Im Moment probt ein 40köpfiges Ensemble von Schauspieler/innen, Tänzer/innen und Schauspiel- sowie Tanzschülern in Hamburg an einem Tanztheater nach einer Adaption von Pushkin. Die schauspielerische und tänzerische Qualität ist beeindruckend und ließe sich durchaus auf einer der »großen Bühnen« aufführen – nur bezahlen die nicht dafür. Und überhaupt ist es ja immer so eine Sache mit „Laientheater“. Dass es sich in diesem Fall keinesfalls um »Laien« handelt, sondern um ausgebildete Tänzer und Schauspieler, wird dem Zuschauer sicherlich auffallen – der Theaterwelt ist es erst einmal egal.

Während also »Laien« sich darum bemühen, die Kultur von Tanz und Theater quasi in ihrer Freizeit weiterleben zu lassen, quälen sich die regulären Bühnen von Spielzeit zu Spielzeit. Den Schauspielern, Tänzern, Musikern und Sängern droht dabei ständig die Arbeitslosigkeit – mit einer Unterbezahlung hat man sich weitestgehend abgefunden. Laut einer Rechnung der »freien Gewerkschaft für Schauspieler« können gerade 7% der hauptberuflichen Schauspieler in Deutschland von ihrem Beruf leben. Der Rest geht zum Amt oder hält sich mit Gelegenheitsjobs irgendwie über Wasser.

»Nun – was will man auch mit Theater?!«, mag man nun einwerfen. Schließlich haben wir ja den Tatort, diverse Unterhaltungssendungen oder eine Fülle von Serien aus den USA. Dass sich das »Gewerbe« dabei durchaus ergänzt, vergisst man schnell. Wie würde uns der Tatort zum Beispiel gefallen, wenn man sich sogenannter »Schauspieler« bediente, wie sie bei »GZSZ« oder »Berlin – Tag und Nacht« engagiert sind. Eine gruselige Vorstellung, oder? Die erfolgreichsten deutschen Schauspieler, bis auf sehr wenige Ausnahmen, blicken auf einen jahrelangen Werdegang an Theatern zurück. Ein Theater ist also quasi die »Zukunftsschmiede« für einen gelungenen und spannenden Fernsehabend – mit überzeugenden Schauspielern.

von
Michael Schwarz – 9.06.2016