Eine kurze Geschichte, ein Film und ein Gesetzbuch sind Beispiele für Unterrichtsmaterialien, über die sich muslimische Schüler/innen beschweren und weswegen sie Unterricht boykottieren.

Eine kurze Geschichte von der dänischen Schriftstellerin Naja Marie Aidt, ein Film unter dem Titel „Eine königliche Affäre“ und die dänische Verfassung sind drei Beispiele für Unterrichtsmaterial, in denen eine Gruppe von muslimischen Schüler/innen unterrichtet wurden und über die sie sich sogar in Erwachsenenbildungseinrichtungen in der Metropolregion beschweren.

Dennis Elgaard Jensen, der ein Vertreter der Schüler/innen an der Volkshochschule Hvidovre bei København erlebte etwa zehnmal während seiner zwei Jahre an der Schule, dass muslimische Schüler/innen die Klassen und den Unterricht verlassen haben.

„Es können Themen mit sexuellem Bezug sein, ist können Filme mit Nacktszenen sein, oder es können kritische Texte über den Islam sein, die sie zur Flucht aus dem Unterricht verlassen“, sagt er.

Bis vor kurzem war Søren Sølvhøj Skovbo Lehrer an einer fortbildenden Schule und einer Vplkshochschule in København Syd. Auch er erlebte, dass die Schüler durch seine Wahl der Unterrichtsmaterialien verärgert oder beleidigt waren.

„Es lehnten sich einige Schüler/innen dagegen auf, dass ich ihnen die Kurzgeschichte „Bulbjerg“ von Naja Marie Aidt aus dem Buch ,Baiter‘ zu lesen und zu analysieren gegeben hatte, denn darin sind sexuell explizite Inhalte enthalten“;, sagt Søren Sølvhøj Skovbo.

Ein Lehrer berichtet über Schüler/innen, die gegen Möbel und Einrichtungen im Klassenzimmer getreten haben, als er ihnen Unterricht über Demokratie gegeben und über Gleichheit, Freiheit und der Meinungsäußerung gesprochen hatte.

Einige Pädagogen neigen als Folge daraus bereits dazu, bestimmte Bücher, Texte und Filme über Sexualität, Nacktheit oder Kritik am Islam möglichst zu vermeiden, um keine Schüler/innen zu beleidigen und zu provozieren, um Konflikte zu umgehen.

Das beunruhigt die Professorin Tina Magaard von der Universität Aarhus, die den Islam erforscht. „Es ist ein Problem, weil es nämlich bedeutet, dass ein paar extreme Schüler/innen bestimmen können, wie wir den Unterricht zu gestalten haben und was wir den Schülern vermitteln. Und das geht natürlich gar nicht!“

Dieser Meinung schließt sich auch Peter Zinckernagel, Rektor der Volkshochschule København Syd, an und rät: „Wenn die Lehrer zu ängstlich mit spezifischen Unterrichtsmaterialien sind, sollten sie den Mut aufbringen, den Unterricht so zu gestalten, wie der Lehrplan ihn vorsieht und sich dadurch nicht von ein paar Provokateuren abbringen lassen!“

von

Günter Schwarz – 18.06.2016