasette mittels seines Brecheisens zu öffnen, und das Pärchen entschied sich kurz darauf, den Markt zu verlassen und die Flucht anzutreten.

Beim Verlassen der Geschäfts mussten sie allerdings feststellen, dass ihr zuvor bereitgestelltes Fluchtfahrzeug, ein Moped, von einem aufmerksamen Bürger vom Abstellplatz entfernt wurde, da ihm das Moped an dem Platz verdächtig vorgekommen war. Also setzten sie die Flucht zu Fuß fort, was zwei Männern auf der Straße vor dem Supermarkt auffiel, da beide sich noch maskiert ungewöhnlich hektisch und schnell von dem Ort entfernten. Beide schlossen sofort daraus, dass es sich um einen Raubüberfall gehandelt haben muss, und so nahm der eine Mann die Verfolgung des jungen Mannes auf, und der andere setzte sich auf die Fersen der jungen Frau. Der Mann, der der Frau gefolgt war, konnte diese schnell ergreifen und festhalten bis die Polizei eintraf, obwohl sie sich die ganze Zeit über sehr gewehrt hatte.

Der Täter war etwas schneller auf den Beinen und entkam seinem Verfolger. Allerdings fiel er aufgrund seiner Maskierung einer Frau auf, die sich in Begletung ihres13jährigen Sohns befand, die auf dem Weg zum Supermarkt waren. Während der Junge geistesgewärtig begann, die Szene mit seinem Handy zu filmen, rief seine Mutter nach Hilfe, woraufhin einige Passanten aufmerksam wurden und dem Flüchtenden zusammen mit dem Jungen folgten. Sobald der Täter gestellt war, gelang es dem Jungen, ihm das Stemmeisen zu entreißen und den Täter damit sogar niederzuschlagen.

„Obwohl ich die Menschen nicht dazu ermutigen kann, derartige zivile Ferstnahmen gut zu heißen und nachzuahmen, bin ich dennoch beeindruckt von dem dem großen Mut und der Kraft der Beteiligten“, sagt Staatsanwalt Andreas Juul Bär. Dennoch sieht sich der Staatsanwalt zusammen mit der Polizei gezwungen, gegen eventuell begangene Gesetzesübertretungen der Verfolger zu ermitteln.

Und „Bonnie und Clyde“ haben jetzt genügend Zeit, gründlich über ihre Idole nachzudenken und sich gegebenenfalls auf andere Idole zu einigen, die weniger zu einer Straftat anregen.

von

Günter Schwarz – 27.05.2016