Der renommierte und preisgekrönte algerische Schriftsteller Boualem Sansal mit muslimischen Hintergrund, der aus seinen Lebenserfahrungen aus dem muslimischen Algerien schöpft und zudem über umfassende Kenntnisse über Europas Gesellschaften verfügt, vertritt jedenfalls den Standpunkt, die europäischen Gesellschaften steuern in Richtung ihres eigenen Zerfalls zu. Er sagt, der sich unaufhaltsam ausbreitende Islam über Europa wird die europäische Gesellschaft über kurz oder lang sprengen.

Diese erschreckende Warnung sprach er bei einem Interview mit der Zeitung „Welt am Sonntag“ aus, die ihn um das Interview anlässlich der Veröffentlichung seines neuesten Buches mit dem denkwürdigen Titel „2084 Das Ende der Welt“ („2084. La fin du monde „).gebeten hatte.

Boualem Sansal ließ sich bei der Wahl seines Titels zweifelsfrei von George Orwells berühmten Zukunftsroman „1984“ inspirieren, der bei seinem Erscheinen im Juni 1949 für große Furore sorgte und, wie man zugeben muss, in manchen Aspekten bis 1984 sogar Realität wurde. Man erinnere sich nur an den „großen Bruder“, der mit Hilfe seiner „Gedankenpolizei“ ein totalitäres Staatskonstrukt regiert, das keinerlei individuelle Freiheiten mehr zulässt.

Boualem Sansal beschreibt am Beispiel Frankreichs eine Zukunft Europas, das einer islamistischen Diktatur unterworfen wird.

Sansal, der sich selbst als sehr moderater gläubiger Muslim betrachtet, lebt immer noch in Algerien, wo der Islamismus einen „kräftigen Marsch nach vorn“ angetreten hat. In seinem Interview macht er es am Beispiel aus dem Kulturleben fest: „Nach der algerischen Unabhängigkeit am 3. Juli 1962 gab es etwa 150 Kinos und 250 Buchhandlungen im ganzen Land. Jetzt gibt es kein einziges Kino mehr, und die Anzahl der Buchhandlungen hat sich auf ganze vier oder fünf reduziert. Auf der anderen Seite jedoch hat sich die Anzahl der Moscheen um mehrere tausend erhöht!“

Wie viele andere Algerier auch, verbinden Boualem Sansal ganz besondere Beziehungen zu Frankreich, was aus der gemeinsamen Geschichte der beiden Länder resultiert. Er prognostiziert: „Frankreich wird islamisch!“

Die Angst davor stellt sich bereits jetzt unter den Franzosen verstärkt ein. Bei dem Terroranschlag auf Charlie Hebdo  am 7. Januar vergangenen Jahres versuchte man sich noch an eine Erklärung zu klammern, es handele sich bei den Tätern um einzelne „verwirrte“ Islamisten. Die jüngsten Terroranschläge in Paris aber, die ein koordiniertes Vorgehen der Terroristen im 10. Und 11. Arrondissement sowie in der Vorstadt Saint-Denis erkennen ließen, bei denen nach Angaben der französischen Regierung 130 Menschen getötet und 352 verletzt wurden, davon 97 schwer, waren schon von „anderer Qualität“. Die gleichzeitig gezielt erfolgten Angriffe mit der ersten Detonation am Stade de France während des Freundschaftsspiels zwischen der französischen und der deutschen Fußballnationalmannschaft und dem Rockkonzert im Bataclan-Theater sowie gegen die Gäste zahlreicher Bars, Cafés und Restaurants waren minutiös geplant und erfolgten in einem sehr kurzen Zeitfenster von etwa nur 15 Minuten zwischen 21:20 bis 21:35 Uhr. „Es war ein direkter Angriff auf die westliche Kultur und Lebensweise mit Musik, Straßencafés und der Unterhaltung dienende Fußballspiele. Sogar die konservativsten Islamisten wissen, sie können den Westen nicht militärisch besiegen“, sagt Boualem Sansal. „aber sie können den Westen so manipulieren, sich selbst zu zerstören, von innen heraus. Sie spalten die Gesellschaft ganz gezielt, und sollten sie Erfolg damit haben, wofür vieles spricht, so geht diese Kultur früher oder später ohne viel Zutun unter.“

Boualem Sansal verwendet nicht den Begriff Parallelgesellschaften, aber er gibt unmissverständlich zu verstehen, dass der Islam die europäische Gesellschaft in Stücke sprengen wird. Sansal glaubt nicht daran, dass die europäischen Länder den notwendigen Widerstand aufbieten werden, diese Entwicklung zu verhindern. „Dafür fehlt die treibende Kraft“, sagt er, „früher hätten sie den Sinn des Wortes Freiheit mit Inhalt gefüllt. Heute ist der Sinn des Begriffs Freiheit nur noch hohl.“

Der algerische Autor gibt nicht viel auf Deutschland und auf Angela Merkel. Die Frage nach seiner Vorhersagen für das Land lautet: „Deutschland verhält sich völlig naiv. Auf lange Sicht ist Deutschland das Land, das am meisten gefährdet ist.“ Er weist darauf hin, dass Deutschland lange nicht dachte, dass es durch irgendwelche Probleme mit dem Islam beeinflusst werden könnte. Deutsches Denken und Handeln wurde lange Zeit durch die Folgen der Nazis und dem Krieg extrem bestimmt und was durch eine gewisse daraus resultierende Naivität zu einer zu großen Toleranz führte. Es gibt zahlreiche Beispiele, dass einige der fanatischsten islamistischen Kräfte, die aus Algerien vertrieben wurden, in Deutschland als politische Flüchtlinge anerkannt wurden.“

Sansal weist auch darauf hin, dass Deutschland eine riesige türkische Einwanderung erlebt hat. Der islamistische türkische Präsident Erdoğan übt mittels der in Deutschland lebenden Türken einen großen Einfluss auf die gesellschaftliche deutsche Entwicklung aus, die nicht zu unterschätzen ist.

Das Bild, das Boualem Sansal vor uns ausbreitet, sieht recht düster aus. Er hat hautnah erlebt, wie der Islamismus in der arabischen Welt immer stärker wurde. Jetzt sieht er, wie er sich mit unkontrollierter Einwanderung nach Europa weiter ausbreitet. „Ich mag den Islam nicht so, wie er sich nach außen darstellt. Ich glaube nicht daran, und ich stelle fest, er ist nicht nur eine Gefahr, sondern ein großes Risiko, das nicht verharmlost werden darf.“

Sansal ist ein großer Befürworter der Zivilisation, für die er sogar eine Art Liebe empfindet, und er sieht ihre historischen Wurzeln in Europa. „Als Demokrat blicke ich mit großer Sorge unserer Zivilisation untergehen, welche die Menschheit stets vorwärts gebracht hat. – Trotz aller Exzesse, die auch nicht verschwiegen werden dürfen.“

Der Titel seines Romans lautet daher: „2084. Das Ende der Welt“ Dabei denkt er vor allem an Europa und an die europäische Kultur außerhalb Europas.

Sie können das Buch in jeder Buchhandlung unter der ISBN 9782070149933 käuflich erwerben.

von

Günter Schwarz – 01.06.2016