Das Kieler Chapter der Bandidos hat in einem Schreiben an das Landeskriminalamt seine Auflösung bekanntgeben. Weitere Hintergründe wurden bisher nicht bekanntgegeben.

Das erst im Februar gegründete Kieler Chapter der Rockergruppe Bandidos hat sich wieder aufgelöst. Demnach habe sich die Gruppe am 7. Juni 2016 per Fax an das Landeskriminalamt gewendet und ihre Auflösung „mit sofortiger Wirkung“ bekanntgegeben, wie das Landeskriminalamt (LKA) bestätigte. Da die Ortsgruppe der Hells Angels per Gerichtsbeschluss bereits 2012 verboten wurde, gibt es in Kiel (offiziell) jetzt keine Outlaw-Motorcycle-Gang mehr.

Über die Geschäftstätigkeit und Mitgliederzahl der Bandidos Kiel lagen dem LKA bisher ojhnehin keine gesicherten Erkenntnisse vor. In den vergangenen Wochen seien sie mit ihren Kutten und Motorrädern in der Stadt präsent gewesen, sagte Jana Maring vom Landeskriminalamt. „Sie waren wahrnehmbar.“ Über die Hintergründe der Auflösung sei bisher nichts bekannt. Die Mitarbeiter des Sachgebiets „Rocker und Milieu“ ist nun damit beauftragt, nähere Hintergründe zu ermitteln.

Ob die Auflösung mit einem blutigen Vorfall zwischen mutmaßlichen Mitgliedern der Bandidos und einem Hells Angel-Rocker Ende Mai in Dägeling im Kreis Steinburg im Zusammenhang steht, wollte das LKA nicht bestätigen. Der Hells Angel wurde dabei durch einen Messerangriff am Oberarm sowie durch Reizgas schwer verletzt und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Drei von vier Tatverdächtigen im Alter zwischen 24 und 34 Jahren, Mitglieder der Rockergruppe Bandidos, wurden kurzdarauf in Elmshorn festgenommen.

Von 2009 bis 2012 tobte im Norden ein Rockerkrieg. Nach mehreren Auseinandersetzungen rivalisierender Gruppen folgten damals Verbote von Ortsgruppen der Hells Angels in Flensburg (2010) und Kiel (2012) sowie der verfeindeten Bandidos in Neumünster (2010). Seitdem war es eher ruhig in Schleswig-Holstein.

Bei den mutmaßlichen Tätern handelte es sich um Bandidos aus dem Bereich Kiel/Neumünster und bei dem Opfer um ein Mitglied der Hells Angels aus Hamburg. Die vier Männer hätten dem 36-Jährigen aufgelauert. Der Mann musste demnach in einer Itzehoer Klinik operiert werden.

Nach Angaben des Landeskriminalamtes waren die vier Tatverdächtigen nach dem Vorfall in Dägeling in einem Auto geflohen. Ihre Fahrt stoppten sie jedoch im Bereich Elmshorn und flohen von dort zu Fuß weiter. Drei von ihnen konnten Beamte noch am Montagabend festnehmen. In ihrem Wagen stellten die Beamten Waffen und Beweismittel sicher. Die Hintergründe der Tat auf offener Straße sind noch unklar.
Die Bekämpfung der Rockerkriminalität ist nach wie vor ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit des Landes.

Im nördlichsten Bundesland gibt es Ortsgruppen verschiedener Motorradclubs. Auch entsprechende Unterstützerclubs – sogenannte Supporter – existieren. Und es werden wieder mehr: 2013 hat sich das Charter der Hells Angels in Lübeck aufgelöst – wohl um einem Verbot zuvorzukommen. Im zweiten Halbjahr 2015 traten Rocker dort nach Polizeiangaben aber wieder als MC Lubeck in Erscheinung.

Nach Auflösung dieser Ortsgruppe sind in Schleswig-Holstein nunmehr noch zwei Bandidos Chapter mit den Ortsbezeichnungen Segeberg und Padborg existent.

von

Günter Schwarz – 11.06.2016