NordArt 2016
Bei bestem “Kaiserwetter”, wie der Schleswig-Holsteiner sagt, öffnete die NordArt 2016 gestern ab 16 Uhr ihre Pforten für den Publikumsverkehr und den „gemeinen Kunstfreund“ im Park der ehemaligen Carlshütte der Familie Ahlmann in Büdelsdorf.
Zur Eröffnung Europas größter Kunstausstellung waren nach unserer groben Schätzung mindestens 1.200 bis 1.500 Kunstfreunde erschienen, was als besonders bemerkenswert zu werten ist, da zeitgleich zur Eröffnung dieser Veranstaltung das Fußballländerspiel Deutschland gegen Ungarn im Fernsehen übertragen wurde. Dass es dennoch so viele Austellungseröffnungsbesucher nach Büdelsdorf aufs ehemalige Hüttengelände zog, ist nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass neben dem bereits erwähnten „Kaiserwetter“ die NordArt seit ihrer Gründung im 1999 zu einer wahren Institution in der Kunstszene geworden ist, die weit über unser Land zwischen den Meeren hinaus strahlt und Kunstliebhaber aus aller Welt anzieht.
Mit den Eröffnungsreden der NordArt begann der Hausherr der Veranstaltung, Herr Julius Ahlmann, der in seiner Rede besonders darauf einging, wie sehr Kunst und Politik miteinander einerseits korrespondieren und andererseits opponieren. So stellt die NordArt seit einigen Jahren jeweils ein Land mit einem eigenen Pavillon in den Fokus. Nachdem der Fokus der vergangenen Jahre auf China, Russland, den baltischen Staaten und der Mongolei lag, konzentriert die diesjährige Ausstellung unter dem Titel „Circle of Life“ auf Israel, das kaum wie ein anderes Land auf der Welt, Einflüsse aus aller Welt in seine Kultur integriert hat, denn bei seiner Gründung durch Holocost Überlebende im Jahr 1948 strömten Juden aus aller Welt in ihren Staat Israel, der ihnen nach fast 2.000 Jahren Nichtexistenz endlich wieder eine geographische Heimat bot.
Die Kuratorin, die für die israelischen Künstler verantwortlich zeichnet, ist Carmit Blumensohn aus Tel Aviv. Die achtundzwanzig Künstler, deren Werke auf der Internationalen Kunstausstellung NordArt 2016 im Israelischen Pavillon vorgestellt werden, repräsentieren die beeindruckende Vielfalt künstlerischen Schaffens in Israel, die in lokale israelische, kulturelle und soziale Themen sowie globale Aspekte eintaucht.
Als zweiter Eröffnungsredner ergriff der Landtagspräsident des Schleswig-Holsteinischen Landtags, Klaus Schlie, das Wort, der zwar eine kürzere Rede als die seines Vorredners, des Hausherrn, ankündigte, dann aber so sehr in das Thema von Kunst im Allgemeinen und der Seele der Kunst und ihre Bedeutung sowie ihren Einfluss auf die Gesellschaft und auch der Politik einging, dass er doch „leicht überzog“ und sich im Landtag selbst an seine ihm zustehende Redezeit erinnern hätte müssen.
Der Büdelsdorfer Bürgermeister, Jürgen Hein, der in diesem Jahr zu letzten Mal in seiner Funktion als Bürgermeister der Stadt Büdelsdorf an der Ausstellungseröffnung teilnahm, erinnerte in seiner Rede besonders an das fünfte Jahr der NordArt im Jahr 2003, als er in seiner damaligen Rede auf die Bedeutung dieser Kunstausstellung einging und darüber spekulierte, wohin der Weg der NordArt noch führen sollte. Nicht verhehlen konnte Jürgen Hein, dass sich seine Erwartungen von damals mehr als erfüllt hätten und weit darüber hinaus entwickelt haben.
Auf der diesjährigen NordArt 2016 präsentieren sich wie in jedem Jahr erneut 250 Künstler aus insgesamt 50 Staaten aus der Malerei sowie aus der Bildhauerei, wobei die Skulpturen vornehmlich im Außengelände des Ahlmann Parks zu sehen sind und die Bilder in den ehemaligen Werkshallen der einstigen Ahlmann Carlshütte ausgestellt werden.
Was uns aufgefallen ist, wobei die Verleihung des Jury-Preises des besten Kunstwerks aus dem Jahr 2015 an den chinesischen Künstler Liu Yonggang und seinem Werk, einer überdimensionierten kaligraphischen Stahl-Skulptur in den Farben schwarz, rot, gold fiel, ist der Umstand, dass die Kunst unserer Meinung nach „aus dem Ruder“ zu laufen droht, wenn sich die Aufmerksamkeit gerade von Juroren, die sich in der Kunstszene auskennen, auf „Monumentalwerke“ richtet. Auch in diesem Jahr ist wieder ein chinesischer Künstler namens Liu Ruowang dabei, der mit seinen 36 überdimensionierten Affenmenschen von bis zu 3,8 m Höhe im Außengelände für Aufsehen sorgt und zudem noch ein Wolfrudel von 109 übergroße Wölfe in einer der Halle ausstellt.
Unter den Tisch fallen bei „diesen Dimensionen“ jene kleinen Künstler, die oft unterernährt in ihren kleinen Ateliers arbeiten und auch jede Menge Ideen und Kreativität haben und diese doch nicht so umsetzen können, wie sie es gerne möchten und auch könnten, weil ihnen ganz einfach die finanziellen Mittel dazu fehlen.
Bei den Chinesen steht mit Sicherheit ein ganzer „Staatapparat“ dahinter – mit einem Mitarbeiterstab des sogenannten „Künstlers“, der dem eines großen Industriebetriebes gleichen dürfte. Das kleine, selbständig arbeitende Künstler aus der wahren Kunstszene gegen diese „Fabrikanten“ kaum eine Chance haben, dürfte jedem klar sein, obwohl es dagegen zusteuern gilt, um Kunst nicht eines Tages auch noch zu einer Industrieware verkommen zu lassen und Kunst politisch zu instrumentalisieren, wie es gerade in China aber auch Russland und einigen anderen Staaten geschieht.
Ein Beispiel, welches uns aufgefallen ist, ist die junge serbische Künstlerein Nevena Vuksanovic mit ihrem Kunstwerk „Komodowaran“, die an ihrer Skulptur etwa 3 Monate lang arbeitete und zusätzlich 6 Wochen bei den Aufbauarbeiten der NordArt half, um es sich finanziell überhaupt leisten zu können, auf dieser renommierten Kunstausstellung ausstellen zu können.
von
Günter Schwarz – 05.06.2016
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