Ein 46-jähriger Leiter eines Jugenclubs in København befindet sich seit Dezember in Haft. Ihm wird der organisierte Handel mit 312 Kilogramm Haschisch vorgeworfen.

Die Staatsanwaltschaft des Stadtgerichts København fordert die Ausweisung des Beschuldigten aus Dänemark. „Ich denke, dass es ihm drei Jahren Gefängnis kosten sollte, und trotz der Tatsache, dass er drei Kinder in Dänemark hat und seit 45 Jahren in Dänemark lebt, muss er aus Dänemark abgeschoben werden, „, sagte Staatsanwältin Sabrina Eifler am Donnerstag in Københavns Stadtgericht.

Zwei weitere Personen, die auch in dem Jugendclub beschäftigt waren, sind ebenfalls in dem Fall verwickelt. Eine vierte Person wurde schon zuvor zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Bei der polizeilichen Haussuchung in der Wohnung des Jugendclubleiters konnten 80,9 Gramm Haschisch und 24.900 DKr. (3.230 Euro) in einem wasserdichten Behälter im Aquarium sichergestellt werden. Auch fand die Polizei Videoaufnahmen in der Wohnung, die im Rahmen der Ermittlungen auch abgehört worden war, und diese Abhöraufzeichnungen bestätigen die Bildaufzeichnungen des Beschuldigten zusätzlich. Eine Videoaufnahme zeigt den Beschuldigten, der von einem Jugendlichen in seiner Wohnung besucht wird und wo sie vor etwa 200 Kilogramm Haschisch am Boden sitzen und lachen, während sie gemeinsem einen Joint rauchen.

Krimineller Hintergrund von Vorteil

Es ist populär, ehemals kriminelle Einwanderer für kriminalitätsanfällige Jugendliche einzusetzen. Oft sind die Vorbilder, die auch eine kriminelle Biografie haben, genau die, die ein Gewinn in der Prävemtionsarbeit sind, heißt es. Ihnen wird ein besseres Verständnis für die Situation kriminaltätsanfälliger Jugendlicher zugesprochen, und es wird ihnen nachgesagt, dass sie leichter den Zugang zu jungen Menschen finden, da sie aus eigener Erfahrung ihre Situation kennen.

Das ist dennoch der falsche Ansatz, und es ist eigentlich auch Unsinn. Wenn diese Begründung  richtig wäre, dann wäre man auch eine bessere Krankenschwester sein, wenn man selbst einmal krank war, oder ein besserer Psychologe ist derjenige, der selbst schon psychische Probleme hatte. Ein guter Therapist für Magersüchtige ist jener, der auch versucht hat, sich selbst zu Tode zu hungern, und ein besserer Antigewaltexperte ist nur der, der zuvor Islamist oder Mitglied einer militanten antifaschistischen Organisation war.

So erwartet schließlich niemand, dass ein Polizist schon strafrechtlich in Erscheinung getreten sein muss, nur um anschließend gesetzestreu und selbstbewusst in der Verbrechensvorbeugung tätig zu sein. Es ist einfach falsch, beurteilen zu wollen, welche unbedingten Voraussetzungen Vorbilder für junge Menschen mitbringen müssen, um erfolgreich auf diesem Gebiet arbeiten zu können.

Ist es jemand, der vielleicht selbst ein „System-Mentor“ hatte und sich selbst nur so als „System-Mentor“ einbringen kann, oder ist es jemand, der zeigen kann, wie sich ein ganz normales Leben abspielt und in welchem Netzwerk sich dieses bewegt?

Stopp für die Rekrutierung krimineller Vorbilder

Finn Rudaizky (Dansk Folkeparti / Dänische Volkspartei) ist Mitglied des Kopenhagener Stadtrats, und er glaubt, dass dieser Fall beweist, dass die Berufungskommissionen der Gemeinden umdenken müssen. „Der angeklagte Jugenclubleiter ist bereits zuvor wegen des Besitzes von Cannabis für schuldig befunden und verurteilt worden. Aber trotzdem hatte es keine Auswirkungen für ihn, eine Tätigkeit in leitender Position in der Jugendarbeit für die Stadt København übertragen zu bekommen“, beschwerte sich Finn Rudaizky.

Es ist noch nicht bekannt, wann der Beschuldigte vor Gericht stehen und wie das Urteil lauten wird.
Auf jeden Fall muss jetzt ein Ende mit der Beschäftigung von ehemals schwer Kriminellen in der Jugendarbeit mit kriminell gefährdeten Jugendlichen haben. Die Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) hat bereits seit langem auf dieses Problem hingewiesen und Sozialisten, Sozialdemokraten, Liberale und die Einheitsliste haben dem zugestimmt, aber die Praxis wurde in unverantwotrtlicher Weise unverändert fortgesetzt. Jetzt setzt sich die Partei im Sozialauschuus der Stadt København nochmals dafür ein, dieses Problem erneut anzusprechen. Die Sitzung des Sozialausschusses findet am 15. Juni statt, und man will den Antrag einbringen, die Praxis sofort zu abzuändern und junge Menschen aus dem kriminellen Milieu nicht länger kriminellen Jugendleitern auszuliefern, die sie nur weiter in die Kriminalität führen.

von

Günter Schwarz – 07.06.2016