In dem Zeitraum vom 9. Bis zum 14. Juni fanden die Wahlen der Studierendenvertretung Asta (Allgemeine Studierendenausschuss) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zum Studierendenparlament statt, an der erstmals der Bund Freiheitlicher Studenten (BFS) an den Start ging. Die Nähe dieser

Hochschulgruppe zur rechten Partei Alternative für Deutschland (AfD) wurde dabei sicher wohlwissend im Vorwege der Wahl verschwiegen, da der Asta bereits seit Jahresbeginn eine Zunahme rechter Gewalt an der Uni registrierte und durch die Zusammenarbeit mit der bundesweit einmalige Kooperation mit zebra e.V. gegenzusteuern versucht.

Doch das Internet kennt keine Geheimnisse: So erwies sich, dass mindestens drei Mitglieder der BFS-Liste für die Asta-Wahl sind für die Partei AfD oder ihre Nachwuchs-Organisation, die Junge Alternative, aktiv.
Die Partei AfD (Alternative für Deutschland) drängt in Kiel an die Universität. Erstmals ist bei den Asta-Wahlen auf dem Campus ein Bund Freiheitlicher Studenten (BFS) angetreten. Allerdings mit mäßigem Erfolg: Drei Prozent der Stimmen bescheren dem BFS lediglich einen einzigen Sitz in der 21-köpfigen Studenten-Gremium der der Universität.

Die BFS-Liste bezeichnet sich selbst in einem Video als parteipolitisch unabhängig. Doch haben Internet-Aktivisten schnell herausgefunden, dass es sich im Grunde um den AfD-Nachwuchs handelt. Teja Arne Teufel etwa ist Vize-Vorsitzender der Jungen Alternative SH, Daniel Babe sein Schatzmeister, Stefan Madaus wird als Assistent der AfD-Geschäftsleitung auf Landesebene geführt. Und ebenso wie Marvin Mielke, der noch vor zwei Jahren die CDU-Jugend angeführt hatte, finden sich fast alle Namen der siebenköpfigen Liste auch im Mitgliedsverzeichnis der Alten Königsberger Burschenschaft Alemannia zu Kiel.

Diese Burschenschaft wiederum hatte vor nicht allzu langer Zeit über den sogenannten „Arier-Paragraphen“ diskutiert, wie Steffen Regis sagt, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (Asta) an der Christian-Albrechts-Universität. Bei diesem Paragraphen geht es um den Nachweis der deutschen Herkunft, den eben Migrantenkinder nicht bieten können. „Das zeigt, dass Burschenschaften (mit ihren Studentenheimen) nicht nur die netten Vermieter sind“, so Regis.

Nach seinen Worten ist die BFS-Liste auf dem Campus bisher nicht in Erscheinung getreten, die Namen tauchten in der Hochschulpolitik kaum auf. Mit der Campus-Union der CDU, den Hochschulgruppen (HSG) der Grünen, der SPD-Jusos oder der Liberalen sind die etablierten Parteien allesamt an der Universität vertreten – insofern schließt die BFS-Kandidatur nur den Kreis. Was Reggis und seine Uni-Freunde allerdings stört, ist die verheimlichte AfD-Nähe. Außerdem zielen BFS-Forderungen wie die Abschaffung des Pflicht-Semestertickets – das den Studenten die kostenlose ÖPNV-Nutzung im Kieler Raum bietet – oder die Privatisierung des Studentenwerks auf Kernbereiche des studentischen Lebens. Das würde die soziale Infrastruktur zerschlagen, warnen die zahlreichen BFS-Kritiker.

Regis fragt sich, warum die BFS überhaupt angetreten ist. Man muss wissen, das Jusos und Grüne seit Jahren durchweg zwei Drittel der Sitze im 21-köpfigen Studi-Parlament einnehmen. Rechnet man noch die eher pragmatische Fachschaftsliste hinzu, bleiben für Liberale und Konservative meist nur wenige Plätze übrig. „Und jetzt kommt eine Liste von Rechtsaußen hinzu“, wundert sich Regis. Nach dem Ergebnis von gestern Abend erreichen Campus-Union, junge Liberale und BFS zusammen fünf Sitze – dem stehen 16 Plätze von jungen Grünen, Jusos und Fachschaften gegenüber.

von

Günter Schwarz – 16.06.2016