Eine vierköpfige Gruppe Jugendlicher vermutlich »südländischer Herkunft« soll am Sonntagabend im Bereich der Musikbühne an der Hörn gegen 20:30 Uhr eine Frau unsittlich berührt haben. Als der Partner der Frau dazwischen gegangen ist, sei er von den Jugendlichen geschlagen worden.

Nach Angaben der Geschädigten trugen die Täter die Haare hochgegelt und an den Seiten kahl rasiert. Einer der jungen Männer soll ein gelbes T-Shirt und eine Jogginghose getragen haben. Ein weiterer sei komplett rot gekleidet gewesen. Zu den anderen beiden Personen liegt keine Täterbeschreibung vor.

Trotz der zusätzlich eingerichteten mobilen Wachen im Gebiet der Kieler Woche, erhielt die Polizei erst rund zwei Stunden später Kenntnis von dem Vorfall. Nach einer Fahndung wurden vier Personen im Alter von 16 bis 21 Jahren vorläufig festgenommen, die wegen einem nicht ausreichenden Tatverdacht jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.

Die Polizei sucht nun nach weiteren Zeugen, die Angaben zum Vorfall, den Tätern und Tathergang machen können. Hinweise nimmt die Polizei unter 0431-160 3333 entgegen.

»Nicht erst seit den Anschlägen von Paris und Brüssel und den Ereignissen der Silvesternacht in Köln sind wir uns der großen Bedeutung des Themas Sicherheit in Bezug auf die Kieler Woche bewusst«

, erklärt Arne Ivers, Pressereferent der Stadt Kiel. Das Thema der sexuellen Belästigung werde sehr ernst genommen, sagt Ivers. Das Sicherheitskonzept der Kieler Woche werde seit Jahren an die aktuellen Gegebenheiten angepasst, um Szenen wie in Köln, Hamburg oder Darmstadt zu vermeiden. Das dichte Gedränge der Kieler Woche ist allerdings genau der Zustand, den die Täter in der Nacht des 31. Dezember und bei dem Schlossgrabenfestes Ende Mai in Darmstadt ausgenutzt haben. Im vergangenen Jahr gingen laut Matthias Arends, Sprecher der Polizeidirektion Kiel, zwei Anzeigen wegen sexueller Belästigung während der Kieler Woche ein.

Seit der Sylvesternacht hat sich das Bewusstsein für sexuelle Belästigung weitestgehend verschärft. Auch die Medien haben ihren Teil dazu beigetragen, dass Übergriffe in Schwimmbädern oder Stadtfesten überwiegend auf das Konto »südländischer Zuwanderer« verbucht werde.

Auch wenn es sich, wie in diesem Fall, um Südländer gehandelt haben scheint, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass es sich tatsächlich um Asylanten gehandelt hat. Sehr viel wahrscheinlicher wären »übermotivierte Jugendliche«. Dass sich diese ebenfalls aus einem Migrationshintergrund rekrutieren, ist eine Herausforderung, die sich nicht generell mit Sicherheitskonzepten für Veranstaltungen lösen lässt. Die Verantwortung einer langfristigen Sicherheit liegt also nicht in den Händen der Polizei, sondern in der Politik.

von
Michael Schwarz – 21.06.2016