Mysteriöse Mærsk-Geisterschiffe aus der Türkei nach Libyen?
Ein großes Geheimnis herrscht um etwa vier oder fünf Schiffe, die auf dem Weg von Istanbul aus der Türkei nach Libyen mit Waffen und Munition zu Basen des islamischen Staats sein sollen. Offenbar hat bislang niemand die Geisterschiffe gesehen, die sich auf ihrem Weg durchs Mittelmeer befinden.
Auch Schiffe der EU-Marineoperation operieren vor der libyschen Küste, wie beim EU-Außenministertreffen vor wenigen Tagen beschlossen wurde, um die Zusammenarbeit mit der NATO auszudehnen und effizienter zu gestalten.
Der Flotteneinsatz hatte bisher das vornehmliche Ziel, den Menschenschmuggel aus Nordafrika zu bekämpfen und die zerbrechlichen und überfüllten Boote zu beschlagnahmen, und die Flüchtlinge an Bord zu nehmen, um sie nach Libyen zurückzubringen. Aber natürlich ist es eine wichtige zusätzliche Aufgabe zu versuchen, Waffenlieferungen für muslimische Dschihadisten in Libyen zu unterbinden.
Das setzt doch voraus, dass Transporte durchgeführt werden. Die israelische Marine hat bereits Schiffe aufgebracht, die Waffen aus der Türkei und dem Jemen an die Hamas in den Gazastreifen transportierten. Aber auch die Israelis haben bisher noch nicht über Entdeckungen von Geisterschiffen aus Istanbul in Richtung Libyen berichtet.
Die einzige Bestätigung ihrer möglichen Existenz ist witzigerweise ein Dementi der französischen Tageszeitung Le Figaro. Die Zeitung veröffentlichte ein Foto von einem Schiff, auf dem man deutlich mehrere blaue Container der dänischen Mærsk Reederei sehen konnte. Dieses veranlasste die besagte Reederei umgehend, der Le Figaro eine Protestnote zuzusenden, dass sich das Unternehmen nicht an irgendwelchen Waffenlieferungen nach Libyen beteiligt.
Natürlich nicht, denn die Zeitung brachte sofort eine Gegedarstellung. Niemand kann jedoch wissen, ob die Dschihadisten es in der Türkei geschafft haben, Mærsk Container zu stehlen um diese für Waffentransporte zu verwenden. Aber es besteht wohl eher die Möglichkeit, dass Le Figaro sich hat hinreißen lassen, Archivfotos von irgendeinem Containerschiff zu veröffentlichen.
Vielleicht kommen die Schiffe auch nicht aus Istanbul. Es ist auf jeden Fall ungemein schwer, den Hafen von Sirte anzulaufen, den die Truppen der libysche Regierung erst kürzlich wieder aus der Gewalt des islamischen Staates zurückerobert haben
Aber Gerüchte über die mysteriösen Geisterschiffe werden durch den Mangel an Vertrauen genährt, dass die Türkei mit falschen Karten bezüglich der Bedrohungen durch Islamisten in Europa und Nordafrika spielt.
von
Günter Schwarz – 22.06.2016