Das in Eckernförde beheimatete einstige Butterschiff „Andreas Gayk“ muss seinen Liegenplatz und den Hafen  der Stadt bis Ende September verlassen. Dafür werden den Eigentümern die noch ausstehen und die bis dahin fälligen Liegeplatzgebühren in Höhe von 22.500 Euro erlassen. Auf diesen Vergleich einigten die Eigner des Schiffs, Rieke  Boomgaarden und Wolfgang Beyer, mit den Stadtwerken Eckernförde in einem Vergleich vor dem Landgericht Schleswig.

Damit ist das Aus für den ehemaligen „Butterdampfer“ besiegelt, denn die Zukunft des Schiffes ist mehr als ungewiss, das seit 1983 in Eckernförde registriert war und bis 1985 für Butterfahrten zwischen Eckernförde und Sønderborg eingesetzt wurde.

Unter der Baunummer 1280 wurde die „Andreas Gayk“ 1970 auf der Husumer Schiffswerft für die damalige Kieler Verkehrs AG gebaut und zunächst für Butterfahrten von Kiel nach Dänemark eingesetzt. Benannt wurde das Schiff, bei dem es sich um ein Schwesterschiff der „Ostsee“ der Flensburger Förde-Reederei handelt, nach dem ehemaligen Kieler Oberbürgermeister Andreas Gayk (1946 – 1954). Während der Olympischen Sommerspiele 1972 in Kiel diente es als offizielles Regattabegleitschiff.

Ab 1976 wurde das Schiff mehrfach verchartert, bis es 1982 schließlich verkauft und in „Sunshine“ umbenannt wurde. Als „Sunshine“ kam das Schiff 1983 erstmals nach Eckernförde und wurde bis 1985 für Butterfahrten zwischen Eckernförde und Sønderborg eingesetzt. Dann wurde es erneut verkauft und pendelte als „ Rümm Hart I“  als „Butterdampfer“ zwischen Heiligenhafen und Rødby.

Die Rückkehr der „Andreas Gayk“ nach Eckernförde im Dezember 2011 nach dem Ende der Reparaturarbeiten in Arnis. Foto: Peters
Danach ging es 1999 noch nach Ueckermünde, von wo es die polnischen Häfen Trzebież (Ziegenort) und Świnoujście (Swinemünde) anlief, bis es Ende April 2004 dann zunächst in Ueckermünde aufgelegt wurde und bereits Oktober desselben Jahres wieder auf der Flensburger Förde eine Verwendung fand. 2005 und 2006 wurde das Schiff zeitweise vom kleinen dänischen Hafen Gråsten aus eingesetzt. Ab Ende März 2006 war es in verschiedenen Häfen aufgelegt und lief dann im Dezember 2011 erneut Eckernförde an.

Rieke Boomgaarden und Wolfgang Beyer konnten die Stadt dafür gewinnen, den ehemaligen „Butterdampfer“ als ein fahrendes Museum mit Gastronomiebetrieb in Eckernförde wieder anzusiedeln und wollten es dafür umrüsten. Nach ersten Arbeiten am Schiff in Arnis an der Schlei sollten die abschließenden Reparaturarbeiten in Eckernförde abgeschlossen werden, um die Andreas Gayk wieder fahrtüchtig zu bekommen und neben seiner Gastronomie und Saalwirtschaft mit kulturellen Veranstaltungen auch Fahrten auf die Ostsee anzubieten. Doch auch, als das Schiff erneut glänzte und die Säle authentisch restauriert waren, wurde das Ziel nicht erreicht.

Die Liegeplatzgenehmigung, bis das Schiff wieder fahrtüchtig sein sollte, galt für zunächst zwei Jahre, und sie wurde dann nochmals bis zum 31. August 2014 verlängert, doch für die fälligen und dringend notwendigen Reparaturen fehlte das Geld und konnte auch nicht durch Fremdkapital aufgebracht werden. Mit dem Verlust der Liegeplatzgenehmigung war auch die Schank- und Gaststättenkonzession hinfällig, und die frisch zuvor eingerichtete Gastronomie musste wieder schließen. Ein potenzieller Investor zog sich zurück.

Daraufhin zog Boomgaarden die rechtliche Grundlage des Liegeplatzvertrages mit den Stadtwerken in Zweifel und weigerte sich, die von den Stadtwerken erhobenen Liegegebühren mit der Begründung zu zahlen, dass der Vertrag in Teilen der Schleswig-Holsteinischen Hafenordnung und der Eckernförder Hafenentgeltsatzung widerspreche. So erhoben die Stadtwerke Zahlungsklage und das Verfahren endete mit dem bereits eingangs erwähnten Vergleich.

„Der Richter ließ keinen Zweifel an der Rechtmäßigkeit unseres Vorgehens“, erklärte anschließend der SWE Geschäftsführer Steffens. „In der Hafenentgeldsatzung sind solche Sondernutzungen wie Gastronomieschiffe oder Veranstaltungen wie Fischmarkt gar nicht enthalten. Die haben wir zivilrechtlich vereinbart, was auch so in Ordnung ist.“

Boomgaarden habe jetzt den Vorschlag unterbreitet, das Schiff bis Ende September verkaufen und aus Eckernförde entfernen zu wollen, wenn die Stadtwerke im Gegenzug auf die fälligen Liegeplatzkosten verzichten. Darauf einigten sich beide Parteien schließlich in dem Vergleich. Sollte das Schiff nicht bis Ende September den Hafen verlassen haben, erhalten die Stadtwerke einen vollstreckbaren Titel. Nur hat dieser einen entscheidenden Haken, denn damit könnten die Stadtwerke zwar veranlassen, das Schiff abschleppen zu lassen – nur wohin? Wohl kaum ein Hafenbetreiber möchte ein fahruntüchtiges Schiff in seinem Hafen aufnehmen.

Die „Feodora II“ hat Eckernförde den Rücken gekehrt. Foto: Kühl
Damit ist die Vision, bald wieder ein Fahrgastschiff von Eckernförde aus zu betreiben, in weite Ferne gerückt. Denn inzwischen hat auch Kapitän Alexander Klein bestätigt, dass er in diesem Jahr im Gegensatz zu den vergangenen beiden Saisons keine Fahrten mehr mit seiner „Feodora II“ von Eckernförde aus anbieten wird. Er kritisiert die herrschenden Rahmenbedingungen. Der Liegeplatz sei nur schwer einsehbar und die Hafengebühren zu hoch gewesen. Zudem ist das Verhältnis unter den Hafennutzern nicht das Beste gewesen. „Es wäre mir wichtig gewesen, dass die Stadtwerke mal alle an einen Tisch holt und auf einen Konsens hinwirkt, um im Hafen Frieden und das bestmögliche touristische Angebot anzubieten.

Fördefahrten – für bis zu 12 Personen – bietet dann nur noch der Zweimaster „Tu solo Tu“ von Andreas Twesten an.

von

Günter Schwarz – 28.05.2016