Kormorane an der Vidå – zum Schutz der Schnäpel – dezimieren
Wir berichteten kürzlich am 14. Juni über die die Absicht des dänischen Umwelt- und Nahrungsmittelministers, Esben Lunde Larsen (Venstre / sozialliberale Partei), gegen die als „Fischräuber“ bekannten Kormorane vorzugehen und deren Abschuss an Wasserläufen mit Kormoranproblemen vom 1. August bis zum 31. März zu erlauben. Auch sollen in diesen gefährdeten Gebieten Brutplätze und Gelege der Vögel mit staatlicher Genehmigung zerstört werden dürfen.
Bereits vor einigen Wochen hatten Biologen der Dänischen Technischen Universität (DTU) Lyngby bei København über eine dramatische Dezimierung der unter Naturschutz stehenden Schnäpel im Bereich der 69 km langen Vidå (Wiedau) unmittelbar nördlich der deutsch-dänischen Grenze durch Kormorane berichtet.
Lasse Fast Jensen, Biologe am Fischerei- und Seefahrtsmuseum in Esbjerg, der seit Jahren in Verbindung mit den teuren Schutzmaßnahmen für die zeitweise nur noch in der Vidå überlebende Fischart an Forschungsprojekten beteiligt ist, berichtet, dass bei seinem Projekt mit markierten Schnäpeln deutlich geworden war, dass viele dieser Exemplare von Kormoranen geschnappt worden sind. „Wir haben das an Bäumen festgestellt, unter denen in der Vidå Hydrophone aufgestellt waren, die schwimmende Schnäpel registrieren sollten. Dort konnten wir Reste der verspeisten Schnäpeln finden, samt Markierung. Es ist in höchstem Grade nötig, dass man auch an der Vidå die Kormorane vertreibt“, so der Biologe, der aber auch darauf hinweist, dass es bei der Bestandsentwicklung der Schnäpel auch eine Rolle spiele, dass sie gute Laichplätze in den Vidåzuflüssen finden. Die Fische, die zum Laichen ins Süßwasser schwimmen, können nach Beseitigung der Barrieren, wie an der Tønderner Wassermühle, wieder vom Wattenmeer aus als Laichplätze geeignete Auen und Bäche erreichen.
Fast Jensen berichtet über viele interessante Forschungsresultate. „Die Schnäpel wandern schon im August zum Laichen aus dem Wattenmeer in die Vidå. Sie halten sich auch im Bereich des Lister Tiefs und im gesamten Wattenmeer auf“, berichtet der Biologe. Leider seien aber viele Hydrophone im Watt bei Stürmen verloren gegangen, weshalb es nur wenige Registrierungen markierter Schnäpel im Meer gibt. Wenig wisse man aber über den Verbleib der jungen Schnäpel, die ins Meer zurückschwimmen, nachdem sie nach der Eiablage im November in Vidåzuflüssen über den 2,4 km langen Højer-Kanal in Richtung Wattenmeer getrieben werden.
Der Schnäpel ist auch als Maräne oder Rindling bekannt und gehört zur Familie der Lachsfische der Gattung der Felchen, Renken oder Maränen. Der Fisch wird im ausgewachsenen Zustand bis zu 1,2 m lang und lebt in der offenen See und in brackigen Gewässern. Zum Laichen benötigt der Schnäpel allerdings stark strömende und seichte Gewässer mit steinigem oder kiesigem Grund. Die Jungfische bleiben für ein Jahr in den Brackwassern, bevor sie den Elterntieren ins Meer folgen.
von
Günter Schwarz – 18.06.2016